Editorial: Eine Nacht, die zeigt, wie sich das Handelsblatt verändert hat
Es ist nach Mitternacht in Deutschland, als die ersten Nachrichten und Bilder um die Welt gehen: Secret-Service-Agenten führen Donald Trump mit blutverschmiertem Gesicht von der Bühne. Die Faust kämpferisch in die Luft gereckt.
Die Meldungen erscheinen auch auf dem Bildschirm meiner Kollegin Leonie Natzel, die als Chefin vom Dienst (CvD) Samstagnacht europäischer Zeit in New York für das Handelsblatt das digitale Programm steuert.
Sie hat schon viele dramatische Nachrichtenlagen erlebt. Amokläufe oder den Ausbruch des Kriegs in der Ukraine. Sie und ihr Team folgen in solchen Momenten stets einer ähnlichen Routine. Zunächst startet der Faktencheck: Kann es stimmen, was da gemeldet wird? Wie berichten die unterschiedlichen Quellen? Was sagen vertrauenswürdige Augenzeugen, auch bei Twitter oder Tiktok? Wie ordnen lokale Medien die Lage ein?
„Die Situation war zunächst ziemlich unübersichtlich“, erinnert sich Natzel: „Lange hatte kein Medium den Mut, das Wort ‚Schuss‛ auszusprechen.“ Schließlich hat sie einen Überblick und verschickt die Handelsblatt-Eilmeldung: „Trump während Kundgebung angeschossen – Secret Service bringt Ex-Präsidenten in Sicherheit.“ Es ist eine der ersten Eilmeldungen zum Thema von deutschen Medien.