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Wirtschaftswissenschaften: Erfahrungen an der Zeppelin Universität: Fractal-ID-Geschäftsführer Julian Leitloff im Interview

Wirtschaftswissenschaften: Erfahrungen an der Zeppelin Universität

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Julian Leitloff bei der TOKEN2049, einem Crypto-Kongress in Singapur
Julian Leitloff ist Mitgründer und Geschäftsführer von Fractal ID. Studiert hat er an der Zeppelin Universität. Mit seinem Unternehmen möchte er Internetnutzern die Macht über ihre Daten zurückgeben – und seine Vision von einem nutzerorientierten Web geht weit darüber hinaus.

Herr Leitloff, wie steht es um die Nutzerrechte im Internet?

Wirtschaftswissenschaften: Erfahrungen an der Zeppelin Universität
Julian Leithoff privat
Julian Leitloff: „Ich sehe viele Dinge aktuell problematisch. Anfang der Neunzigerjahre gab es diesen ikonischen Comic: "On the internet, nobody knows that you're a dog." Diese Anonymität im Internet hat sich über die letzten 15 Jahre komplett aufgelöst. Egal, was Sie heutzutage im Internet machen, Facebook und Google wissen immer, dass Sie es sind.“

Wie konnte es dazu kommen?

Julian Leitloff: „Das Web 1.0 war das "statische" Web. Viele Internetnutzer haben Inhalte geschrieben und viele haben diese auch gelesen, allerdings auf den eigenen Homepages und Blogs. Als Facebook an den Start ging, hat sich vieles verändert: Niemand musste mehr seine Website selbst hosten, sondern Social Media hat allen eine zentrale Plattform geboten. Im Web 2.0 wurde nicht mehr nur gelesen, sondern auch selbst geschrieben und interagiert.

Mittlerweile befinden wir uns im Web 3.0. Es geht jetzt vermehrt um die Frage: Wem gehören eigentlich die Nutzerdaten? Statt, dass Nutzer wie im Web 1.0 einen eigenen Server und eine eigene Website haben, findet seit dem Web 2.0 alles zentral auf den großen Plattformen statt. Das ermöglicht es, Nutzerdaten für zielgerichtete Werbung zu sammeln und auszuwerten. Wie wichtig diese sind, zeigt sich bei den wertvollsten Techunternehmen, die es immer wieder – nicht zu Unrecht – mit der Monopolkommission zu tun haben.

Das Web 2.0 machte aus dem zahlenden Kunden den kostenlosen Datenproduzenten. Wer die Nutzungsbedingungen akzeptiert, darf sein digitales soziales Netzwerk behalten, verliert aber die Kontrolle über die eigenen Daten. Im Web 3.0 geht es jetzt darum, die Kontrolle über seine eigenen Daten zurückzugewinnen, ohne auf die praktischen Vorteile des Web 2.0 verzichten zu müssen. Nur durch Dezentralität ist es möglich, die Entscheidungsmacht über die Daten zurück auf die Seite der Nutzer zu holen.“

Ihr Unternehmen Fractal ID bietet Nutzern die Möglichkeit, sich basierend auf der Blockchain-Technologie im Internet auszuweisen, ohne ihre Daten überall hinterlassen zu müssen. Wie funktioniert das genau?


Julian Leitloff: „Bei Fractal ID ermöglichen wir Nutzern die Online-Identifikation. Vereinfacht gesagt läuft das ab, wie mit einem Personalausweis. Die Bundesdruckerei stellt Ihnen einen Personalausweis aus, den Sie immer und überall zur Identifikation nutzen können. Den Daten auf dem Personalausweis wird vertraut, da er gewisse Sicherheitsmerkmale aufweist.

