Dax-Umfrage Anleger lauern auf Einstiegschancen

Anleger haben Kursverluste zuletzt gut verkraftet – und warten auf neue Chancen.
Düsseldorf Die Rally an den Aktienmärkten ist vorerst beendet. Die gezielte Tötung eines iranischen Generals durch die USA hat eine Korrektur eingeleitet: Am Freitag verlor der Dax 1,3 Prozent, am Montag liegt der deutsche Leitindex erneut deutlich im Minus. Trotzdem gibt es mittelfristig keine Angst vor fallenden Kursen, wie die Auswertung der wöchentlichen Handelsblattumfrage Dax-Sentiment unter mehr als 3500 Anlegern zeigt.
Obwohl die Umfrage erst nach dem tödlichen Drohnenangriff auf Ghassem Soleimani startete, hat sich die Stimmung der Anleger nur unwesentlich um 0,2 Prozentpunkte verschlechtert. Das Sentiment weist mit aktuell 2,5 Prozent noch immer „gute Laune“ aus. Gleichzeitig ist die Investitionsbereitschaft um vier Prozentpunkte gestiegen.
„Anleger betrachten die Korrektur als Gelegenheit, Positionen aufzubauen“, folgert Sentimentexperte Stephan Heibel, Inhaber des Analysehauses Animusx. Zwar sei die Korrektur noch nicht abgeschlossen. „Es dürfte sich aber lohnen, in den kommenden Tagen am Ball zu bleiben, um günstige Einstiegsgelegenheiten zu erkennen und zu nutzen“, meint Heibel.
Für die unverändert gute Laune der Anleger gibt es verschiedene Erklärungsansätze: Zum einen waren in der Vergangenheit bei einer Krise im Nahen Osten die mittelfristigen Auswirkungen auf die Finanzmärkte überschaubar, wie eine Auswertung des US-Nachrichtensenders CNBC zeigt.
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Demnach stiegen zwar zunächst stets als sicher geltende Anlagen wie Gold im Wert – auch diesmal erreichte das Edelmetall in Euro gerechnet einen Höchststand – , auf Drei-Monats-Sicht legte der US-Index S&P 500 aber wieder zu, während der Goldpreis stagnierte.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Dax-Konzerne dürften aber überschaubar bleiben, da das deutsch-iranische Handelsvolumen laut dem Bundeswirtschaftsministerium mit rund drei Milliarden Euro vergleichsweise gering ist.
Ein weiterer Punkt, der die gute Laune der Anleger erklärt: Die deutschen Anleger sind besser für eine Korrektur positioniert als ihre Pendants in den USA. „Insbesondere in den USA ist die Stimmungsverfassung weiterhin viel zu bullisch“, stellt Sentimentexperte Heibel fest. „Die US-Finanzmärkte bleiben anfällig für Korrekturen und dürften eine einsetzende Korrektur, wie wir es am Freitag gesehen haben, noch verstärken.“
US-Anleger wetten auf steigende Kurse
Denn in den USA ist die Put-Call-Ratio, also das Verhältnis von gehandelten Verkaufsoptionen zu Kaufoptionen, gesunken. Das heißt, dass Anleger dort auf steigende Kurse wetten. Auch die Investitionsquote der US-Fondsmanager ist mit 87 Prozent weiterhin auf einem hohen Niveau, während der Short Range Oscillator bei 3,5 notiert – nahe der Schwelle von vier, die auf eine anstehende Korrektur hinweist.
In Deutschland zeigt dagegen das Euwax-Sentiment der Privatanleger, das anhand realer Trades mit Hebelprodukten auf den Dax berechnet wird, dass diese nur moderat auf steigende Kurse setzen. „Anleger sind entsprechend ihrer positiven Grunderwartung moderat investiert, haben aber noch ein wenig Pulver trocken“, erklärt Heibel. Auch institutionelle Anleger, die sich über die Eurex absichern, hätten ihre Spekulationen auf steigenden Kurse rechtzeitig vor dem Ausverkauf am Freitag heruntergefahren.
Das zeigt, dass die Anleger eine Korrektur erwartet haben. Das spiegelt sich auch in der Sentimentumfrage wider: Drei Viertel der Befragten geben an, dass ihre Erwartungen zuletzt voll oder zum größten Teil erfüllt wurden.
Trotz der gegenwärtigen Verluste sind weiterhin 60 Prozent der Befragten der Meinung, dass sich die Märkte in einem Aufwärtsimpuls oder einer Topbildung befinden. Das sind drei Prozentpunkte mehr als noch vor Weihnachten. Allerdings sehen auch zehn statt zuvor vier Prozent einen Abwärtsimpuls.
Die Erwartungen für die kommenden drei Monate bleiben dagegen neutral. Die meisten Anleger gehen nach der guten Performance der vergangenen Wochen erst einmal von einer Seitwärtsbewegung aus.
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