Märkte-Insight: Diese drei Branchen sollten Langfrist-Aktionäre 2024 im Blick behalten
Pünktlich mit dem Beginn der dunklen, kalten Jahreszeit, als die Uhren auf Winterzeit umgestellt wurden, startete die Jahresendrally. Zwölf Prozent hat der Dax seit dem Tief Ende Oktober zugelegt. Der weltweit wichtigste Börsenindex, der amerikanische S&P 500, hat ebenso viel geschafft. Einmal mehr ragen Technologieaktien heraus.
Auf der Verliererseite finden sich defensive Sektoren wie Versorger, Gesundheit und der Konsum des täglichen Bedarfs. „Defensiv“ bedeutet, dass Unternehmen nicht mehr stürmisch und rasant wachsen, sondern gemächlich und stetig. Die Aktien der Verliererbranchen haben in der jüngsten Rally allerdings gar nicht zugelegt– teilweise haben sie sogar verloren.
„Diese Sektoren wurden noch in der zurückliegenden Niedrigzinsphase aufgrund ihrer soliden Kursentwicklung und steter Dividendenzahlungen gekauft. Nun finden Anleger jedoch am Anleihemarkt risikoärmere Alternativen“, führt Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Deutschen Bank, als mögliche Erklärung für das Phänomen an.
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An den Aktienmärkten finden sich in den Verliererbranchen überdurchschnittlich viele zuverlässige Dividendenzahler – jährliche Renditen von drei Prozent und mehr sind bei ihnen die Regel. Doch der Bedarf an solchen Titeln ist nicht mehr so groß. Ähnlich hohe Renditen gibt es inzwischen für Anleihen von Staaten und Unternehmen.
Anleihen sind zwar genauso wie Aktien Kursschwankungen unterworfen. Doch wer Anleihen bis zum Laufzeitende hält, bekommt neben den vereinbarten Zinsen auch seinen vollen Einsatz zurück. Vorausgesetzt, die Staaten oder Unternehmen gehen bis dahin nicht pleite.
Nestlé enttäuscht Investoren
Den dividendenstarken Aktien ist eine starke Konkurrenz erwachsen, seitdem die Zinsen kräftig gestiegen sind. „Da sich dies in absehbarer Zeit nicht ändern wird, sollten defensive Sektoren ihre Underperformance vorerst fortsetzen“, prognostiziert Stephan eine unterdurchschnittliche Entwicklung der von ihm genannten Branchen in den USA.
In Europa zählt Nestlé zu den größeren Enttäuschungen. Der Schweizer Nahrungsmittelhersteller überzeugte jahrelang mit einer guten Kursentwicklung, doch das ist schon länger Geschichte, nicht erst seit Beginn der jüngsten Rally.
Es gibt noch eine zweite, übergeordnete Börsenrally: Sie begann bereits Anfang Oktober 2022. Damals endete die Nullzinspolitik und die Notenbanken in den USA und Europa begannen damit, die Leitzinsen anzuheben. Seitdem ist der Aktienkurs von Nestlé gut fünf Prozent gefallen
British American Tobacco (BAT), eine weitere große Konsumgüteraktie, hat seitdem sogar 20 Prozent verloren. Im selben Zeitraum hat der Stoxx 50 in Europa, dem auch britische und Schweizer Papiere angehören, um fast 20 Prozent zugelegt. Der Dax ist 35 Prozent gestiegen.
Offenbar reichen Anlegerinnen und Anlegern die hohen und zuverlässigen Dividenden nicht mehr aus. Gesucht werden stattdessen Anleihen mit sicheren Zinsen – oder aber Aktien, die abseits regelmäßiger Dividenden zukunftsträchtige Geschäftsmodelle mit viel Kurspotenzial bieten. Diese Aktien finden sich in den Branchen Versorger, Gesundheit und Konsum eher weniger.

Ganz meiden sollten Aktionäre, vor allem Langfristinvestoren, diese Branchen aber keineswegs. Erstens machen die Kursverluste viele Aktien wieder interessant. Zweitens häufen sich Zinssenkungsspekulationen, seit die Inflationsraten in Europa und den USA zuletzt stark gefallen sind. Die gestiegene Inflation war 2022 der Auslöser für höhere Zinsen. Insofern sollte es nicht überraschen, wenn weiter sinkende Teuerungsraten 2024 der Auslöser für sinkende Leitzinsen wären. Dann könnten sich die Vorlieben an den Märkten wieder ändern.






