Morning Briefing: Ukraine-Friedensplan der USA – wie Trump Putin den Sieg schenkt


Ukraine-Friedensplan der USA: Putins leichter Sieg / Quartalszahlen: Adidas trotzt der Krise – noch
Liebe Leserinnen und Leser,
Aus Sicht der Ukraine wurde in den vergangenen 24 Stunden ein Albtraum wahr. Der Friedensplan, den die USA durchsetzen wollen, besteht offenbar hauptsächlich aus Zugeständnissen an den Angreifer Russland. Das US-Nachrichtenportal „Axios“ benennt folgende Eckpunkte:
Die Ukraine soll im Gegenzug eine Sicherheitsgarantie durch eine Koalition williger Staaten erhalten – aber offenbar ohne Beteiligung der USA, ferner die Rückgabe eines kleinen Teils des von Russland besetzten Gebiets in der Region Charkiw. Besonders originell: Das Kernkraftwerk Saporischschja – das größte in Europa – soll fortan von den USA betrieben werden und Strom sowohl an die Ukraine als auch an Russland liefern.
Mit diesem Frieden könnte sich Wladimir Putin in Moskau als Sieger feiern lassen. Ein unerträglicher Gedanke. Aber was sind die Alternativen? Was geschieht, wenn Kiew den sogenannten Friedensplan ablehnt und die USA sich wie angedroht aus der Koalition der Ukraine-Unterstützer zurückziehen? Können die übrigen westlichen Verbündeten der Ukraine wirklich glaubwürdig zusichern, sie bis zu einem Sieg über die russischen Angreifer zu unterstützen? Ich habe da meine Zweifel.
Die aus ukrainischer Sicht ebenso unerfreuliche Alternative: den US-Friedensplan annehmen. Vielleicht noch kosmetische Verbesserungen heraushandeln – etwa, dass Kiew die russische Krim-Annexion nur faktisch, aber nicht völkerrechtlich anerkennen muss. Und ansonsten auf eine bessere Zukunft mit neuen Präsidenten in Moskau und Washington hoffen.
Das alles setzt natürlich voraus, dass auch der Kreml zustimmt. Und ausgerechnet das ist alles andere als sicher. Russlandexperte Janis Kluge von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) hielte es für eine Überraschung, wenn der russische Präsident den US-Vorschlag akzeptieren sollte.
Zwar erklärte Putin sich nach einem Bericht der „Financial Times“ bereit, die Invasion in der Ukraine entlang der aktuellen Frontlinie zu stoppen. Doch diese Offerte könnte ein diplomatisches Täuschungsmanöver sein, glaubt Kluge:

Donald Trump ließ gestern keinen Zweifel, wer aus seiner Sicht der Blockierer ist. Wolodymyr Selenskyjs Weigerung, die Besetzung der Krim durch die Russen zu akzeptieren, sei „sehr schädlich für die Friedensverhandlungen“, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. Es seien solche „aufhetzenden Äußerungen“, die es schwierig machten, diesen Krieg beizulegen. Der ukrainische Präsident Selenskyj hatte offizielle Gebietsabtretungen an Russland zuvor kategorisch ausgeschlossen.
Alle aktuellen Entwicklungen zum Thema finden Sie in unserem Ukraine-Newsblog:
Wirtschaftsschwäche: Merz-Regierung plant Sofortprogramm