Fractal ID bietet genau diese Identifikationsmöglichkeit für den digitalen Raum. Dazu haben wir das Identity Operating System (idOS) gebaut, eine Open-Source-Software für die dezentrale Datenspeicherung. Nehmen wir an, ein Nutzer möchte auf einer Website eine Kreditkarte beantragen. Dort wird er nach seiner Adresse und seinem Geburtsdatum gefragt. Wenn er diese Daten im idOS hinterlegt hat, kann er sich ausweisen und die Website weiß verlässlich, dass die Daten stimmen. Eben wie mit einem Personalausweis.

Die im idOS hinterlegten Daten kann der Nutzer bei verschiedenen Websites verwenden. Genauso wie die Bundesdruckerei keine Einsicht darüber hat, wem Sie wann ihren Personalausweis zeigen, hat auch Fractal ID keine Übersicht, wo und wann der Nutzer seine Identifikationsdaten auf einer Website hinterlegt hat.“

Welche Technologie steckt dahinter?

Julian Leitloff: „Der idOS funktioniert wie ein Banktresor: Zugang zum Tresor und dann noch den passenden Schlüssel. Anders als in einer Bank, verteilt sich die Zugangskontrolle aber auf mehr als nur eine Institution, deswegen ist es ein dezentrales Netzwerk. Der Schlüssel heißt beim idOS genauso, ist allerdings digital und entschlüsselt Daten.“

Wie können Sie die Sicherheit der Daten garantieren?

Julian Leitloff: „Das idOS ist im Grunde ein Regelwerk, das peinlich genau eingehalten werden muss. Dieses überwacht nicht nur eine Institution, sondern alle sogenannten Knotenpunkte überwachen sich gegenseitig. Zudem sind die Daten noch durch die Nutzer selbst verschlüsselt.“

Wo liegt der Vorteil von dezentral gespeicherten Daten im Vergleich zu einem Unternehmen, das die Daten zentral auf seinem Server speichert?

Julian Leitloff: „Speichert ein Unternehmen die Daten zentral auf einem Server, verfügt das Unternehmen komplett darüber. In der Vergangenheit konnte man häufig beobachten, wie neue Unternehmen zunächst kostenfreies Datenmanagement anbieten, bis sie sich im Markt etabliert und hohe Nutzerzahlen erreicht haben. Von einem Tag auf den anderen ändern sie ihre Regeln und führen Kosten ein. Aufgrund der Abhängigkeit der Nutzer ist ein Wechsel dann oft nicht möglich. Und: Ist ein Hacker im System, dann hat er oder sie direkt Zugriff auf alle Daten.

Beides geht beim idOS nicht. Um die Regeln zu ändern, ist der Konsens aller Knotenpunkte nötig. Mit dem idOS müssen Hacker nicht nur Zugriff bekommen, sondern auch jeden einzelnen Schlüssel besitzen, nicht nur einen.“

Wie kam Ihnen die Idee zu Fractal ID?

Julian Leitloff: „2008 habe ich mein duales Studium bei der Deutschen Bank in Frankfurt gestartet, genau drei Tage bevor Lehman Brothers zusammengebrochen ist und die Finanzkrise losging. Beim Kollaps des Finanzsystems habe ich verstanden, aus wie vielen Einzelteilen dieses System besteht, das war für mich sehr spannend. Mir ist damals klar geworden, wie unzugänglich und un-meritokratisch dieses System war.

Ich habe früher viel programmiert und mag daran, dass man sich einfach vor den Rechner setzen und loslegen kann. Wenn es Probleme beim Programmieren gab, saß das Problem immer vor dem Computer und nicht im Computer. Ich dachte, der Markt des Finanzsystems wäre ähnlich zugänglich wie das Programmieren. Aber mir ist klar geworden, dass das nicht so ist: Es gibt unheimlich viele, teure Hürden. Das hat dazu geführt, dass es im Finanzmarkt wenig Wettbewerb gibt. Es gibt auch kein Open-Source im Finanzbereich – und das ist ein riesiges Problem. Open Source macht Dinge sehr günstig, weil es eine einsteigerfreundliche Infrastruktur bietet. Beispielsweise sind Transaktionen sehr teuer, obwohl sie so häufig ablaufen. Das liegt an Gatekeepern und fehlendem Wettbewerb.

