Kommentar Mehr Widerstand im Wirecard-Aufsichtsrat für CEO Markus Braun

Der CEO muss sich neu mit dem Aufsichtsrat auseinandersetzen.
München Die Nachricht kam überraschend und löste doch bei Investoren wie Analysten Erleichterung aus. Kurz vor Mitternacht wurde am Freitag bekannt, dass Wirecards langjähriger Aufsichtsratschef Wulf Matthias seinen Posten räumt und Thomas Eichelmann an seine Stelle tritt.
Seit gut einem Jahr schon gibt der Zahlungsdienstleister das Bild eines Getriebenen ab, der nur auf Anschuldigungen und Gerüchte am Markt reagiert. Zu sehr verstetigte sich dabei das Bild, dass es zum dominanten Vorstandschef und Großaktionär Markus Braun kein wirkliches Korrektiv bei Wirecard gibt.
Genau jenes versprechen sich nun viele, wenn Eichelmann an die Stelle von Matthias tritt. Eichelmann war nicht Brauns Wunschkandidat, heißt es aus dem Unternehmen.
Weil er von ihm vermutlich mehr Widerstand erwarten darf, als bisher aus dem sechsköpfigen Gremium kam. Noch im Sommer, als die Stellvertreterposition dort zu besetzen war, setzte sich Braun mit seinem Vertrauten Stefan Klestil durch.
Genau jener Klestil wäre als Stellvertreter nun derjenige gewesen, an den man bei der Nachfolge des inzwischen 75-jährigen Matthias zuerst gedacht hätte. Stattdessen wählte das sechsköpfige Gremium mit Eichelmann denjenigen, der erst seit einem halben Jahr dem Aufsichtsrat angehört.
Das zeigt zum einen, wie sehr die Mehrheit im Gremium mittlerweile genervt ist von dem medialen Dauerbeschuss und dem damit verbundenen dauernden Rechtfertigungszwang. Das weiterhin stark wachsende operative Geschäft von Wirecard, die zahlreichen Innovationen und das überlegene Geschäftsmodell traten dabei völlig in den Hintergrund.
Für Vorstandschef Braun, der Wirecard bislang wie der Patriarch eines Familienunternehmens führte und sich dabei auf viele Getreue verlassen konnte, brechen nun härtere Zeiten an. Mit Thomas Eichelmann gibt es jetzt zum ersten Mal einen ernst zu nehmenden Widerpart im Unternehmen.
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