Robin Renschler: "Unsere Mission lautet, die Informationslücken zwischen Mitarbeitenden und Abteilungen zu schließen und die vorhandene Systemlandschaft flexibel zu verknüpfen"
Robin Renschler
- 06.02.2023

Wie kamen Sie mit der Hotelbranche in Kontakt?

Wie war Ihr bisheriger Werdegang?
Robin Renschler: Nach diesem Urlaub habe ich mein Studium für "International Hospitality Management" an der IUBH begonnen. Während des Studiums habe ich vier Jahre Event-Catering und Luxus-Hotel-Erfahrung im damaligen InterContinental in Berchtesgaden gesammelt.Besonders spannend war meine Zeit im Fünf-Sterne-Hotel The Ajman Palace nahe Dubai. Als "F&B und Finance Management Trainee" habe ich die Neueröffnung begleitet und internationale Teams als Supervisor in verschiedenen Outlets koordiniert.
Nachdem ich mein Studium mit einem "Double Bachelor Degree" des International College of Management in Sydney und der IUBH abgeschlossen habe, war ich sechs Jahre in der Luxushotellerie tätig: unter anderem im Kempinski in San Lawrenz (Malta), dem The Charles Hotel – ein Fünf-Sterne-Superior-Hotel der Rocco-Forte-Kette – und dem Adina Apartment Hotel in München. Dort war ich als Kellner und Supervisor im Restaurant, Room Service und Bankett tätig und habe als Abteilungstrainer neue Mitarbeitende angelernt. Mein Steckenpferd liegt zwar in den "Food and Beverages"-Abteilungen, doch durch mehrere Cross-Trainings habe ich auch die Prozesse aller Abteilungen kennengelernt.
Wann haben Sie sich entschlossen, selbst ein Unternehmen zu gründen?
Robin Renschler: Bis vor ein paar Jahren war mein großes Ziel eigentlich, als General Manager ein Luxushotel zu führen. In jedem Hotel, in dem ich bisher gearbeitet habe, erkannte ich aber große Herausforderungen in der internen Kommunikation – so entstand die Idee von HOSCOM.Auf einem Start-up-Camp habe ich dann direkt mit meinem ersten HOSCOM-Konzept den "Best Pitch Award" gewonnen. Drei Monate später wurde ich durch die Corona-Pandemie und die damit verbundene hundertprozentige Kurzarbeit von heute auf morgen Vollzeitgründer. Zusammen mit meinem Co-Founder und CTO Magnus Liedtke war ich 2021 Teil des VentureVilla Seed Accelerators und im Februar 2022 haben wir dann die Hospitality Communication GmbH gegründet.
Letztendlich habe ich diese aber nicht des Gründen willens ins Leben gerufen, denn HOSCOM ist durch meine persönlichen täglichen Probleme entstanden. Ich wollte einfach nicht mehr so altmodisch analog und chaotisch arbeiten, sondern eine digitale Kommunikationsplattform haben, die alles vereinheitlicht.
Beschäftigt man sich näher mit der Gründungsstory von HOSCOM, stößt man auf den Gründungspreis+ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Welche Chancen bietet eine solche Förderung oder welche anderen Möglichkeiten hat man als Start-up, um sein Konzept in die Tat umzusetzen?

Wie steht es allgemein um die Digitalisierung im Hotel- und Gastgewerbe? Steckt sie wirklich noch in den Kinderschuhen oder hat sich mittlerweile schon einiges getan?
Robin Renschler: Gute Frage. Das ist zweiseitig aus meiner Sicht. Für den Gast digitalisiert die Hotellerie schon lange, doch intern im Backoffice tut sich zu wenig. Corona hat die Digitalisierung in den letzten drei Jahren auf jeden Fall befeuert. Doch (neue) Softwarelösungen sind in der Regel Silo-Lösungen für einzelne Abteilungen. Dadurch werden die Hotelprozesse nicht ganzheitlich betrachtet, weshalb unzählige Schnittstellenanbindungen nötig sind – somit möchte ich auch gleich zu einem wichtigen Punkt überleiten:
Die Thematik der Schnittstellen steckt definitiv noch in den Kinderschuhen, denn Schnittstellen sind sehr kostspielig und deren Aufbau dauert meist mehrere Monate. Aus meiner Sicht müssen wir dahin kommen, dass die Softwareprovider auf offene Schnittstellen setzen. Nur so kann der Hotelier die vielen Softwareoptionen auch flexibel verbinden und ein für das Hotel passendes "Tech-Stack" aufbauen.
Welchen neuen Ansatz verfolgt HOSCOM genau? Oder anders gefragt: Warum benötigt die Hotellerie eine eigene Kommunikationsplattform?

Wie können digitale Tools konkret dabei helfen, die "Guest Journey", also das Gasterlebnis, zu verbessern?
Robin Renschler: Wie bereits erwähnt, gibt es für Gäste jede Menge digitale "Touchpoints" auf der gesamten Guest Journey: vom Pre-Stay bis hin zum Post-Stay. Aktuell müssen intern allerdings zig unterschiedliche Softwares gleichzeitig genutzt und gepflegt werden. Das macht das Tagesgeschäft kompliziert, zeitaufwendig und fehlerhaft. Entscheidend ist, die Informationsströme der verschiedenen Softwareprovider auf einer Plattform für die Mitarbeitenden zu bündeln.
Erst wenn die Mitarbeitenden durch Software in der täglichen Arbeit entlastet statt belastet werden, werden digitale Tools die Guest Journey auch wirklich nachhaltig verbessern. Die gewonnene Zeit können die Mitarbeitenden für den Gast nutzen, um die berühmte Extrameile zu gehen und die Gästebindung zu stärken.
Wofür brennen Sie persönlich und wie würden Sie Ihre Motivation in wenigen Worten zusammenfassen?
Robin Renschler: Für mich steht immer der Mensch im Mittelpunkt. Gerade die Hotellerie war, ist und wird immer ein "People Business" sein. Meine Motivation besteht darin, die Zukunft einer ganzen Branche mitzugestalten und die tägliche Arbeit der Hotelmitarbeitenden mit digitalen Tools zu erleichtern. So können sich diese auf das wirklich Wichtige konzentrieren: den Gast – den Menschen.
Welche Pläne haben Sie mit HOSCOM für die Zukunft?
Robin Renschler: Wir verfolgen unsere Vision: "To be the center of the hospitality industry." Das heißt, wir wollen das Zentrum der täglichen Kommunikation innerhalb eines Hotels beziehungsweise einer Hotelkette sowie der Hotel-IT-Systemlandschaft sein. Daran arbeiten wir bei HOSCOM jeden Tag.