Kommentar: Lohnabstandsgebot – Unternehmer sitzen in der Falle


Die geplante Anhebung des Bürgergelds im kommenden Jahr ist derzeit Gegenstand hitziger Debatten in der gesamten Republik. Doch das Bürgergeld allein ist längst nicht das Problem.
Es ist die Summe verschiedener Sozialleistungen, die Menschen davon abhalten, Arbeit aufzunehmen. Das hat gerade erst eine Expertenkommission ermittelt. Fest steht: Die Menschen können gut rechnen – und spüren schnell, ob sich der Aufwand überhaupt lohnt. Ökonomen würden sagen: Es ist eine Frage des Anreizes.
So berichtet ein Bäckermeister, dass ihm ein potenzieller Mitarbeiter kühn vorgerechnet habe, dass er mit vier Kindern ohne Arbeit über fast genauso viel Geld verfüge wie dann, wenn er in aller Herrgottsfrühe Teig knete und den Ofen anwerfe. Denn: Für Kita, Heizung und Miete müsse er als Bürgergeldbezieher nichts zahlen, als Arbeitnehmer schon.
Die Politik muss also darauf schauen, dass die Transferleistungen für Bürgergeldempfänger und die für Geringverdiener besser aufeinander abgestimmt werden. Will heißen: Die Lücke muss ausreichend groß sein, damit sich der akute Arbeitskräftemangel nicht noch verschärft.
Doch auch Unternehmerinnen und Unternehmer können gut rechnen. Die Schwelle, ab der sich ihr Betrieb nicht mehr lohnt, die haben sie bereits durch die Pandemie ganz gut austesten können.
Unternehmer sollten in die Debatte einbezogen werden
Knapp 3,4 Millionen kleine und mittlere Unternehmen wirtschaften laut Institut für Mittelstandsforschung hierzulande. Und von den 5,5 Millionen Bürgergeldbeziehern stehen dem Arbeitsmarkt nur 1,6 Millionen zur Verfügung, die arbeitslos gemeldet sind. Es lohnt sich also auch, auf die Unternehmerinnen und Unternehmer in dieser Debatte zu schauen. Es sind viele.
Hohe Personal- und Energiekosten sowie die mit der seit Beginn der Inflation noch weiter gestiegene Preissensibilität der Kunden lassen auch die Gewinne bei den vielen kleinen und mittleren Unternehmen schmelzen. Kurzum: Nicht nur Arbeiten muss sich lohnen, sondern auch Unternehmertum.
Die Politik sollte sich diesem Problem ebenfalls stellen. Denn wenn immer mehr Unternehmerinnen und Unternehmen sagen, Arbeit geben lohnt sich nicht, dann hat Deutschland ein noch größeres Problem.
Mehr: Lohnt sich Arbeit noch? Wo CDU-Chef Merz recht hat und wo nicht
Erstpublikation: 13.12.2023, 09:36 Uhr.






