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Donald TrumpDer unberechenbare Zollkrieger

Donald Trump startet den Handelskrieg gegen Mexiko, Kanada und China. Er zerstört damit die Kalkulationsgrundlage ganzer Branchen – und schadet der US-Wirtschaft. Ein Kommentar.Jens Münchrath 03.02.2025 - 10:32 Uhr
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US-Präsident Donald Trump: Jetzt trifft es Kanada, Mexiko und China. Als Nächstes steht Europa auf dem Plan des Präsidenten. Foto: dpa

Wer gehofft hatte, die ökonomische Vernunft oder wenigstens gültige Verträge würden die USA davon abhalten, einen Handelskrieg zu starten, hat seine Rechnung ohne Donald Trump gemacht. Der US-Präsident beginnt mit Strafzöllen in Höhe von 25 Prozent auf Importe aus Kanada und Mexiko und mit einem zehnprozentigen Zoll auf Importe aus China.

Trump hat es so im Wahlkampf versprochen – und er liefert. Wie weit er seinen am Ende selbstschädigenden Protektionismus treiben wird, niemand weiß es. Nur eines darf als gesichert gelten: Es werden bei Weitem nicht die letzten Strafzölle gewesen sein. Es wird auch Europa treffen, und es wird mit aller Wahrscheinlichkeit einen allgemeinen Zoll auf alle US-Einfuhren geben. In welcher Höhe jeweils, auch das weiß niemand – es ist Teil des Kalküls des Präsidenten. Genauso, wie er einkalkuliert hat, dass die drei jetzt betroffenen Länder Gegenzölle ankündigen.

Die Strafzölle gegen die Nachbarländer Kanada und Mexiko sind aus zwei Gründen außergewöhnlich. Erstens sind diese Länder handelspolitisch eng verflochten, was den Auswirkungen des Strafzolls eine große ökonomische Relevanz verleiht. Waren und Dienstleistungen von gut 800 Milliarden Dollar kauften beide Länder 2023 in den USA, umgekehrt ist es gut eine Billion Dollar. Das US-Handelsbilanzdefizit mit den beiden Ländern beträgt also rund 200 Milliarden Dollar. Das treibt Trump wahrscheinlich mehr um als sein genanntes Ziel: die Eindämmung von Drogenhandel und illegaler Einwanderung.

Zweitens gibt es einen Freihandelspakt namens USMCA, den Trump selbst in seiner ersten Amtszeit in Nachfolge des Nafta-Pakts unterzeichnet hatte. Aber was bedeuten in der Welt des Präsidenten schon Verträge?

Der langfristige Schaden dieser Politik ist auf allen Seiten unermesslich. Der US-Präsident zerstört die Businesspläne ganzer Branchen mit einem Handstreich. Besonders betroffen in Europa sind wieder einmal jene Autobauer, die in Mexiko Werke errichtet haben, um von dort aus zollfrei in die USA zu exportieren – allen voran VW.  Investitionssicherheit, die gerade in diesen Zeiten des digitalen und ökologischen Umbruchs so notwendig ist, kann es bei einer solchen Willkürpolitik gegen jegliche Regeln des multilateralen Handelssystems nicht geben.

Zölle schon in erster Amtszeit wirkungslos

Für Trump ist der Handel ein Nullsummenspiel: Die Gewinne des einen sind die Verluste des anderen, was ökonomischer Unfug ist. Tatsächlich lag das US-Handelsbilanzdefizit 2023 bei 1,1 Billionen Dollar, und tatsächlich absorbieren die USA rund die Hälfte des globalen Handelsüberschusses, während China etwa die Hälfte davon produziert.

Für Trump stellt das einen Betrug am amerikanischen Volk dar. Doch schon seine Strafzölle in seiner ersten Amtszeit haben keine Wirkung gezeigt. Im Gegenteil: Das Defizit stieg und stieg, weil die Konsumfreude der Amerikaner offenbar ebenso grenzenlos war wie die Bereitschaft der ausländischen Investoren, diese zu finanzieren.

Die großen Überschussländer China und Deutschland dürfen sich auf einiges gefasst machen. Die Tatsache, dass auch Trumps neue Verbündete im Silicon Valley, deren Konzerne von den Weltmärkten abhängen, leiden und am Ende die US-Verbraucher einen Teil der Strafzölle über höhere Inflationsraten zu entrichten haben, wird Trump kaum von seinem protektionistischen Rachefeldzug abhalten.

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Auch dass Trump mit seinem ebenso fanatischen wie erpresserischen Kampf gegen die Defizite den Ruf der westlichen Führungsmacht als verlässlicher Handelspartner zerstört, wird ihn nicht bremsen.

Erstpublikation: 01.02.2025, 20:54 Uhr.

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