Made in Germany: Leistungsstarke Prozessorkühlung von Thermal Grizzly
Made in Germany
- 07.11.2024

Herr Hartung, bitte erklären Sie als Erstes, was man unter Overclocking versteht.

Welche Nutzer setzen das "Übertakten" von CPUs und Grafikkarten ein und welche Probleme entstehen dabei?
Übertakten ist grundsätzlich nichts Neues. Ich erinnere mich noch an unseren ersten PC mit einem Intel 486DX-33 Prozessor, der mit satten 33 MHz lief. Das war Mitte der 90er-Jahre. Auch wenn das noch vor meiner Overclocking-Karriere war, gab es damals schon Enthusiasten, die solche CPUs auf 50 MHz übertaktet haben. Somit war theoretisch bereits damals eine Leistungssteigerung von 50 Prozent ohne direkten Aufpreis möglich – und das ist der Grundgedanke des Overclockings.Alle Halbleiter-Chips werden mit einer Zielfrequenz gefertigt, wobei es Fertigungstoleranzen gibt. Dadurch lassen sich manche Chips mehr und manche weniger stark übertakten. Es ist somit fast immer möglich, durch manuelle Optimierungen die Leistung zu erhöhen, vorausgesetzt, die Kühlung ist entsprechend gut ausgelegt. Denn Overclocking führt meistens zu einer gesteigerten Leistungsaufnahme und damit verbunden auch zu größerer Abwärme, die über entsprechende Kühlung abgeführt werden muss.
Wie verlief Ihr ganz persönlicher Weg in die Extrem-Overclocking-Szene?
Ich hatte schon früh den Weg zum Gaming gefunden und mit etwa 14 oder 15 Jahren wollte ich unbedingt einen neuen Gaming-PC für das anstehende Battlefield 2. Also musste ich sparen und mir das nötige Geld durch kleine Jobs wie Zeitungen austragen und Ferienjobs verdienen. Das hat leider etwas länger gedauert als gedacht, weshalb ich viel Zeit hatte, mich mit dem Thema Hardware zu beschäftigen: Was kaufe ich für mein Geld und wo bekomme ich die meiste Leistung? Ich habe diverse Magazine wie "PC Games Hardware" gelesen und mir so ein Basiswissen erarbeitet. Dadurch wuchs mein Interesse an der Materie mehr und mehr.Mit dem neuen PC konnte ich Benchmarks durchführen und so die Leistung genau messen. Mit Overclocking war es dann möglich, diese weiter zu erhöhen. Und dann ging ich den "normalen Weg", wie ich das gerne nenne: von Luftkühlung über Wasserkühlung bis hin zum Kühlen mit -78 Grad kaltem Trockeneis und schließlich zu -196 Grad kaltem flüssigem Stickstoff. Die extremen Kühlmethoden hatten dann allerdings nichts mehr mit Gaming zu tun; es ging nur noch darum, das Maximum aus den Komponenten herauszukitzeln.
Mit Ihrer Firma Thermal Grizzly Holding haben Sie Ihr Hobby zum Beruf gemacht und schaffen professionell Abhilfe gegen zu hohe Betriebstemperaturen. Welche Komponenten bieten Sie an und wie funktionieren sie?

Sind die Komponenten mit allen marktgängigen CPUs kompatibel?
Unsere Wärmeleitmittel sind mit allen gängigen CPUs kompatibel und finden sowohl im kleinen Office PC, Gaming PC als auch im Server-Bereich Verwendung. Selbst im Industriebereich abseits von CPUs kommen unsere Lösungen zum Einsatz.Sind alles Eigenentwicklungen? Wenn ja, woher haben Sie Ihr Know-how und wo lassen Sie fertigen? Alles "Made in Germany"?
Ja, alle Produkte werden von uns selbst in Deutschland entwickelt und zum großen Teil auch in Deutschland produziert. Ich selbst habe Mechatronik und Mikrosystemtechnik studiert, was sich intensiv mit der Halbleiterfertigung und den damit verbundenen Prozessen beschäftigt. Dadurch hatte ich bereits eine gute Basis und mittlerweile haben wir ein großes Team von Ingenieuren und Spezialisten, die sich um Produktion und Entwicklung kümmern.Einige Wärmeleitmittel und deren Rohstoffe werden für die Massenproduktion noch in asiatischen Ländern wie Japan, China und Taiwan gefertigt, da wir noch nicht die Kapazitäten haben, alles selbst zu machen. Aber wir arbeiten daran. Unser Fokus liegt in der Zukunft ganz klar auf "Made in Germany".
Sie betreiben "nebenbei" einen aufwendigen YouTube-Kanal, "der8auer", in dem Sie auch mal gestandene Entwickler bei Intel grillen hinsichtlich der Leistungsfähigkeit neuer Prozessoren. Woraus speist sich der ganze Enthusiasmus?
