Gastkommentar: Plädoyer für einen erneuerten Kapitalismus
Die Europäische Union ist paradox! Wir sind die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt – nach den USA und knapp vor China. Wir sind Marktführer in zahlreichen Schlüsselbranchen. Mit einem Anteil von sechs Prozent der Weltbevölkerung steht die EU für ein Drittel der globalen ausländischen Direktinvestitionen. Im Welthandel sind wir der bedeutendste Exporteur von Industrieprodukten und Dienstleistungen.
Wir haben souveräne EU-Institutionen geschaffen. Das Europäische Parlament ist das größte multinationale Parlament der Welt. Der Europäische Gerichtshof kann sogar Sanktionen gegenüber Mitgliedstaaten verhängen. Die Europäische Zentralbank regelt nicht nur die Geldpolitik in der Euro-Zone, sie ist auch ein wichtiger Akteur auf den internationalen Finanzmärkten.
Mit der EU-Kommission haben wir eine Art supranationale Regierung. Sie wacht über den Wettbewerb im Binnenmarkt und die europäischen Grundfreiheiten: den barrierefreien Verkehr von Waren, Personen, Dienstleistungen und Kapital. Außerdem nimmt sie regelmäßig an den G20- und G7-Treffen der wichtigsten Industrieländer teil.
Dennoch fordern der Brexit und populistische Strömungen ihren Tribut. Wenn es um wichtige Fragen wie die gemeinsame Verteidigung oder die Steuerung von Flüchtlingsströmen geht, fehlt Brüssel souveränes Handeln. Das alles trägt zu dem Gefühl bei, Europa sei vom aktuellen Lauf der Geschichte überfordert – zunehmend eingezwängt im Schraubstock der sino-amerikanischen Machtspiele.
Was heißt das für unsere Zukunft? Schaffen wir es, uns zu behaupten und die sich wandelnde Welt von morgen in unserem Sinn „europäisch“ zu gestalten? Mehr Souveränität setzt industrielle Eigenständigkeit voraus! Die Automobilbranche nimmt dabei eine führende Rolle ein. Die Stärke der deutschen Autoindustrie ist weltweit berühmt. Auch die französische Autobranche ist ein mächtiger Player.