Ökostrom Vor- und Nachteile im Vergleich

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Frank Baecke
13.06.2025 – 13:44 Uhr aktualisiert
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Ökostrom Vor- und Nachteile im Vergleich
Ökostrom Vor- und Nachteile im Vergleich
Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Ökostrom ist vielerorts nicht mehr teurer als konventioneller Strom. 
  • Doch es gibt auch Anbieter, die grünen Strom teurer verkaufen als die herkömmliche Variante. Zudem kann die Zusammensetzung des Ökostroms je nach Anbieter variieren.
  • Kunden sollten daher nicht nur die Preise vergleichen, sondern auch auf Ökostromlabel und Herkunftsnachweise achten.
  • Neben den Vorteilen für die Umwelt hat Ökostrom aber auch Nachteile, allen voran die schwankende Verfügbarkeit.

Private Stromkunden entscheiden sich immer häufiger für Ökostrom. Zu den Gründen für den Nachfrageanstieg zählen offenbar neben dem wachsenden Umweltbewusstsein die gesunkenen Preise.

Ökostrom ist bei vielen Anbietern nicht mehr teurer als Strom aus konventionellen Energieträgern. Oft ist er sogar günstiger als der Grundversorgungstarif. Das liegt daran, dass durch den Ausbau der erneuerbaren Energien das Angebot an Ökostrom immer weiter steigt. Zudem wird die Erzeugung von grünem Strom durch neue Technologien immer effizienter.

Was genau ist eigentlich Ökostrom?

Eine verbindliche Definition für den Begriff Ökostrom gibt es in Deutschland nicht. Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) bezeichnet Ökostrom als elektrische Energie, die zu mindestens 50 Prozent aus erneuerbarer Energie stammt, konkret aus Windkraft, Solarenergie, Bioenergie, Wasserkraft und Geothermie. Die übrigen Prozente müssen aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen kommen.

Für Ökostrom werden auch die Begriffe Naturstrom und Grünstrom verwendet. Das sind lediglich Synonyme, keine anderen Stromarten. Alle drei Begriffe meinen das Gleiche und dienen zur sprachlichen Abgrenzung gegenüber konventionell erzeugtem Strom aus Kohle, Öl, Gas und Kernenergie.

Das Fehlen eines eindeutigen Ökostrom-Begriffes führt zu unterschiedlichen Angeboten der Stromlieferanten. Einige Anbieter verstehen unter Ökostrom ausschließlich den zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnenen Strom. Diesen bieten sie in entsprechenden Tarifen an. Andere Stromlieferanten mixen ihrem konventionellen Strom einen gewissen Anteil an Strom aus erneuerbaren Energien bei und verkaufen diesen Mix dann als Ökostrom.

Darum ist es wichtig, vor Abschluss eines Ökostromtarifs die Herkunft und Zusammensetzung des Stroms zu prüfen. Hierfür gibt es Zertifikate und Herkunftsnachweise. In Deutschland sind Stromlieferanten gesetzlich dazu verpflichtet, die Anteile der einzelnen Energieträger am Gesamtenergieträgermix sowie die Herkunft nachzuweisen (§42 EnWG). Dies muss sowohl in Werbematerialien als auch in Rechnungen geschehen. Hieran können sich Kunden bei der Suche nach einem Ökostromanbieter orientieren.

Vorteile von Ökostrom

  • Keine Emissionen: Der wahrscheinlich größte Vorteil von Strom aus erneuerbaren Energiequellen ist, dass bei seiner Erzeugung kaum oder keine klimaschädlichen Emissionen freigesetzt werden. Ökostrom ist umweltfreundlich und nahezu klimaneutral.
  • Unerschöpfliche Ressourcen: Im Gegensatz zu fossilen Energiequellen wie Kohle, Öl und Gas stehen erneuerbare Energiequellen endlos zur Verfügung. Sie können nicht wie fossile Brennstoffe eines Tages zu Ende gehen. Ökostrom basiert auf natürlichen Ressourcen, die ständig vorhanden sind (Wind, Sonne, Wasser) oder nachwachsen (Biomasse).
  • Beitrag zum Klimaschutz: Durch den Bezug von Ökostrom reduzieren private Haushalte aktiv ihren CO₂-Fußabdruck, da erneuerbare Energien wie Solar-, Wind- oder Wasserkraft keine klimaschädlichen Emissionen verursachen. Jeder Abschluss eines Ökostromtarifs hilft, den Strommix sauberer und die Energieversorgung nachhaltiger zu gestalten.  
  • Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffen: Die Nutzung von Ökostrom reduziert die Abhängigkeit von importierten fossilen Rohstoffen wie Erdöl, Kohle oder Gas. Je geringer deren Anteil am Strommix wird, desto unabhängiger werden private Haushalte langfristig von Preisschwankungen an den globalen Rohstoffmärkten infolge geopolitischer Krisen.
  • Gesundheitlicher Nutzen: Ökostrom verbessert die Luftqualität, weil bei seiner Erzeugung keine Schadstoffe wie Stickoxide oder Feinstaub freigesetzt werden. Konventionelle Stromerzeugung aus Kohle oder Gas ist dagegen mit schädlichen Emissionen verbunden, die Atemwegserkrankungen und andere gesundheitliche Probleme verursachen können.

