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Versicherer Wie Allianz und Huk Coburg um die Vorherrschaft bei den Auto-Policen kämpfen

Der Wettbewerb in der Kfz-Versicherung gewinnt zur Wechselsaison an neuer Schärfe. Insbesondere das Duell zwischen Allianz und Huk Coburg wird immer aggressiver.
05.11.2018 - 16:26 Uhr Kommentieren

Frankfurt Langsam rollt zu schneller Geigenmusik ein weißer Fiat 500 eine zusehends schmaler werdende Gasse entlang. Am Ende steckt der Wagen fest, und der Fahrer muss den Wagen über das Schiebedach verlassen.

„Enger, als du denkst?“, ruft dazu, während die Musik weiter dudelt, aufgedreht ein Sprecher aus dem Off. Um nur wenige Sekunden später anzumerken: „Günstiger und leistungsstärker als du denkst: die neue Allianz Autoversicherung.“

Der kurze Werbeclip, den der Münchener Dax-30-Konzern seit einigen Wochen in den sozialen Medien verbreitet, ist nicht nur ein Werbegag, mit dem der Versicherer auf seine Policen hinweist. Er ist auch Bestandteil einer breit angelegten Kampagne, mit der der Versicherungsriese noch ein wesentlich größeres Ziel verfolgt.

Im umkämpften Geschäft mit Kfz-Versicherungen in Deutschland dem Marktführer Huk Coburg den Rang streitig zu machen. Seit Jahren verteidigen die Franken Platz eins der deutschen Autoversicherer – doch die Münchener machen inzwischen Boden gut.

Es geht dabei um viel. Traditionell sind die Kfz-Policen das zweitwichtigste Geschäft nach den Lebensversicherungen: 26,9 Milliarden Euro spülten die deutschen Autofahrer allein im vergangenen Jahr den Assekuranzen als Beitragseinnahmen in die Kassen. So können die flotten Sprüche aus der Werbung nicht überdecken, dass mit harten Bandagen gespielt wird – was nunmehr auch Spuren in den Büchern der Branche hinterlässt.

Seit nunmehr fünf Jahren kannten die Prämien für Kfz-Policen nur eine Richtung – nach oben. Doch im kommenden Jahr könnte dieser Trend erstmals wieder zum Stoppen kommen. Autofahrer müssen demnach für das kommende Jahr keine nennenswerten Preiserhöhungen bei ihren Kfz-Haftpflichtversicherungen fürchten.

Traditionell sind die Kfz-Policen das zweitwichtigste Geschäft nach den Lebensversicherungen. Quelle: picture alliance / Robert Schles
Stau auf der Berliner Stadtautobahn A100

Traditionell sind die Kfz-Policen das zweitwichtigste Geschäft nach den Lebensversicherungen.

(Foto: picture alliance / Robert Schles)

„Die Kfz-Versicherer erhöhen die Preise im Schnitt zwar um zwei bis drei Prozent“, sagt Andreas Kelb, Bereichsleiter Kraftfahrt der E+S, die der größte Kfz-Rückversicherer in Deutschland ist, voraus. „Weil viele Autofahrer aber gleichzeitig in eine bessere Schadenfreiheitsklasse wechseln, zahlen sie per saldo trotzdem nicht mehr.“ Auch Assekurata-Analyst Dennis Wittkamp rechnet damit, dass die Preise diesmal zumindest stagnieren, wenn nicht sogar im Marktschnitt leicht nach unten gehen.

Der harte Wettbewerb lässt damit voraussichtlich dem Preisanstieg bei den Kfz-Tarifen erstmals seit Jahren die Luft ausgehen. „Die Versicherer wollen Marktanteile gewinnen oder zumindest halten und haben sich Volumenziele gesetzt“, sagt Kelb. So bemüht sich nicht nur die Allianz, wieder zum Marktführer Huk Coburg aufzuschließen. Auch andere Gesellschaften wie R+V, Axa und Generali wollen in der Kfz-Versicherung wieder wachsen.

