Kommentar: Deutschland verliert seine Sonderrolle für Russland

Die deutsch-russischen Beziehungen sind schon lange vielschichtig.
Deutsch-russische Freundschaftsgesellschaften gab es schon vor dem Mauerfall auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs. Eine deutsche Prinzessin regierte Russland als Zarin Katharina die Große. Und Fjodor Dostojewski schrieb mit seinen düsteren Romanen nicht nur europäische Literaturgeschichte, sondern verspielte auch wie russische Adlige Vermögen im Spielcasino von Baden-Baden.
Die deutsch-russischen Beziehungen sind vielschichtig, haben sehr tiefe Wurzeln – und sogar die Verheerungen des Zweiten Weltkriegs überstanden.
Auch wenn Annalena Baerbock als neue deutsche Außenministerin bei ihrem Antrittsbesuch in Moskau einen konzilianteren Amtskollegen Sergej Lawrow trifft, bleibt das bilaterale Verhältnis der beiden Länder frostiger noch als zu Zeiten des Kalten Krieges. Der Grund: Deutschland hat seine Sonderrolle in Russland verloren.
Wenn zwei sich trennen, hat selten nur die eine Seite Schuld. Spätestens mit der infamen Behauptung, der Oppositionelle Alexej Nawalny, dessen Leben nach einem Giftgasanschlag in Tomsk in der Berliner Charité gerettet wurde, sei in Deutschland vergiftet worden, geht nichts mehr in den Beziehungen. Hinzu kamen russische Hackerangriffe auf den Bundestag und die im russischen Staatsauftrag erfolgte Ermordung eines Tschetschenen im Berliner Tiergarten.





