Essay: Die Irrtümer der Libertären


Es geschehen skurrile Dinge, seitdem klar ist, dass Donald Trump ab Januar weitere vier Jahre Präsident der westlichen Führungsmacht sein wird. So beschwerte sich Javier Milei, jener argentinische Präsident, der seinem krisengeplagten Land eine anarchokapitalistische Radikalreform verschrieben hat, über seine Gleichgesinnten in den USA. Er reklamiert das Copyright für die anstehende libertär-autoritäre Revolution, die sein amerikanischer Amtskollege demnächst umzusetzen gedenkt, für sich.
Soll heißen: Die Weltmacht USA nimmt ideenpolitische Anleihen bei einem verarmten und mehr oder weniger gescheiterten Staat in Südamerika.
Diese kleine Fußnote der großen Geschichte namens „Rückabwicklung des Staats“ ist nur das jüngste Anzeichen dafür, dass wir mit der zweiten Präsidentschaft Trumps auch so etwas wie eine ideologische Zeitenwende erleben.
Die Geschichte der vergangenen Jahrhunderte war geprägt von drei großen Weltanschauungen, der Sozialdemokratie, dem Konservatismus und dem Liberalismus. Während der Liberalismus hierzulande mit der selbstzerstörerischen Haltung der FDP auf dem Weg ist, sich selbst zu marginalisieren, erfährt er in Amerika eine Metamorphose, die das Gedankengut des klassischen Liberalismus radikalisiert – oder präziser: es pervertiert.





