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Prüfers KolumneIch stimme allen Cookies zu – und das ist entwürdigend

Eigentlich wollte mich der Gesetzgeber vor Cookies schützen, doch die Auswahl nervt. Warum ich mir die Daten von Internetkonzernen lieber rauben lassen würde.Tillmann Prüfer 02.04.2022 - 10:55 Uhr Artikel anhören

Tillmann Prüfer ist Mitglied der Chefredaktion des „Zeit-Magazins“.

Foto: Handelsblatt

Ich bin einer von den Menschen, die gern das Internet nutzen. Aber ich kann es nicht gut. Etwa, wenn ich auf Google suche. Früher einmal erschien einfach eine Zeile, in die ich einen Suchbegriff eingeben musste, und schon ging es los.

Nun erscheint erst einmal ein Fenster, in dem ich bestätigen muss, dass ich mit der Google-Suche einverstanden bin. Wenn nicht, kann ich sie anpassen. Ich kann dann bestimmen, welche Einschränkungen meine Suche haben soll, welche Art von Werbung ich wünsche oder nicht wünsche.

Wenn ich eine beliebige Website angucke, dann werde ich stets gefragt, ob ich damit einverstanden bin, dass ich Cookies geschickt bekomme. Cookies sind kleine Programme, die es der Website ermöglichen nachzuvollziehen, wer sich bei ihr eingeloggt hat und was ich mir sonst so anschaue.

Mit Cookies können sie mich durch das ganze Netz verfolgen, damit ich dann auf der jeweiligen Website die passende Werbung präsentiert bekomme. Das fand der Gesetzgeber nicht gut und verfügte, dass die Nutzer die Möglichkeit haben müssen, sich Cookies zu verbitten.

Seitdem prangt auf jeder Seite ein Banner, das darüber informiert, dass die Website Cookies benutzt, die eigentlich nur zu unserem Besten seien. Aber natürlich können wir uns auch aussuchen, welche Cookies wir akzeptieren möchten und welche nicht.

Meine Organe dem Alphabet-Konzern vermachen

Wenn ich das Banner anklicke, werde ich vor ein Auswahlmenü gestellt, das aussieht wie die Weinkarte eines gehobenen Restaurants. Mich überfordert es, wenn ich ständig auswählen muss. Auswählen bedeutet, Erwägungen anzustellen und Entscheidungen zu treffen. Will ich nur technisch notwendige Cookies? Möchte ich Werbung geschickt bekommen? Dürfen denn meine Daten gespeichert werden?

>>> Lesen Sie hier: Zitronen jonglieren und Nüsse essen: Fünf Tipps für ein längeres Leben

Sobald ich auf den Pfad gehe, muss ich ihn zu Ende gehen, dann muss ich eine Art Formular ausfüllen wie beim Amt. Dabei wollte ich doch vielleicht nur kurz ein Video mit einem süßen Esel angucken.

Ich klicke also stets an, dass ich mit allen Cookies einverstanden bin, und gebe mein Okay zu allem und jedem. Ich erlaube also einem Konzern, mich bis an das Ende aller Tage im Internet zu tracken, nur weil ich keine Entscheidungen treffen möchte. Das ist entwürdigend.

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Es wäre viel einfacher, würden sie mir die Daten einfach rauben, mich geheim verfolgen. Dann könnte ich mich als Opfer fühlen und mich über die anhaltend bösen Internetkonzerne aufregen. So aber bin ich selbst der Täter.

Ich selbst bin es, der immer wieder zustimmt, mich datentechnisch aushorchen zu lassen. Ich würde allem zustimmen, wenn ich nur nichts Anstrengendes anklicken muss. Ich würde meine Organe dem Alphabet-Konzern vermachen. Vielleicht habe ich das schon getan. Wie gesagt, ich kann mit dem Internet schlecht umgehen.

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