Die Branchengrößen legen sich deshalb schwer ins Zeug. Nachdem die Allianz bereits im Vorjahr mit einem neuen, einfacheren Tarifangebot in die Offensive gegangen ist, wollen die Münchener nun mit einer neuen Versicherung für Kleinflotten von Firmenkunden nachlegen. „Die Allianz zieht alle Register“, heißt es bei einem Wettbewerber.

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Die Münchener selbst beschwichtigen. Man habe die Preise für Kfz-Policen im bisherigen Jahresverlauf nicht gesenkt und plane das bislang auch nicht, sagt eine Sprecherin. Doch die Münchener wissen, dass eines ihrer Probleme bei den Kfz-Policen ist, dass viele Kunde sie bisher schlicht für zu teuer halten. Entsprechend intensiv versucht der Konzern, diesen Eindruck zu zerstreuen.

Aggressiver Wettbewerb

Der finanzielle Spielraum für die Versicherer wird immer enger. Die Werkstattkosten bei Unfällen steigen stetig. Blechschäden sind durch die hochwertige technische Ausstattung in neuen Fahrzeugen längst ein hoher Kostenfaktor. So haben sich Ersatzteile in fünf Jahren um ein Viertel verteuert, dazu kämen höhere Stundensätze der Werkstätten, erläutert Kelb.

Die Versicherer hätten versucht, Werkstätten mit Pauschalverträgen an sich zu binden und den Ersatzteileinkauf zu zentralisieren, um direkt bei den Zulieferern baugleiche Teile einzukaufen. Doch die Hersteller würden zunehmend auf speziell angefertigte Produkte setzen, für die sie Markenschutz reklamieren.

Die neue Windschutzscheibe der Mercedes E-Klasse etwa ist mit einer Signatur von Gottlieb Daimler versehen – was bei Ersatzteilen seinen Preis hat. „Hier hat die Versicherungswirtschaft noch nicht das richtige Gegenmittel gefunden“, meint der E+S-Experte.

Der Wettbewerb in der Kfz-Versicherung gewinnt damit zur traditionellen Wechselsaison bis Ende November an neuer Schärfe. Für die Branche bleibt der Herbst der wichtigste Zeitraum in diesem Segment. Der Grund dafür ist simpel: Die reguläre Kündigungsfrist für die Kfz-Versicherung beträgt vier Wochen. Wer zum neuen Jahr auch einen neuen Vertrag abschließen will, muss daher zum 30. November kündigen.

Entsprechend stark rühren die meisten Versicherer in diesen Wochen die Werbetrommel – denn der Markt legt kaum mehr zu. Für Wachstum müssen die Firmen bei der Konkurrenz räubern, was den Wettbewerb so aggressiv macht. „Ich glaube, darauf müssen wir uns einstellen: Das ist ein Markt, der immer weniger wachsen wird“, sagte Huk-Coburg-Boss Stefan Heitmann jüngst auf einer Branchenveranstaltung. „Wachstum wird deshalb – alles andere wäre Zauberei – über den Preis funktionieren.“

Was für den einzelnen Kunden erfreulich ist, wirkt sich auf die Sparte negativ aus. Da die Schadensummen kräftig ansteigen, unter anderem weil immer mehr teure Technik in die Autos verbaut wird, werden die Preiserhöhungen wohl nicht ausreichen, um die Versicherer in schwarzen Zahlen zu halten.

Für die Versicherer droht damit der wichtige Kfz-Policen-Markt zum Verlustgeschäft zu werden. „2019 wird die Branche erstmals wieder seit 2013 zu wenig verdienen, um Schäden aus Beiträgen zu finanzieren“, sagt Kelb vom Versicherer E+S Rück voraus.

Die Deutschland-Tochter der Hannover Rück schätzt den versicherungstechnischen Verlust für 2019 auf branchenweit 200 Millionen Euro. Viele Manager in der Branche müssen sich beim Kfz-Geschäft wohl darauf einstellen, dass nicht nur einige Autos Kratzer abbekommen – sondern auch die eigenen Geschäftszahlen leichte Schrammen davontragen werden.

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