Nachteile von Ökostrom

  • Regional mitunter teurer: In einigen Regionen kann Ökostrom teurer sein als konventioneller Strom, weil die Produktions- und Infrastrukturausgaben höher sind. Trotz sinkender Preise für erneuerbare Energien haben sich die Anfangsinvestitionen des Erzeugers oft noch nicht vollständig amortisiert. Das kann sich in höheren Stromtarifen für die Verbraucher niederschlagen. Langfristig ist jedoch eine Angleichung der Preise zu erwarten.
  • Schwankende Verfügbarkeit: Die Produktion von Wind- und Solarstrom ist wetterabhängig. Eine konstante Erzeugung ist daher nicht möglich. Fällt die Stromgewinnung an windstillen oder bewölkten Tagen niedriger aus, kann es zu Engpässen kommen, die konventionell ausgeglichen werden müssen.
  • Hoher Flächenbedarf: Wind- und Solaranlagen benötigen große Flächen, um effizient Strom zu erzeugen. Doch in dicht besiedelten Gebieten stoßen Windparks oft auf Widerstand, weil sie das Landschaftsbild verändern und Lärmbelästigungen verursachen. In ländlichen Regionen ist der nötige Platz zwar oft vorhanden, doch auch hier ist die Akzeptanz bei den Anwohnern meist gering. Wind- und Solaranlagen zu errichten, ist daher eine Herausforderung.
  • Hohe Anfangsinvestitionen: Die Errichtung von Windkraft- und Solaranlagen erfordert hohe Anfangsinvestitionen. Aber auch der Ausbau von Stromnetzen und Speicheranlagen ist teuer. Diese Kosten müssen zunächst über höhere Strompreise oder Steuern gedeckt werden, bevor langfristige Einsparungen realisiert werden können.
  • Abhängigkeit von Speichertechnologien: Da erneuerbare Energien nicht konstant verfügbar sind, werden für eine permanente Stromversorgung effiziente Speichertechnologien benötigt. Diese Technologien sind aber noch nicht in ausreichendem Maße entwickelt worden oder flächendeckend verfügbar. Solange es an Speicherkapazitäten fehlt, ist es schwierig, jederzeit eine stabile reine Ökostromversorgung zu gewährleisten.

Den besten Ökostromanbieter finden

Um den besten Ökostromanbieter zu finden, sollten Stromkunden mehrere Faktoren berücksichtigen. Zunächst ist zu prüfen, ob der Anbieter wirklich reinen Ökostrom anbietet. Das ist erkennbar an entsprechenden Zertifikaten und Gütesiegeln. Die wichtigsten Zertifikate stammen von TÜV NORD, TÜV Süd und TÜV Rheinland, die wichtigsten Siegel sind „Grüner Strom“, „ok-power“, „KlimaInvest“ und „Renewable Plus“.

Wichtige Ökostromzertifikate und -gütesiegel

ZertifiziererLabelAnforderungen
Grüner Strom Label e. V.Grüner Strom100 % Ökostrom

Förderung neuer Energieanlagen und -projekte

keine Beteiligung an Kohle- und Atomkraftwerken
EnergieVision e. V.ok-power100 % Ökostrom

Förderung neuer Energieanlagen und der Energiewende

keine wesentliche Beteiligung an Kohle- und Atomkraftwerken
EnergieVision e. V.ok-power plusfür Stromanbieter, die nur Ökostrom und nicht zusätzlich konventionellen Strom anbieten, sonst wie ok-power
KlimaInvest Green Concepts GmbHKlimaInvest100 % erneuerbare Energie für Stadtwerke und Energieversorger

