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Kunstdiebstahl in Dresden Juwelen in Gangsterhand: Auseinandergerissen und umgeschliffen

Historische Juwelen-Ensembles sind wiedererkennbar und damit schwer verkäuflich. Doch andere Verwertungsszenarien besorgen auch erfahrene Experten.
26.11.2019 - 10:01 Uhr 1 Kommentar
Juwelen in Gangsterhand: Auseinandergerissen und umgeschliffen Quelle: Grünes Gewölbe, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Jürgen Karpinski
Große Brustschleife der Königin Amalie Auguste

Die von August Globig in Dresden 1782 gefertigte Brosche setzt sich aus 51 großen und 611 kleinen Brillanten zusammen.

(Foto: Grünes Gewölbe, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Jürgen Karpinski)

Düsseldorf „Das Ganze ist unglaublich!“ Ulf Breede, Experte für alten Schmuck und Diamantenhändler in Kiel, kann nicht nachvollziehen, dass der morgendliche Raubzug durch das Grüne Gewölbe in Dresden nach den Erfahrungen mit dem Diebstahl der 100 Kilo schweren Goldmünze aus dem Bode Museum in Berlin überhaupt möglich ist.

In Dresden wurde eine von vier Vitrinen mit Juwelengarnituren aufgebrochen, mit denen Kurfürst August der Starke einst Ludwig XIV zu beeindrucken wusste. „Eine Art Weltkulturerbe“ aus dem 18. Jahrhundert also, wie der Leiter des Grünen Gewölbes, Dirk Syndram, es ausdrückte. Daraus kamen die kostbarsten drei von insgesamt zehn Schmuckensembles abhanden: eine Diamantengarnitur, eine Brillantengarnitur mit späterem Schliff und eine Diamantrautengarnitur.

„Es wird schwierig sein, die Stücke zu verkaufen, da der Markt sie kennt“, ist Breede überzeugt. Wohlwissend, dass dies nur ein schwacher Trost ist. Die Stücke sind nicht nur sehr gut publiziert. Der Handel wird in solchen Fällen zudem gebrieft und ist mit Fotos und detaillierten Beschreibungen auf mögliche Angebote vorbereitet.

Für viel wahrscheinlicher hält Breede jedoch, dass die Räuber die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden mit den kulturhistorischen Kostbarkeiten erpressen. Den Wert in Zahlen zu bemessen, wäre deshalb auch kontraproduktiv, da er so zur Richtschnur für Forderungen würde. „Die Provenienz macht das Stück sehr wertvoll.“ Das ist das einzige, was der Schmuckhändler hierzu sagen möchte: „Das wird keiner richtig beziffern wollen.“

Die Perlen wurden vor 1734 aus vogtländischen Gewässern gewonnen und 1825 aufgereiht.. Quelle: Grünes Gewölbe, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Jürgen Karpinski
Kette aus 177 sächsischen Flussperlen

Die Perlen wurden vor 1734 aus vogtländischen Gewässern gewonnen und 1825 aufgereiht..

(Foto: Grünes Gewölbe, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Jürgen Karpinski)

Doch die Erpressung mit dem Diebesgut ist leider nicht das einzige vorstellbare Szenario. Schmuckstücke könnten Ulf Breede zufolge auch auseinander genommen, Steine umgeschliffen werden. Große einzelne Steine wären im Originalzustand immerhin zu identifizieren und damit schwerer auf dem Markt verkäuflich. Im 18. Jahrhundert hatten Diamanten gewöhnlich eine kissenförmige, quadratische Grundform mit abgerundeten Ecken.

Die goldene Münze zu Geld zu machen, die vor zwei Jahren in Berlin gestohlen wurde, dürfte also weitaus einfacher gewesen sein. Hier korrelierte der Materialwert mit dem Gesamtwert. Sie brauchte bloß eingeschmolzen werden.

Für Experten wiedererkennbar

Auch sehr große, echte sogenannte „Orientperlen“ sind für den Experten wiedererkennbar. Aber was nutzt dieses Wissen, wenn sie ins Ausland gelangen? Araber sind heute die bevorzugten Käufer. „Orientperlen erzielen deshalb traumhafte Preise“, erklärt Juwelenexperte Breede.

Im Falle der Dresdener Perlen handelt es sich jedoch noch nicht einmal um die begehrten Perlen aus dem persischen Golf, sondern um etwas viel Wertvolleres, um sächsische Fluss-Naturperlen. „Sie sind in dieser Größe noch ‚einmaliger’ als Orientperlen“, erläutert Breede. „Eine solche Kette würde allein schon eine sehr hohe Summe wert sein. Sie dürfte auch am leichtesten für die Diebe zu verkaufen sein.“

Für Marion Ackermann, die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, liegt der Wert des Gestohlenen in der „Vollständigkeit der Ensembles“. „Es ist ein Staatsschatz des 18. Jahrhunderts. Ich hoffe, dass das Diebesgut aufgrund seines internationalen Bekanntheitsgrades dem Markt nicht zur Verfügung steht.“

Mehr: Diamantenhandel: Wie der Tiffany-Chef künftig die Herkunft von Diamanten offenlegen will

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1 Kommentar zu "Kunstdiebstahl in Dresden: Juwelen in Gangsterhand: Auseinandergerissen und umgeschliffen"

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  • Mir ist völlig unverständlich, dass das (die) Fenster offensichtlich nicht mit Sicherheitsglas versehen sind. Ich habe selbst (in meinem Juweliergeschäft) Einbruchversuche gehabt, die vorgesetzte Alarmscheibe wurde zertrümmert (und gab Alarm), durch die Panzerscheiben ist keiner durchgekommen ( nicht einmal mit einem Gully) Nach den Erfahrungen in Berlin mit der großen Goldmünze müßte es doch eine Selbstverständlichkeit gewesen sein, die entsprechenden Fenster umzurüsten.
    Ulf Breede

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