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Gefälschte LebensmittelBillig-Fisch, Wasser-Wein und Plastik-Reis

Für Supermarktkunden sind sie kaum zu erkennen, manchmal gefährlich, in jedem Fall aber unnötig teuer: Gefälschte und verfälschte Lebensmittel. Doch die Täter sind nur schwer zu fassen. Wie sehr sich der Betrug lohnt. 27.01.2017 - 07:45 Uhr Artikel anhören

Auf der Grünen Woche stecken Spritzen in drei Plastik-Garnelen. Der Besucher soll dafür sensibilisiert werden, dass teilweise Garnelen mit Gel aufgespritzt werden, um ein höheres Gewicht vorzutäuschen.

Foto: dpa

Berlin. Zäh tröpfelt grünliche Brühe ins Öl. Andreas Kliemant dreht den Tropftrichter weiter auf. Er braucht mehr. Mehr von dem billigen Gemisch, das er den Leuten als kostbares Olivenöl vorsetzt. Dass sie einfaches Salatöl zu sich nehmen, versetzt mit der Tunke aus geriebenem Spinat, Wasabi und Pfeffer - das merkt kaum jemand. Kliemant sagt: „Solange es Lebensmittel gibt, so lange gibt auch es Betrug.“

Restaurants verkaufen billigen Pangasius als teure Seezunge, Wein ist mit Wasser versetzt und Honig mit Zucker, in der Haselnuss-Tüte stecken günstigere Erdnüsse - eine gefährliche Falle für Allergiker. Beispiele gibt es viele. Und je mehr Ländergrenzen ein Produkt überquert, desto schwerer haben es die Kontrollbehörden.

„Lebensmittelbetrug ist überall möglich, wo es sich lohnt“, heißt es beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Andreas Kliemant aber ist kein Betrüger. Der gelernte Tierarzt koordiniert bei dem Amt die Suche nach gefälschten und verfälschten Lebensmitteln. Was die Erlöse angeht, spielen die Betrüger aus Sicht der Behörde inzwischen in einer Liga mit Drogendealern und Menschenhändlern.

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Wie schwer es für Supermarktkunden ist, Betrug zu bemerken, das hat Kliemant auf der Agrarmesse Grüne Woche in Berlin deutlich gemacht. Besuchern setzte er drei kleine Becher mit Öl zum Kosten vor - zwei mit echtem Olivenöl, einen mit seinem gefälschten. Die Kreation mit Spinat und Wasabi hat Erfolg: „Die wenigsten finden es heraus.“

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Im Ausland stießen Kontrolleure schon auf gefärbtes Chili, mit Gel aufgespritzte Garnelen und Kunststoff-Körner in Reisbeuteln. Bio-Eier, die nicht bio waren, und Pferdefleisch in Lasagne - das gab es auch in Deutschland.

Seit dem Pferdefleischskandal baut das Bundesamt den Bereich Lebensmittelfälschung aus, ein europaweites Netzwerk hat sich gebildet. Mit einem besseren Austausch will man Betrügern früher auf die Schliche kommen. Staatsanwaltschaften, der Zoll und die Polizeibehörden Europol und Interpol sind eingebunden.

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„Zum Teil handeln hier Kriminelle in mafiösen Strukturen“, klagt der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL), der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft. Schwarzen Schafen müsse das Handwerk gelegt werden.

Der Staat müsse die Lebensmittelkontrolle aber besser vernetzen und finanzieren. Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) spricht sich seit einiger Zeit für ein europäisches „Referenzzentrum für Echtheit von Lebensmitteln“ aus.

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Denn die Kontrollen werfen bislang nur Schlaglichter auf das Ausmaß der Fälschungen, das Dunkelfeld ist groß und auch durch Schätzungen nur schwer zu erfassen. US-Forscher nannten vor einigen Jahren eine jährliche Schadensumme von 10 bis 15 Milliarden Dollar für die amerikanische Lebensmittelindustrie.

Europol-Ermittler stellten im vergangenen Winter in 57 Ländern mehr als 10 000 Tonnen und eine Million Liter gefälschte Lebensmittel sicher, darunter gefärbte Oliven in Italien, Zucker mit Kunstdünger im Sudan und gepanschter Alkohol in Griechenland und Großbritannien.

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„Den Tätern winken satte Gewinne“, sagte der Chef des Bundesamtes für Verbraucherschutz, Helmut Tschiersky, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Um gegenzusteuern, müssten in Deutschland anonyme Hinweisgeber besser geschützt werden - etwa vor dem Rauswurf, wenn sie Betrug in ihrer Firma aufdecken.

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Für Käufer gibt es indes kaum Anhaltspunkte, den Betrug zu bemerken. Tschiersky rät zu Aufmerksamkeit: „Wenn eine Flasche hochwertiges Olivenöl etwa nur drei Euro kosten soll, stimmt wahrscheinlich etwas nicht.“

dpa
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