Kommentar: Deutschland wird zur dominanten Macht Europas


Deutschland trauert vergangenen Erfolgen nach, fühlt sich schwach wie lange nicht. Exportweltmeister, Europas Wachstumsmotor? Das war einmal. Industriebetriebe schließen, Arbeitsplätze gehen verloren. Nach drei Jahren Stagnation greifen Zukunftsängste um sich. Die neue Regierung wollte einen Stimmungswandel einleiten – und ist damit gescheitert. Nur knapp konnte Schwarz-Rot verhindern, dass die Abstimmung über das Rentenpaket zur existenzgefährdenden Regierungskrise wurde.
Doch ausgerechnet in dieser Phase der Schwäche, der Selbstzweifel und Schuldzuweisungen erlebt das Land einen historischen Machtzuwachs: Was die nächsten zehn Jahre politisch prägen wird, ist nicht der Niedergang Deutschlands. Sondern das genaue Gegenteil: der Aufstieg der Bundesrepublik zur dominanten Macht Europas.
Die Zeitenwende hat das Kräfteverhältnis auf dem Kontinent verschoben, die Abkehr der USA von ihrer Rolle als Sicherheitsgarant beschleunigt diesen Trend. Wer soll Europa künftig schützen? Briten und Franzosen sind chronisch klamm. Deutschland ist das einzige Land, das die finanziellen Mittel für eine signifikante Nachrüstung hat.
Es war Zufall, dass der Bundestag den neuen Wehrdienst genau an dem Tag beschloss, an dem die „Nationale Sicherheitsstrategie“ der Trump-Regierung öffentlich wurde. Doch wer die Notwendigkeit, in Europas Verteidigungsfähigkeit zu investieren, immer noch bezweifelt, sollte einen Blick in das Schriftstück aus Washington werfen. Trumps illiberales Amerika sagt dem europäischen Projekt den Kampf an.





