Wall Street Corona-Sorgen lassen Wall Street im Minus schließen – Zoom-Aktien stürzen ab

Blick in den Handelssaal der New York Stock Exchange.
Frankfurt, New York Die Wall Street hat am Dienstag leicht im Minus geschlossen. Die wieder steigenden Coronavirus-Fallzahlen dämpften die Kauflaune der Investoren, da sie die Konjunkturerholung gefährdeten, sagte Jim Baird, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Plante Moran. Der US-Standardwerteindex Dow Jones ging 0,1 Prozent tiefer auf 35.360 Punkten aus dem Handel. Der technologielastige Nasdaq notierte kaum verändert bei 15.259 Punkten. Der breit gefasste S&P 500 büßte 0,1 Prozent auf 4522 Punkte ein.
Aus charttechnischer Sicht habe der Dow aktuell noch Mühe, Käufer oberhalb seiner jüngsten Zwischenhochs zu finden, schrieb der Experte Andreas Büchler von Index Radar. Doch wenn die Nachfrage wieder anziehe, könnte der Aufwärtstrendkanal ausgeschöpft werden.
Ein weiterer Grund für die Kaufzurückhaltung der Anleger seien die anstehenden US-Arbeitsmarktdaten am Freitag, sagte Arthur Weise, Chef-Anleger beim Vermögensberater Kingsland Growth. Sie sind ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung, wie lange die Notenbank Fed die Finanzmärkte noch mit billigem Geld fluten wird.
Experten rechnen für August mit dem Aufbau von 750.000 Stellen außerhalb der US-Landwirtschaft. Im Vormonat hatte das Plus bei 943.000 gelegen. Einen Vorgeschmack liefern die Daten der privaten Arbeitsagentur ADP am Mittwoch. Hier sagen Analysten den Aufbau von 613.000 Stellen in der US-Privatwirtschaft voraus. Dies wäre eine Verdoppelung im Vergleich zum Vormonat.
Am Rohölmarkt wächst die Nervosität
Unterdessen wuchs am Rohölmarkt einen Tag vor den Beratungen der großen Exportländer über die Förderquoten die Nervosität. Die Sorte US-Sorte WTI verbilligte sich um 0,4 Prozent auf 68,95 Dollar je Barrel (159 Liter). Insidern zufolge will die Ländergruppe Opec+ dem US-Appell für eine stärkere Ausweitung der Produktion nicht folgen und die Quoten wie geplant um 400.000 Barrel pro Tag anheben.
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Blick auf die Einzelwerte
Zoom: Bei den Unternehmen stach Zoom mit einem Minus von knapp 17 Prozent heraus. Das ist der größte Kurssturz des Jahres. Der erneute Umsatz- und Gewinnsprung des Videotelefonie-Anbieters habe zwar die Markterwartungen übertroffen, kommentierte Analyst Matt VanVliet vom Brokerhaus BTIG. Der Ausblick signalisiere aber ein enttäuschendes Geschäft in der zweiten Jahreshälfte.
Robinhood: Ins Rampenlicht rückte auch Robinhood. Die US-Börsenaufsicht SEC denkt über ein Verbot sogenannter PFOF-Geschäfte („Payment for Order Flow“) nach, die die Haupteinnahmequelle des Betreibers einer beliebten Trading-App sind. Dabei werden Kundenaufträge gegen Provision an außerbörsliche Handelsplattformen großer Häuser weitergeleitet. Aufseher befürchten Interessenkonflikte, weil Orders nicht von diejenigen mit den besten Kursen, sondern den mit den höchsten Provisionen ausgeführt werden. Außerdem denkt der Zahlungsdienstleister PayPal Medienberichten zufolge über den Aufbau eines eigenen Börsenhandelsgeschäfts nach. Robinhood-Titel konnten ihre Anfangsschwäche dennoch überwinden und gewannen 1,6 Prozent.
AC Immune: Die Aktien von AC Immune sprangen gut 16 Prozent in die Höhe. Die veröffentlichten Testergebnisse eines Alzheimer-Medikamentes seien ermutigend, schrieb Analyst Andrew Fein von der Investmentbank H.C. Wainwright. Ein Wermutstropfen sei allerdings, dass nur die Verschlechterung der kognitiven und nicht auch der funktionellen Fähigkeiten gebremst werde. Die Titel des Entwicklungspartners Roche schlossen in Zürich ein halbes Prozent im Plus.
Uber Technologies: Das russische Technologieunternehmen Yandex will Anteile von Uber an mehreren Joint Ventures im Bereich Lebensmittellieferungen und Fahrdienstvermittlung für eine Milliarde Dollar aufkaufen. Uber notiert unverändert, während Yandex um 4,6 Prozent zulegte.
Virgin Galactic: Die Aktien stiegen um 11,6 Prozent, nachdem das Analysehaus Jefferies die Bewertung des Raumfahrtunternehmens mit einem „Buy"-Rating aufgenommen hatte. Jefferies verweist auf eine erwartete Kapazitätserweiterung von Virgin Galactic sowie eine schnell wachsende Nachfrage.
Support.com: Die Aktie von Support.com verlor 6,9 Prozent. Doch das Papier hat seit Jahresbeginn um mehr als 1500 Prozent. zugelegt hat. Die Aktie gehört zu den Papieren mit einer extrem hohen Leerverkaufsquote. Risikobereite Privatanleger aber auch Profi-Investoren trieben den Kurs weiter in die Höhe und drücken die Shortseller damit unter großen Verlusten aus dem Markt.
Moderna: Der Covid-19-Impfstoff von Moderna erzeugte mehr als doppelt so viele Antikörper wie der Impfstoff von Pfizer-BioNTech, so eine im Journal of the American Medical Association veröffentlichte Studie. Die Aktien waren unter Druck geraten, nachdem die Auslieferung von 1,63 Millionen Dosen in Japan aufgrund von Kontaminationsbedenken ausgesetzt worden war. Am heutigen Dienstag stiegen die Papiere um 1,4 Prozent.
Netease: Dagegen erholten sich die in New York gelisteten Anteilsscheine von Netease dank guter Quartalszahlen um knapp 9 Prozent und setzten sich damit an die Index-Spitze. Vortags hatten die Papiere des chinesischen Onlineunternehmens darunter gelitten, dass die chinesische Führung die Regeln für jugendliche Nutzer von Online-Spielen verschärft.
Wells Fargo: Am S&P-500-Ende büßten die Aktien von Wells Fargo 5,6 Prozent ein. Die Großbank muss in einer schon länger zurückliegenden Affäre um fingierte Konten laut Insidern womöglich mit weiteren Strafen der Aufsichtsbehörden rechnen, da ihnen die Fortschritte bei der Aufarbeitung aktuell zu langsam seien.
CVS/ Walgreens: Die Papiere der Drogerieketten CVS Health und Walgreens Boots Alliance hingegen bauten ihre jüngsten Gewinne teils deutlich aus. So stiegen CVS Health um gut zwei Prozent und Walgreens Boots Alliance setzten sich sogar mit einem Plus von mehr als vier Prozent unangefochten an die Dow-Spitze. Analysten der Bank Morgan Stanley verwiesen als Antrieb auf die zuletzt wieder gestiegene Nachfrage nach Covid-19-Tests und Corona-Impfungen.
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