Angesichts erneut eingetrübter Wirtschaftsaussichten in Deutschland wächst der Handlungsdruck für die künftige Bundesregierung. Wie Politikreporter Daniel Delhaes aus Koalitionskreisen erfuhr, wollen Union und SPD deshalb eine Reihe von Maßnahmen direkt nach der Wahl von Friedrich Merz zum Bundeskanzler am 6. Mai umsetzen. So will die neue Regierung die laut Koalitionsvertrag geplanten Sonderabschreibungen auf Investitionen „sofort in die Wege leiten“, wie Thorsten Frei, der parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, dem Handelsblatt sagte.
Probleme könnte es allerdings mit den geplanten schuldenfinanzierten Investitionsprogrammen für Infrastruktur und Verteidigung geben. Laut einer Studie der Brüsseler Denkfabrik Bruegel, die dem Handelsblatt vorliegt, verstoßen die Programme gegen die kürzlich reformierten EU-Schuldenregeln.
Deren Ziel ist es, für die einzelnen EU-Mitgliedstaaten einen Schuldenstand von maximal 60 Prozent der nationalen Wirtschaftskraft zu erreichen. Deutschland liegt mit 63 Prozent Staatsverschuldung nur knapp oberhalb dieses Zielwerts. Wenn es jedoch die Finanzmittel aus dem Sondervermögen ausschöpft und die Verteidigungsausgaben kräftig erhöht, könnte der Schuldenstand laut Bruegel schon bald auf 90 Prozent steigen.
Die paneuropäische Schadenfreude dürfte erheblich sein, sollte sich Friedrich Merz in Brüssel den für solche Fälle vorgesehenen Schuldenabbauplan abholen müssen. Denn es war ausgerechnet Deutschland, das bei der Reform der Schuldenregeln Ausnahmen für Verteidigung oder Investitionen abgelehnt hatte – sehr zum Ärger hochverschuldeter Länder wie Frankreich, Italien und Spanien.

Quartalszahlen: Adidas trotzt der Krise – noch
Nicht überall in Deutschland herrscht Krise. Nach SAP am Dienstag ist gestern auch Adidas mit viel Schwung ins neue Jahr gestartet. Der Dax-Konzern steigerte die Umsätze im ersten Quartal währungsbereinigt um 13 Prozent auf gut 6,1 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis verbesserte sich von 336 auf 610 Millionen Euro. Damit läuft es bei Adidas weiterhin besser als bei den beiden Konkurrenten Nike und Puma.
Trumps Zollpolitik bedroht allerdings das Geschäftsmodell aller großen Sportartikelhersteller gleichermaßen. Sie stellen den Großteil ihres Sortiments in Asien her. Bleibt es bei Trumps neuen Zöllen zum Beispiel gegen China und Vietnam, können Schuhe in den USA kaum noch zu den aktuellen Preisen angeboten werden. Absatzrückgänge wären unvermeidlich.
Diese Hedgefonds-Lieblinge trotzen dem Zollkrieg
Ein Unternehmen, das „Mercado Libre“ heißt, zu deutsch „Freier Markt“: Da wird dem ordoliberal orientierten Handelsblatt-Leser doch gleich warm um Herz und Brieftasche.
Tatsächlich handelt es sich bei Mercado Libre um eine jener 50 Lieblingsaktien, die sich laut Daten der US-Bank Goldman Sachs derzeit am häufigsten in den Depots von Hedgefonds befinden.
Innerhalb dieser Gruppe gehört der Onlinehändler aus Uruguay auch noch zu den wenigen Unternehmen, denen das Trumpsche Zollchaos nichts anhaben konnte. Die Aktie von Mercado Libre notiert rund zehn Prozent über dem Stand von Trumps „Liberation Day“, mit dem das außenhandelspolitische Unheil seinen Anfang nahm.
Der Hauptgrund: Das Unternehmen ist zwar in den USA an der Börse gelistet, geschäftlich sind die Vereinigten Staaten aber nahezu irrelevant: Im Geschäftsjahr 2024 machte Mercado Libre fast 96 Prozent seines Umsatzes in Brasilien, Mexiko und Argentinien.
Seit nunmehr acht Jahren steigt der Umsatz jedes Quartal im Vergleich zum Vorjahr im zweistelligen Prozentbereich. Insgesamt waren es 2024 fast 21 Milliarden US-Dollar – und damit knapp 38 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Nettogewinn pro Aktie verdoppelte sich 2024 nahezu von 19,5 auf 37,7 Dollar.
Womöglich eine schöne Gelegenheit, sich den Freien Markt ins eigene Depot zu holen?
Was es vor dieser Entscheidung zu beachten gilt, und welche anderen Lieblingsaktien der Hedgefonds dem Zollchaos besonders gut trotzen, können Sie hier nachlesen:
Ich wünsche Ihnen einen Tag, an dem Sie ohne Hemmnisse handeln können.
Herzliche Grüße,






Ihr
Christian Rickens





