In Stavropol werden russische Helden gemacht
Auf dem russischen Luftstützpunkt „Russian Knight Base“ nahe der russischen Provinz Stavropol besuchen russische Jugendliche die Kadettenschule Jermolow. Benannt ist die Schule nach dem General Alexej Petrowitsch Jermolow. Seit Gründung der Schule vor zehn Jahren steht sie jedem Kind frei.
Wie in jeder anderen weiterführenden Schule auch, besuchen die Jugendlichen Jermolow bis zum Abitur. Der Lehrplan orientiert sich dem offiziellen Lehrplan für Mittelschulen. Ein Schwerpunkt liegt aber auf der sportlichen Betätigung. Und es gibt einen weiteren außergewöhnlichen Schwerpunkt.
Die kilometerlangen Märsche, die auf dem Stundenplan stehen, und die Turnübungen gehen weit über einen gewöhnlichen Sportunterricht hinaus. Kritiker sprechen von erheblichem psychischen Druck und Methoden, die gerade für jüngere Kinder ungeeignet sind.
General Jermolow, nach dem die Schule benannt ist, gilt als herausragender Artillerieführer seiner Zeit und großer Kriegsheld der russischen Romantik.
Weil sie lernen sollen, Extremsituationen zu meistern, werden die Schüler in verschiedenen Simulationen ebendiesen ausgesetzt. Schon die Jüngsten lernen den Umgang mit scharfen Waffen: Für eine Taktikübung bekommen sie etwa Messer und Axt. Doch nicht nur das.
Auch der Umgang mit Waffen muss in einer Militärschule natürlich gelernt werden. Er gehört zur regulären Ausbildung an der Kadettenschule. Ein Lehrer des Militär-Patrioten-Klubs zeigt die richtige Handhabung eines Gewehrs.
Zum Überlebenstraining gehört aber auch das Schanzentraining, bei dem die Kadetten alleine im Wald zu Recht kommen müssen und etwa Schützenlöcher ausheben.
Fast erweckt die Schule den Eindruck eines Ferienlagers. Währe da nicht die militärische Ausrichtung: Der staatlich geförderte Patriotismus zielt vor allem auf die Jugend. Im ganzen Land entstehen Paramilitärische Organisationen wie die „Jugend-Armee“ und die „Junge Armee“.
Die Schüler werden nicht nur zu Verteidigung und Angriff, sondern auch zur Selbstständigkeit erzogen. Das Essen bereiten sie eigenständig vor.
Während des Überlebenstrainings im Wald müssen sich die Teilnehmer organisieren: Für die Nacht erstellen die Schüler einen Wachdienstplan.
Während die Nerven deutscher Eltern schon bei den Schießübungen brach liegen würden, schicken manche Russen ihre Zöglinge in eine Schule mit Fallschrim-Training. Hier besteigen die Kadettenanwärter ein Flugzeug, dass sie hoch hinaus bringen soll, bevor der tiefe Sturz folgt.
Unter dem strengen Blick des Lehrers lassen sich die Schüler aus dem Flugzeug fallen. Über ein Megafon wird Kontakt gehalten. Das Maßstab für die Bewertung dieser Übungsstunden ist unbekannt.
Russische Kadettenschule haben eine lange Geschichte: Einst formten sie Offiziere und damit den oberen Zirkel der Gesellschaft. Neben Artillerie und Kriegskunst sollten die Absolventen auch besondere Bildung mitnehmen – um sich in der Damengesellschaft angemessen verhalten zu können.
Religion spielt in Russland eine große Rolle und nimmt auch an der Jermolow-Schule einen großen Stellenwert ein. In einem speziell hergerichteten Zimmer beten die Schüler zu Heiligen und Schutzpatronen.
Zur Eröffnung des Schuljahres gibt es eine große Zeremonie, unter anderem mit Militärsalven zu Ehren des Namensgebers.
Bei der anschließenden Parade im militärischen Stil salutieren die Schüler.
