Kommentar: Entmachtet die Imperatoren: Starke Manager brauchen starke Kontrolleure

Jamie Dimon könnte als CEO abtreten. Investoren hätten ihn gerne weiter als President an Bord.
Die Aktionäre des US-Finanzriesen JP Morgan scheinen wirklich sehr an Langzeit-CEO Jamie Dimon zu hängen. Dafür spricht zumindest ein Wertpapierprospekt, in dem das Wall-Street-Haus gerade festgehalten hat, dass eine „substanzielle Mehrheit“ der Investoren wünscht, dass Dimon nach einem möglichen Rückzug als CEO als „President“ an Bord bleibt.
Das ist gleichzeitig eine sehr gute und eine sehr schlechte Idee. Sehr gut ist der Vorschlag, weil Dimons Nachfolger nicht mehr die absolute Macht genießen würde wie der Mann, der JP Morgan seit 2005 führt.
Im Moment ist Dimon CEO und President, er kontrolliert sich also selbst. Das ist ein gefährliches Gebilde, denn starke Manager brauchen noch stärkere Kontrolleure.
In der US-Finanzszene ist diese Ämterhäufung aber eher die Regel als die Ausnahme. Auch bei Morgan Stanley, Bank of America und Goldman Sachs wirkt der CEO gleichzeitig als President. „Imperial CEOs“ nennt man diese Konstruktion im Fachjargon.
Schon der Begriff zeigt, wie grundfalsch dieses Konstrukt für eine börsengelistete Aktiengesellschaft ist, die sehr viel stärker einer Demokratie als einer Monarchie ähneln sollte.
Solide Nachfolgeplanung ist wichtig
Die Idee, die Machtfülle des JP-Morgan-CEOs aufzubrechen, geht also in die richtige Richtung. Falsch wäre es allerdings, wenn Dimon auf den Posten des Präsidenten wechseln würde.

Unternehmen dürfen sich nicht von einzelnen Managern abhängig machen, seien sie noch so erfolgreich und charismatisch. Im Gegenteil, eine solide Nachfolgeplanung gehört zu den zentralen Aufgaben eines jeden Management Boards.
Und die Karriere eines begabten Managers ist erst mit einem gelungenen Abgang vollendet. Ein Fakt, mit dem sich allerdings längst nicht nur Jamie Dimon und JP Morgan schwertun.
Mehr: JP Morgan droht Milliardenverlust aus Russland-Engagement