Strom muss von Produzenten stammen, die selbst keine Atom- und Kohlekraftwerke betreiben
TÜV RheinlandRenewable Plusfinanzielle Unterstützung neuer Öko-Anlagen

Engagement für Umweltmaßnahmen

CO₂-Emissionsausgleich durch Minderungszertifikate
TÜV RheinlandTÜV Rheinland zertifiziert100 % Ökostrom

garantiert CO₂-neutrale Stromgewinnung und -belieferung
TÜV NORDTÜV NORD Geprüfter Ökostrommindestens 33 % Ökostrom, andernfalls je kWh anteiliges Investment in Anlagen-Neubau

CO₂-Bilanz von Stromverbrauch und
-lieferung muss binnen 12 Monaten ausgeglichen sein
TÜV SüdTÜV Süd Zertifiziertes Ökostromproduktnachgewiesene Erzeugung aus 100 % erneuerbaren Energien

nachgewiesene Förderung regenerativer Energiegewinnung

geprüftes Monitoringsystem des Lieferanten
Quelle: Eigenrecherche. Stand: Januar 2025

Neben den Ökostromlabels bieten Herkunftsnachweise eine gute Orientierung. Diese gesetzlich regulierten Nachweise garantieren dem Kunden, dass der Ökostrom tatsächlich aus erneuerbaren Energiequellen stammt. Mit den Herkunftsnachweisen wird ein „Greenwashing“ des Stroms durch die Anbieter verhindert.

Des Weiteren helfen Vergleichsportale dabei, geeignete Anbieter und Tarife zu finden. Dabei sollte nicht nur auf den Preis geachtet werden, sondern auch auf Vertragsbedingungen wie Kündigungsfristen und Preisgarantien. Wem das Voranbringen der Energiewende ein besonderes Anliegen ist, der sollte nach Ökostromanbietern suchen, die aktiv in den Ausbau erneuerbarer Energien investieren, statt nur bestehende Anlagen zu nutzen. Erkennbar sind solche Anbieter zum Beispiel am „Grüner Strom“- oder „ok-power“-Label.

Nicht fehlen darf zudem ein Blick auf die Kundenbewertungen. Sie geben zusätzliche Hinweise auf die Seriosität, Transparenz und Servicequalität des Stromanbieters. Tarife mit 100 Prozent Ökostrom bieten zum Beispiel Unternehmen wie die NEW Energie, enercity, Vattenfall, eprimo oder auch yello.

Deutlich einfacher und schneller als die Suche nach dem besten Ökostromanbieter dürfte im Anschluss der Wechsel sein. Er lässt sich in der Regel bequem online in wenigen Schritten erledigen. Die Kündigung beim bisherigen Versorger übernimmt der neue Anbieter.


Häufig gestellte Fragen

Kostet Ökostrom mehr als konventioneller Strom?

Ökostrom ist meistens nicht mehr teurer als konventioneller Strom. Die Preise für Ökostrom sind in den letzten Jahren gesunken, und in manchen Regionen ist er bereits genauso günstig oder günstiger als konventioneller Strom. Manche Versorger bieten inzwischen ausschließlich Ökostrom an.

Wie lässt sich erkennen, dass wirklich Ökostrom geliefert wird?

Verbraucher erkennen dies an Zertifikaten und Gütesiegeln. Besonders strenge Kriterien müssen Stromanbieter für die Label „Grüner Strom“ und „ok-power“ erfüllen. Sie zeigen nämlich auch an, dass der Anbieter in neue Anlagen investiert und nicht nur vorhandene Kapazitäten nutzt. Des Weiteren garantieren gesetzlich regulierte Herkunftsnachweise, dass der bezogene Ökostrom tatsächlich aus erneuerbaren Energiequellen stammt. Die Herkunftsnachweise verhindern, dass ein Anbieter fossilen Strom „grün wäscht“.

Wie wirkt sich die Nutzung von Ökostrom auf den Klimaschutz aus?

Ökostrom wird aus erneuerbaren Energiequellen wie Sonne, Wind und Wasser gewonnen. Im Gegensatz zur konventionellen Stromerzeugung aus Kohle, Öl oder Gas, bei der große Mengen Treibhausgase freigesetzt werden, entstehen bei der Produktion von Ökostrom keine schädlichen Klimagase. Dadurch hilft der Umstieg auf Ökostrom, den CO₂-Fußabdruck von Haushalten deutlich zu reduzieren.


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