1. Startseite
  2. Meinung
  3. Globale Trends: Trump schrumpft die USA – und damit auch die Wirtschaft

Globale TrendsTrump schrumpft die USA – und damit auch die Wirtschaft

Trumps Härte gegen Einwanderer wirkt: Erstmals in der Geschichte könnte die US-Bevölkerung 2025 zurückgehen. Der Präsident gefährdet damit das traditionelle Wachstumsmodell seines Landes.Thomas Hanke 13.09.2025 - 15:27 Uhr Artikel anhören
Menschen in New York: Die amerikanische Bevölkerung ist im Durchschnitt zehn Jahre jünger als die deutsche. Foto: Moment/Getty Images

Düsseldorf. Die USA stehen vor einem historischen Bruch: Zum ersten Mal in der Geschichte des Landes könnte die Bevölkerung in diesem Jahr schrumpfen, mit sehr weitreichenden wirtschaftlichen Folgen. Ursache ist die Politik gegen Einwanderung, die Präsident Donald Trump betreibt.

Seit Beginn der Volkszählungen und Schätzungen im 18. Jahrhundert hat die Zahl der in den USA lebenden Menschen kontinuierlich zugenommen. Allein in den vergangenen 30 Jahren betrug der Zuwachs mehr als 77 Millionen Personen, fast so viel, wie ganz Deutschland heute an Einwohnern zählt.

Von 2023 auf 2024 betrug die Zunahme 3,3 Millionen Personen. Davon gingen mehr als vier Fünftel auf die Nettozuwanderung zurück und nur der schmale Rest auf den Geburtenüberschuss, also die Differenz von Neugeborenen und Sterbefällen, schrieb Ende 2024 der US-Census.

2025 wird sich der geringe Geburtenüberschuss nicht wesentlich verändern. Was massiv einknicken wird, ist die Nettozuwanderung. Der US-Autor Derek Thompson zitiert zwei Studien von Pew Research und dem American Enterprise Institute, die beide mehr Ab- als Zuwanderung erwarten. Das AEI rechnet mit minus 525.000, Pew erwartet noch einen stärkeren Rückgang. In beiden Fällen würde die Bevölkerung schrumpfen, weil Trump massenhaft Ausländer abschiebt und weniger ins Land lässt.

Demografie

Junge Menschen stellen nur zehn Prozent der Bevölkerung

Für die US-Wirtschaft hätte das erhebliche Folgen. Die stetige Zunahme der amerikanischen Einwohnerzahl war für die Volkswirtschaft essenziell. Denn die Wirtschaftsleistung eines Landes richtet sich der modernen Wachstumstheorie zufolge in hohem Maße nach der Zahl der dort arbeitenden Menschen.

„Die quantitative Verfügbarkeit des Faktors Arbeit und damit der potenziell mögliche Output einer Volkswirtschaft hängen entscheidend von dem Erwerbspersonenpotenzial ab“, schreibt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in einem Aufsatz.

Zwischen 1990 und 2025 wuchs die US-Wirtschaft jährlich fast doppelt so stark wie die der EU. Das liegt sehr stark, wenn auch nicht ausschließlich an der unterschiedlichen Demografie. Auch die Zunahme der Produktivität spielt eine Rolle. Allerdings hängt auch diese von der Zusammensetzung der Bevölkerung ab. In den USA liegt das Durchschnittsalter fast zehn Jahre unter dem deutschen, was ein klarer Standortvorteil ist, denn eine jüngere Bevölkerung ist innovativer und dynamischer.

Wie wichtig die Demografie für die Wirtschaftsleistung ist, zeigt auch eine jüngst in der European Economic Review erschienene Studie amerikanischer und chinesischer Ökonomen, die sich dem Einfluss alternder Bevölkerungen widmet.

Im Falle von Deutschland und Japan, beides alternde Gesellschaften, zeigen sie, dass sowohl die Zunahme der gesamten Wirtschaftsleistung (BIP) als auch die pro Kopf im Zeitraum von 1991 bis 2019 deutlich hinter den Werten der USA zurückblieben.

Sowohl in Japan als auch bei uns hat im untersuchten Zeitraum die Anzahl der arbeitenden Erwachsenen abgenommen, während sie in den USA deutlich zunahm. Die Wirtschaft in Japan und Deutschland ist weniger dynamisch als in den USA, weil bei uns und in Fernost die Ruheständler mehr, die Arbeitenden weniger wurden.

Anti-Trump-Demonstration in Chicago: „Bekämpft die Dummheit, nicht die Einwanderer.“ Foto: AFP

Das erklärt die Differenz bei der Wohlstandsentwicklung. Was die Produktivität betrifft, steht der einzelne deutsche oder japanische Beschäftigte gegenüber seinem US-Kollegen gar nicht schlecht da: Wenn man das BIP pro arbeitendem Erwachsenen vergleicht, verringert sich der Abstand zu den Vereinigten Staaten im Falle Deutschlands um die Hälfte, bei Japan gar um vier Fünftel.

Verwandte Themen
USA
Donald Trump
Japan
Deutschland
Konjunktur

Das alles könnte sich nun ändern, wenn die US-Bevölkerung schrumpft. Dann geht ihr der Nachschub an jungen Arbeitskräften aus. Die USA würden auf den japanischen und deutschen Pfad einschwenken. Man kann dem Land also nur wünschen, dass Trumps Anti-Migrationspolitik nach kurzer Zeit wie ein Spuk endet.

Mehr zum Thema
Unsere Partner
Anzeige
remind.me
Jetziges Strom-/Gaspreistief nutzen, bevor die Preise wieder steigen
Anzeige
Homeday
Immobilienbewertung von Homeday - kostenlos, unverbindlich & schnell
Anzeige
IT Boltwise
Fachmagazin in Deutschland mit Fokus auf Künstliche Intelligenz und Robotik
Anzeige
Presseportal
Direkt hier lesen!
Anzeige
STELLENMARKT
Mit unserem Karriere-Portal den Traumjob finden
Anzeige
Expertentesten.de
Produktvergleich - schnell zum besten Produkt