Interview Georg Weber: „Nicht wegen des Geldes“

Georg Weber ist Geschäftsführer der familiengeführten Gartencenter-Kette Dehner mit mehr als 100 Niederlassungen und knapp 5000 Mitarbeitern. Und er ist Weinliebhaber. Wenn er über Wein spricht, dann gerät der Betriebswirt sofort ins Schwärmen. Das war während des gesamten Interviews zu spüren.
Was hat Sie bewegt, ein Weingut zu gründen?
Georg Weber: Aus Liebe und Leidenschaft zum Wein. Während meiner Studienzeit bin ich durch die Weingebiete Napa Valley in Kalifornien und Bordeaux gereist und habe dort tolle Genußmenschen getroffen. Ganz nebenbei: Weinregionen sind auch tolle Urlaubsziele. Und aufgrund der Reisen und der vielen Erlebnisse in anderen Weingütern war mir bereits vor dem Startschuss für Monteverro klar: Wenn ich einen Wein produziere, dann nur im Premium-Bereich.
Warum sind Sie dann in Italien „gelandet“?
Napa Valley ist sehr weit weg und im Bordeaux ist es sehr schwer, als Ausländer Fuß zu fassen. Und in der Maremma-Region, dem südlichen Teil der Toskana, hat die Landschaft an der Küste ein sehr großes Potenzial für gute Weine. Das haben uns auch die Bodenanalysen bestätigt.
Aber warum haben Sie nur ein Grundstück und kein bestehendes Weingut gekauft?
Wir haben mehrere unter die Lupe genommen. Aber alle hatten irgendwelche Mängel. Beim dem einen war der Weinkeller zu klein, oder der Boden nicht gut genug für große Weine. Da war es besser, ein Grundstück zu kaufen und von Grund auf neu zu planen. So konnten wir eine traubenschonende Anlage bauen, die alleine mit der Schwerkraft funktioniert.
Sie werden kritisiert, dass auf Monteverro nicht einheimische, sondern französische Rebsorten angepflanzt werden. Warum setzen Sie nicht auf italienische Trauben?
Das hängt mit dem Klima und dem Boden zusammen. Die kühlen Winde in der Maremma sind ideal für französische Rebsorten. Wir erzielen beispielsweise mit der Rebsorte Cabernet Franc, die eigentlich in Frankreich heimisch ist, auf dem Monteverro-Gebiet außergewöhnlich gute Ergebnisse. Die bedeutende italienische Sangiovese-Traube gedeiht besser im Chianti-Gebiet oder in Montalcino.
Wieviel Geld haben Sie investiert? Und wann erwarten Sie eine Rendite?
Das Finanzielle stand nie im Vordergrund. Allein wegen des Geldes eröffnet man kein Weingut. Stellen Sie sich vor: In Monteverro benötigen wir zehn Jahre, um überhaupt den ersten Umsatz zu erzielen. Das Weingut ist eine private Sache – auch wenn sich Banken an der Finanzierung beteiligt haben.
Wieviel Zeit verbringen Sie denn auf ihrem Weingut?
Jedes zweite, manchmal jedes dritte Wochenende fahre ich von München aus in die Toskana. Der Samstag ist dort Arbeitstag, deswegen bin ich immer mit dem Team zusammen. Es ist mein Hobby, mein Ausgleich. Wein ist ein schönes Produkt, das Menschen zusammenbringt. Wenn Sie mich auf dem Weingut interviewen würden, würden wir zusammen den Wein verkosten. Das wäre anders, würde ich Sanitärartikel vertreiben.
War es kein Problem, mit Matthieu Taunay einen französischen Weinmacher für ein italienisches Weingut zu engagieren?
Doch es gab anfangs etwas Aufruhr. Die Italiener haben ein sehr traditionelles Bewusstsein. Doch das hat sich langsam gelegt. Taunay treibt unser junges Team an, um unsere Weine noch besser zu machen. Raus in den Weinberg, ist oft sein Motto.
Sie verkaufen ihre Weine im Premiumsegment – ihr Spitzenwein kostet mehr als 100 Euro. Auch die Flasche Weißwein kostet 70 Euro. Wie legen Sie denn die Preise fest?
Wir mussten unsere Position als Marke finden. Aus diesem Grund haben wir zahlreiche Blindverkostungen veranstaltet und unsere Weine mit anderen Top-Weinen aus Italien verglichen. Und natürlich haben wir eine interne Kostenstruktur. Da sie unseren Chardonnay erwähnt haben: Der Weißwein, von dem wir rund 4000 Flaschen produzieren, ist immer als erster ausverkau.
Wie ist ihr Vertrieb organisiert?
Wir sind mit unseren Weine drei Jahre nach dem ersten Jahrgang bereits in den drei wichtigsten Kontinenten vertreten: Europa, Asien und den USA. In Asien liefern wir unter anderem nach Hongkong und Singapur.
Kann man denn Ihre Weine vor Ort verkosten?
Wir bieten natürlich Führungen an. Weininteressierten unser Weingut näher zu bringen, das ist mir schon wichtig. Wir nehmen aufgrund unserer Top-Weine aber eine Gebühr von 25 Euro, die beim Kauf angerechnet wird.

Wie schätzen Sie selbst die ersten drei Jahrgänge ein?
2008, als wir unseren ersten Jahrgang produziert haben, war ein heißes Jahr. 2009 war ein warmes Jahr, die Weine sind eleganter und frischer als 2008. Unser bisher wohl bester Jahrgang ist allerdings 2010. Damit ist Monteverro erwachsen geworden.






