Recruiter Simon Metschurat: Warum Top-Talente in Venture Capital einsteigen und klassische Investoren immer stärker nachziehen
Simon Metschurat
- 03.09.2025

Herr Metschurat, worin liegt der Reiz, im Venture Capital zu arbeiten?
Simon Metschurat: Der Reiz im Venture Capital (VC) zu arbeiten, liegt in der einzigartigen Möglichkeit, innovative Start-ups in frühen, oft disruptiven Phasen zu unterstützen und deren Wachstum durch kreative Strategien und eine aktive Beratung mitzugestalten. Diese Chance neue Technologien und Geschäftsmodelle von Anfang an mit zu prägen, stellt für Kandidaten nicht nur eine spannende Herausforderung, sondern auch eine gewisse Prise Nervenkitzel dar.Dazu kommt der finanzielle Aspekt: Was mit höheren Risiken verbunden ist, bedeutet auch potenziell deutlich höhere Verdienstmöglichkeiten, wenn die Investments erfolgreich verlaufen. Das passt zu dem Mindset dieser Kandidaten gemäß dem Motto: „All In – or nothing!“
Die außergewöhnlich hohen Verdienstmöglichkeiten basieren auf dem sogenannten Carried Interest. Dieser – in Kurzform auch „Carry“ genannt – bezeichnet den Anteil am Gewinn eines VC-Fonds, den die Investoren und auserwählte Mitarbeiter erhalten, wenn die Investition erfolgreich ist. Dieser wird erst ausgeschüttet, wenn eine Rendite über eine bestimmte Schwelle (Hurdle Rate) hinaus erzielt wird und motiviert das Fondsmanagement bestmögliche Ergebnisse für die Investoren zu erwirtschaften.
Wie unterscheiden sich die Mitarbeiter von der Persönlichkeit im Vergleich zu Private-Equity-Fonds?
Simon Metschurat: Die Mitarbeiter in VC-Fonds arbeiten in einem sehr dynamischen Umfeld, da sie mit jungen, innovativen Start-ups zu tun haben und oft kreative Lösungen entwickeln müssen, um Wachstum zu fördern. Es geht viel darum, zukünftige Trends zu erkennen und Risikomanagement bei Investitionen in frühen Phasen zu betreiben. In Private-Equity-Fonds hingegen liegt der Fokus auf etablierten Unternehmen, bei denen es darum geht, ihren Wert zu steigern und ihre Effizienz zu optimieren. Hier ist die Arbeit oft strukturierter, langfristiger und stärker analytisch geprägt.Nicht falsch verstehen: Der PE-Bereich ist ebenfalls sehr spannend, jedoch ist das Umfeld oftmals noch geprägt von klassischen Anzugträgern, die in einem Glasbüro mit Skyline View sitzen, während bei VC-Fonds Mitarbeiter im lässigen Casual-Outfit von einem Berliner Hinterhof-Loft-Büro aus millionenschwere Exits verhandeln. Es ist und bleibt aber Geschmackssache, was zu einem selbst am besten passt!
Wie sieht das klassische Organigramm in einem VC Fonds aus?
Simon Metschurat: In einem klassischen VC-Fonds besteht das Organigramm typischerweise aus einem General und/oder Managing Partner an der Spitze, der die strategische Ausrichtung und Entscheidungen leitet. Darunter gibt es Partner, die für die Investitionsentscheidungen verantwortlich sind, sowie Principal und Associate, die bei der Identifikation und Analyse von Start-ups helfen. Analysten unterstützen bei Marktforschung und Due Diligence. Die genaue Struktur kann je nach Fonds variieren, aber insgesamt ist es eine eher flache Hierarchie mit einer starken Betonung auf Zusammenarbeit.Worauf sollten Kandidaten beim Einstieg in einen VC-Fonds achten?
Ebenso entscheidend ist die Teamdynamik und Kultur des Fonds. Man sollte sich ein Umfeld suchen, das kollaborativ ist und in dem man von erfahrenen Partnern lernen kann. Die Lernmöglichkeiten sind vor allem zu Beginn der Karriere ist es wichtig um möglichst schnell Verantwortung zu übernehmen und wachsen zu können. Auch die Reputation des Fonds und das Netzwerk spielen eine große Rolle, da dies die beruflichen Möglichkeiten in der Zukunft stark beeinflussen kann.
Ist das Netzwerken im VC-Bereich wichtig oder zählen rein zahlenbasierte Ergebnisse?
Simon Metschurat: Ganz klar Ersteres!Während der Weg zur Personalbeschaffung meist über den externen Headhunter des Vertrauens geht, der täglich nichts anderes tut als sich am Markt umzuhören, wer offen für einen Wechsel ist, sind Mitarbeiter im VC-Umfeld meist selbst großartige Netzwerker mit einem tollen Gespür für Menschen und dem langfristigen Aufbau von echten Beziehungen.
Investments in den frühen Phasen eines Start-ups sind Vertrauenssache, da es oftmals nur die Idee der Gründer gibt und noch kein funktionierendes Produkt oder Kunden, geschweige denn Umsatz existiert.
Und genau dieses Vertrauen gewinnt man nicht durch Kaltakquise-Emails oder Elevator Pitches, sondern durch Video Calls, gemeinsame Lunches und die langfristige Begleitung der Karriere des anderen.