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  4. Wie sich die Sanktionierung von Oligarchen auf Kultur und Kunst auswirkt

Krieg in der UkraineSanktionen gegen Oligarchen treffen auch die Kulturszene und den Kunstmarkt

Die Kunstwelt wird aufmerksam verfolgen, ob bei den anstehenden Auktionen im Frühsommer in New York und in London wiedererkennbare „Trophy Art“ aus Oligarchenbesitz auf dem Markt kommen wird.Susanne Schreiber 10.03.2022 - 15:10 Uhr Artikel anhören

Potanin ist der größte Anteilseigner des russischen Nickelkonzerns Norilsk Nickel.

Foto: Chris J. Ratcliffe/Bloomberg

Zürich. Russische Oligarchen und Superreiche haben das Kulturleben in Europa als Rekordpreise bewilligende Kunstsammler, einflussreiche Beiräte von Museen und Sponsoren geprägt.

Zuerst wurde der Dirigent Valery Gergiev als Chef der Münchner Philharmoniker und beim Verbier Festival in der Schweiz entlassen, weil er sich nicht von Wladimir Putin distanziert hat. Dann gab das Verbier Festival bekannt, dass es auch russische Spendengelder zurückbezahlen werde, mit denen seit Jahren ein bestimmtes, regierungsfreundliches Bild von Russland gezeichnet wurde.

Hinter der Neva Stiftung steckt der in der Schweiz lebende Oligarch und Putin-Freund Gennadi Timtschenko. Als Gründer und Mehrheitsaktionär der auf Energie, Infrastruktur und Transport spezialisierten Volga Group steht er auf einer internationalen Sanktionsliste. Was lange willkommen war, wird jetzt gecancelt.

Mittlerweile ziehen sich einige Milliardäre freiwillig zurück, ob sie auf Sanktionslisten stehen oder nicht. So berät der schwerreiche Kunstfreund Wladimir Potanin das Guggenheim Museum in New York nicht mehr. Beraten, das heißt natürlich, die Veranstaltungen des Museums finanziell zu unterstützen.

Petr Olegovich Aven, Leiter der Alfa Group, Russlands größter Geschäftsbank, steht Putin nahe. Aven findet sich auf der EU-Sanktionsliste wieder. Kürzlich hat er seinen Platz im Board des Royal Academy in London geräumt. Das Ausstellungshaus hatte eine Spende von Aven erhalten für die laufende Francis Bacon-Ausstellung. Doch die Zuwendung hat sie, das gab die Royal Academy mittlerweile bekannt, zurücküberwiesen.

Der Eigentümer des Chelsea Football Clubs schrieb Kunstmarktgeschichte, als er 2008 ein dreiteiliges Bild von Francis Bacon für den Rekordpreis von 86,3 Millionen Dollar erwarb.

Foto: REUTERS/Andrew Winning

Francis Bacons psychologisch eindringliche Bilder vom Menschen begeisterten auch einen anderen ultravermögenden Russen, Roman Abramowitsch. Der Eigentümer des Chelsea Football Clubs hatte Kunstmarktgeschichte geschrieben, als er 2008 ein dreiteiliges Bild von Francis Bacon für den Rekordpreis von 86,3 Millionen Dollar erwarb.

Abramowitsch lebt in London und steht seit Donnerstag auf der britischen Sanktionsliste. Seine Assets sind eingefroren.

Kunst im High End-Bereich ist immer auch eine Liquiditätssicherung. So wird die Kunstwelt aufmerksam verfolgen, ob bei den anstehenden Auktionen im Frühsommer in New York und in London wiedererkennbare „Trophy Art“ aus Oligarchenbesitz auf dem Markt kommen wird. Oder ob die Verkäufer den diskreteren Weg der Privatverkäufe wählen. Dann erfährt die Öffentlichkeit nichts von Eigentumsübertragungen.

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Wer denkt, sanktionierte Russen, die nicht mehr über ihr Bankvermögen verfügen können, verkaufen eben mal Kunst, den beruhigen die Auktionsmultis: Sie müssen längst strengen Regeln gegen Geldwäsche und Know your customer-Gesetzen folgen.

Künftig werden Sotheby‘s, Christie‘s und Phillips aber noch mehr Aufmerksamkeit aufwenden müssen, um Strohmänner und -frauen zu identifizieren und Briefkastenfirmen in Off Shore-Steueroasen zu durchleuchten. Die „Panama-Papers“ und andere Enthüllungen weisen den Weg.

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