Mit Fractal ID möchten wir Open Source auch im Finanzbereich implementieren. Erst nach der Gründung sind mir viele weitere Probleme aufgefallen, wie beispielsweise der Datenbesitz. Die Online-Identifikation ist für Fractal ID der erste Schritt, wie wir den Stein ins Rollen bringen möchten.“

Wie sieht Ihre Vorstellung eines perfekten Web 3.0 aus?

Wirtschaftswissenschaften: Erfahrungen an der Zeppelin Universität
Das Fractal-ID-Team nach der Gründung 2018 privat
Julian Leitloff: „Ich stelle mir ein perfektes Internet bestehend aus vielen kleinen Bausteinen vor, die ich als Nutzer beliebig zusammenstecken kann und die Open Source sind. Also öffentliche Güter, die auch weiterentwickelt werden können. Es sollte viele verschiedene Social-Media-Plattformen geben, die alle meinen Datentresor lesen können. Meine Daten schließe ich nach der Nutzung einer Plattform einfach wieder ab, sodass die Plattform gar keine Daten von mir speichern kann.

Ich glaube, dass das viel in der Nutzung des Internets verändern würde. Die Plattformen wären gezwungen, wieder nutzerorientiert zu agieren, und nicht nur den Ansprüchen der Werbetreibenden gerecht zu werden. Diese Änderung wird viel Zeit brauchen und viel Gegenwehr aushalten müssen. Aber nur so kommen wir weg von Plattformen, die ihre Nutzer nur als Mittel zur Datenproduktion sehen und einzig und allein darauf aus sind, sie so lange wie möglich auf der Plattform zu halten.“

Nach Ihrem dualen Bachelor-Studium haben Sie 2011 Ihren Master an der Zeppelin Universität in Corporate Management and Economics begonnen. Wie kam es dazu?

Julian Leitloff: „Nach meinem verschulten Bachelor in Mannheim habe ich einen Master gesucht, der eine generalistische Ausrichtung hat. An der Zeppelin Universität habe ich neben den klassischen wirtschaftswissenschaftlichen Kursen neue Perspektiven erlangen können, beispielsweise habe ich in einem Kurs in meinem ersten Jahr den Finanzmarkt aus soziologischer Perspektive betrachtet: "Das Gespenst des Kapitals" hieß die Vorlesung. Wir haben uns im Spätsommer mit 15 Kommilitonen nach draußen gesetzt und mit Professor Birger Priddat intensiv über den Finanzmarkt diskutiert. Ich habe in einer Vorlesung so viel gelernt wie zuvor in einem gesamten Semester. Das war klasse, denn das interdisziplinäre Denken und die generalistische Ausbildung haben auf meine Methodenkompetenz eingezahlt.

Außerdem habe ich sehr von meinen Kommilitoninnen und Kommilitonen an der Zeppelin Uni profitiert. Dort brachten viele Studierende einen Gründergeist mit und haben zusätzlich zum eigentlichen Studium ihre eigenen Projekte verfolgt. Mein Umfeld hat mich somit auch zum Gründen animiert. Zusätzlich hat die Uni dann in unser erstes Start-up "Stilnest" investiert und so die Entwicklung möglich gemacht.“

ZUR PERSON:

Julian Leitloff wurde 1989 geboren und wuchs in Dortmund und Paderborn auf. 2008 begann er sein duales Bachelor-Studium bei der Deutschen Bank in Frankfurt und an der DHBW Mannheim. 2014 schloss er seinen Master an der Zeppelin Universität in Corporate Management and Economics ab und gründete 2017 das Start-up Fractal ID.


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Wirtschaftswissenschaften: Erfahrungen an der Zeppelin Universität sammeln und neue Ideen entwickeln. Das zeigt das Beispiel von Julian Leitloff und des Berliner Start-ups Fractal ID.
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