Auktionsnachbericht: Die Jagd nach dem besten Preis
Düsseldorf. Wenn Van Ham eine dramatische Löwenjagd im Angebot seiner „Fine Art“-Auktion hat, kann man sicher sein, dass sich einige Sammler aus Indonesien abermals hochbieten. So war es auch bei Raden Saleh Ben Jaggias furiosem Bild „Kampf zwischen arabischen Reitern und einem Löwen“ von 1842, den das Kölner Auktionshaus Van Ham am 17. Mai ausrief. Der Hammer fiel bei 550.000 Euro. Mit Aufgeld bezahlt der Bieter aus Jakarta für die siegreichen Araber 726.000 Euro.
Viel Geld, doch auf der Jagd nach dem besten Preis ein kluges Investment. Denn der Kampf gegen das angreifende Löwenpaar ist noch günstig im Vergleich zum Höchstpreis von 1,9 Millionen Euro, die Van Ham 2008 für ein ähnliches Kampfbild, „In höchster Not“, einnehmen konnte.
Auktionator Markus Eisenbeis fuhr mehrere deutsche Auktionsrekorde ein: unter anderem für Théo van Rysselberghes gepunktete südfranzösische Landschaft bei 271.000 Euro und für Eduard Hildebrandts auf 4000 bis 8000 Euro getaxtes Sonnenuntergangsbild bei Rio. Mehrere Brasilianer wollten das Bild ersteigern und hievten es auf 116.000 Euro – eine Steigerung der unteren Taxe von 2800 Prozent.
Doch die meisten Werke gingen vier- und fünfstellig weg, eine Fundgrube für Sammler mit kleinerem Budget. Aber auch hier fallen immer wieder erstaunliche Steigerungsraten auf. So sollte eine Kreidezeichnung des deutschen Spätrenaissance-Künstlers Hans Mielich 5000 bis 8000 Euro bringen. Erst nach intensivem Bietgefecht hatte sich ein Sammler aus Bayern das Blatt für 63.500 Euro gesichert.
Von tiefen Schätzpreisen aus vervielfachten sich auch Zeichnungen und Skizzen aus der Sammlung von Erich Schleier. Der im Dezember 2023 verstorbene Barockkenner war Kustos und Oberkustos der Gemäldegalerie in Berlin gewesen. Sein kritisches Auge machte selbst anonyme Blätter für heutige Bieter interessant.
Bei der Auktion „Works of Art & Art Nouveau“ am 16. Mai 2024 liegen die Höchstzuschläge naturgemäß tiefer als bei der Malerei. Letztere beanspruchte lange den Rang als führende Gattung und ist dementsprechend teurer. Ausgesprochen begehrt waren eine Tischuhr von 1649 und eine Venini-Vase aus Murano. Die technisch anspruchsvolle Uhr von Jacob Girke ging für 37.000 Euro zurück an den Ort ihrer Entstehung, nach Vilnius. Die rot-grün gemusterte Glasvase „A dama“ forderte zahlreiche Gebote heraus und wurde schließlich für 34.500 Euro weitergegeben.
Nicht immer sind es nur die schönen Künste, die Bieter begeistern. Ab und an ist auch ein wissenschaftliches Instrument oder ein Werkzeug Ausdruck höchster Handwerkskunst.
Ein Multifunktionstool des Barock
Drei Jahrhunderte vor dem Schweizer Taschenmesser kombiniert ein zirkelartig aufgebautes Instrument einen Hammer mit Zange, Stemmeisen und verschiedenen weiteren Funktionen. Dieses zurückhaltend verzierte Kombinationswerkzeug ist museumswürdig. Auf 10.000 bis 12.000 Euro geschätzt, versuchten mehrere Kenner ihr Glück. Am Ende übernahm es ein deutscher Händler für 16.000 Euro. Man sieht, die Marktrarität hat im Preis noch Luft nach oben.
Gerundet kamen bei der „Works of Art“-Auktion nach Angaben des Hauses eine Million Euro Umsatz zusammen. Bei der „Fine Art“ waren nochmals 2,3 Millionen und bei den vorangestellten Uhrenauktionen 1,8 Millionen Euro. Bei einer Absatzquote von 96 Prozent für die Zeitmesser beziffert Van Ham die Umsatzsteigerung zum Vorjahr mit 167 Prozent. „Es war die beste Uhrenauktion in der Geschichte unseres Hauses“, bilanziert Van-Ham-Geschäftsführer Markus Eisenbeis.
Statements, die Männer mögen
Die Spitze besetzte eine limitierte Royal Oak von Audemars Piguet in Roségold, die 145.000 Euro erlöste. Doch auch für Uhrenfreunde mit deutlich kleinerem Budget waren bei Van Ham viele begehrenswerte Modelle dabei. Eine Rolex Day-Date, auch „President’s Watch“ genannt, in Platin wechselt für 29.000 Euro in neue Hände, eine Herrenuhr „Big Pilot“, Edition „Le Petit Prince“ von IWC Schaffhausen für 31.500 Euro.
Wen die Wartelisten bei Markenuhren abschrecken, der sollte sich einen Alert einrichten für die einschlägigen Uhrenauktionen. Hier kommt der Uhrenfreund oftmals schneller zum Zug.