Aufsichtsbehörde EIOPA Stresstest offenbart große Löcher in Europas Pensionskassen
Der Druck auf Europas Pensionskassen ist hoch. Und er könnte sogar noch steigen. „Risiken durch unerwartete Marktszenarien dürften substanzielle Auswirkungen auf die Finanzausstattung haben, die Träger müssten dann noch mehr Hilfe leisten.“ Das ist das Ergebnis des Stresstests für die Branche, den die europäische Versicherungsaufsicht Eiopa am Dienstagabend veröffentlicht hat.
Um die finanzielle Standfestigkeit von Europas Pensionskassen zu testen, entwickeln die Aufseher stets neue Szenarien aus unerwarteten Marktentwicklungen und deren Konsequenzen für die Zukunft.
Diesmal ging es um eine plötzliche Neubewertung von Risikoprämien, um einen Zinsschock bei Papieren mit kurzen Fälligkeiten und einzelnen, unverhofft starken Schwankungen an den Aktienbörsen.
Die Auswirkungen für die 176 Pensionskassen aus 19 europäischen Ländern, die im neuesten Stresstest der Eiopa untersucht wurden, wären vor allem kurzfristig spürbar. Insgesamt würden so rund zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus den teilnehmenden Ländern verloren gehen, haben die Aufseher errechnet.
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Die Konsequenz für Pensionskassen wäre ein kurzfristiger Einbruch ihrer finanziellen Mittel um 173 Milliarden Euro. Die Träger müssten mit insgesamt 49 Milliarden Euro einspringen.
Allerdings wäre der Effekt innerhalb eines Jahres wieder ausgeglichen, so die Aufseher. „Pensionskassen können durch ihre langlaufenden Anleihen und ihren langfristigen Anlagehorizont kurzzeitige Volatilitäten und Marktabschwünge besser aushalten als andere Finanzinstitute“, so Eiopa-Chef Gabriel Bernardino.
Dabei sind die Probleme der Pensionsfonds nicht neu. Die Folgen der langjährigen Niedrigzinspolitik haben viele Kassen sehr spät erkannt. Zudem hat die Branche generell das Problem vieler kleiner Häuser. Pensionskassen gibt es in Deutschland von Großkonzernen bis zu Familienunternehmen, bei Verbänden, Branchen und Kirchen. Oftmals haften mehrere Träger für eine Kasse.
Im vergangenen Jahr bereits fand die deutsche Börsenaufsicht Bafin überraschend deutliche Worte über den Zustand der Branche, die für die Altersvorsorge von mehr als drei Millionen Deutschen zuständig ist.
31 der damals 136 Pensionskassen im Land standen unter „intensivierter Aufsicht“ der Bonner Behörde. Damit ging auch die unmissverständliche Forderung einher, die Träger sollten großzügig finanziellen Ausgleich leisten für die finanzielle Schieflage, in der sich diese Kassen befanden.
Ernüchterndes Ergebnis
Das Ergebnis ein Jahr später ist ernüchternd. Noch immer zählt die Bafin 31 Pensionskassen in Deutschland, die sie unter „intensivierter Aufsicht“ hat. Ob es sich dabei um exakt die gleichen Namen wie vor einem Jahr handelt oder ob es Veränderungen gab, darüber schweigen die Aufseher.
Dabei sind die Folgen mittlerweile unübersehbar. Denn geraten die Pensionskassen in Schwierigkeiten, dann geht das auch zulasten der Versicherten. In diesem Zusammenhang hat die Bafin zuletzt bei drei Pensionskassen bereits eine Kürzung der Leistungen beobachtet.
Dazu zählt unter anderem die Pensionskasse der Caritas, deren finanzielle Probleme bereits vor einem Jahr gravierend waren. Nach jüngsten Angaben liegen die Kürzungen für die mehr als 25.000 Versicherten dort zwischen zehn und 30 Prozent. Bei manchen Kunden kann das mehr als 300 Euro im Monat ausmachen.
Damit sich solche Fälle in Zukunft nicht mehren, hat sich mittlerweile auch die Bundesregierung mit diesem Thema beschäftigt. Künftig soll es auch eine Absicherung für die betroffenen Kunden geben, sollte der Arbeitgeber insolvent sein. Dann soll den Planungen zufolge der Pensions-Sicherungsverein der Betriebsrente einspringen.
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ohne Namensnennung von Pensionskassen ist es keine wesentlich neue Information für evtl.Betroffene !!
Die schamlose Niedrigzinspolitik geht ausschließlich zu Lasten der abhängig beschäftigten Arbeitnehmer
und des Mittelstands. Wie immer bleiben Beamtenkaste und Politiker als die eigentlich Schuldigen an
dieser Misere außen vor :