Kommentar: Die Krise am US-Immobilienmarkt wird unterschätzt

„Das Kapital hat das Herz eines Hasen, die Beine eines Rennpferds und das Gedächtnis eines Elefanten“, lautet ein Bonmot des ehemaligen italienischen Ministers Giuseppe Pella. Doch in Sachen US-Gewerbeimmobilien scheint es mit dem guten Gedächtnis vieler Investoren und Institute nicht allzu weit her zu sein.
Erneut sind Banken und Finanzinvestoren in den Sog der Turbulenzen am amerikanischen Büroimmobilienmarkt geraten, Immobilienfonds brechen ein, Institute müssen ihr Portfolio in Teilen abschreiben. Bei erfahrenden Profis weckt das ungute Erinnerungen. War da nicht mal was? Ja, da war was: die Subprime-Krise am US-Immobilienmarkt, deren Schockwellen letztlich mit die schwere Finanzkrise 2007/08 auslösten.
Wie schlimm wird es diesmal? Droht eine neue Subprime-Krise 2.0? Viel spricht dafür, dass die Folgen deutlich weniger verheerend ausfallen werden als damals. Zum einen treffen die Probleme bisher vor allem kleinere US-Regionalbanken, die deutlich weniger vernetzt sind im globalen Finanzsystem als große Institute.
Zum anderen war ein gefährlicher Treibstoff der letzten Krise, dass die Banken die Risiken mit komplexen Finanzprodukten gestreut hatten – und so die Probleme bei vielen Instituten aufschlugen, die das Risiko unterschätzten. Davon ist derzeit noch nichts zu sehen.