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Energie Mega-Windpark von BASF und RWE: Die Industrie sichert sich ihren eigenen Ökostrom

Die beiden Konzerne wollen einen Offshore-Windpark bauen – und zwar ohne Förderung. Immer mehr Konzerne sichern sich eigene Zugänge zu grünem Strom. 
21.05.2021 Update: 21.05.2021 - 16:51 Uhr Kommentieren
Das Projekt von RWE und BASF wäre der erste Offshore-Windpark in Deutschland, der bereits vor dem Bau über einen direkten Stromabnahmevertrag finanziert ist.  Quelle: dpa
Windpark in der Nordsee

Das Projekt von RWE und BASF wäre der erste Offshore-Windpark in Deutschland, der bereits vor dem Bau über einen direkten Stromabnahmevertrag finanziert ist. 

(Foto: dpa)

Düsseldorf Der Chemieriese BASF will sich für die Zukunft ausreichend Grünstrom sichern und plant dafür gemeinsam mit dem Energiekonzern RWE den Bau eines eigenen Windparks. Die Anlage in der Nordsee mit einer Kapazität von zwei Gigawatt soll ab 2030 den Standort Ludwigshafen versorgen, wie die Unternehmen am Freitag mitteilten. Ein Teil des Stroms soll zur Herstellung von CO2-freiem Wasserstoff verwendet werden.

„Ohne ausreichende Mengen an Strom aus erneuerbaren Quellen zu wettbewerbsfähigen Preisen kann die vor uns liegende Transformation nicht gelingen“, sagte BASF-Chef Martin Brudermüller zu dem Projekt. „Diese Aufgabe ist nur durch eine neuartige und intensive Zusammenarbeit zwischen Politik und Industrie zu meistern.“

Durch die verschärften Klimaziele der Bundesregierung steht vor allem die Industrie noch mehr unter Druck, sich eigene Quellen für Strom aus erneuerbaren Energien aufzubauen. Bereits Ende April hatte der Autohersteller Volkswagen eine ähnliche Kooperation verkündet – ebenfalls mit RWE. Bis zum Jahr 2025 will der Wolfsburger Konzern insgesamt 40 Millionen Euro in den Bau neuer Solar- und Windparks in Europa investieren.

Volkswagen wolle damit einen Beitrag leisten, den zusätzlichen Bedarf an erneuerbarer Energie zu decken, der durch Millionen neuer Elektroautos entstehen wird. In der Zeit von 2021 bis 2025 sollen alle von VW geförderten Projekte pro Jahr insgesamt etwa sieben Terawattstunden an grünem Strom erzeugen. Das entspricht der Kapazität von gut 300 neuen Windrädern.

Das Besondere: Sowohl Volkswagen als auch BASF wollen bei dem Bau der Anlagen auf Subventionen aus der Politik verzichten. Für RWE bieten die Industriekunden dafür die nötige Sicherheit. Sie versprechen, den Strom auch abzunehmen, und sichern so die Finanzierung im Voraus. Power Purchase Agreement (PPA) heißen solche Verträge, also eine langfristige Abnahme des Ökostroms zum Festpreis.

Die Konzernchefs von RWE und BASF fordern mehr Unterstützung durch die Politik. Quelle: RWE
Markus Krebber (links) und Martin Brudermüller

Die Konzernchefs von RWE und BASF fordern mehr Unterstützung durch die Politik.

(Foto: RWE)

In den USA und in Kanada sind diese Abkommen schon längst Alltag. Spitzenreiter sind vor allem Silicon-Valley-Konzerne wie Google, Microsoft, Facebook und Apple. Die weltweiten Rechenzentren, in denen immense Mengen an Daten gelagert werden, fressen immer mehr Strom.

Für die Erzeuger erneuerbarer Energien sind PPAs der Weg in die lang ersehnte Wirtschaftlichkeit, für Konzerne wie Amazon sind sie der Weg zu einem grünen Gewissen. Allein im vergangenen Jahr wurden laut Bloomberg New Energy Finance weltweit PPAs mit einem Volumen von mehr als 23 Gigawatt abgeschlossen, die meisten davon in Nord- oder Südamerika und Asien. Aber Europa holt auf.

Neue Klimaziele setzen die Industrie unter Druck

Weil die Umlagen über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) den Bau neuer Wind- und Solarparks mit hohen Fördergeldern über Jahrzehnte sicherten, hatten es andere Vergütungsmodelle in Deutschland schwer. Mittlerweile ist der Anteil der EEG-Förderung stark gesunken, und Wind- und Solarenergie gehören zu den billigsten Stromquellen der Welt. Nun rechnen sich die Anlagen oft auch schon ohne staatlichen Zuschuss.

Den Beweis lieferte im vergangenen Jahr der baden-württembergische Energieversorger EnBW, als er den ersten Mega-Solarpark ohne staatliche Vergütung in Betrieb nahm.

Bisher wurden durch PPAs in Deutschland fast nur alte Windparks nach dem Förder-Aus nach zwanzig Jahren EEG-Subventionen vor dem endgültigen Abschalten bewahrt. Nun sind mit BASF und Volkswagen zwei große Konzerne in den Gigawattbereich vorgedrungen.

Die Bundesregierung hatte Anfang Mai nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts deutlich schärfere Klimaziele beschlossen. Kern des Gesetzes: Bis 2030 soll der CO2-Ausstoß gegenüber dem Stand von 1990 um 65 Prozent sinken. Bislang waren 55 Prozent geplant. Klimaneutralität wird nun bis 2045 angestrebt; zuvor galt 2050 als Zieljahr.

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Besonders dringlich ist das Thema für die Chemieindustrie, die zu den energieintensivsten Branchen in Deutschland gehört. Allein BASF ist für einen Ausstoß von 21 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr verantwortlich. Noch kommt die Energie allerdings hauptsächlich aus fossilen Quellen. Das soll und muss sich in den kommenden Jahren ändern.

Dafür hat BASF erst vor wenigen Wochen eigene, strengere Klimaziele festgelegt. Unter anderem will der weltgrößte Chemiekonzern seinen Kohlendioxidausstoß um 25 Prozent reduzieren, bis 2050 soll die Produktion komplett klimaneutral werden

Bisher hatte BASF lediglich einen klimaneutralen Ausbau der Produktion in Aussicht gestellt, also einen konstanten Ausstoß von CO2 bei steigender Produktion. Anders als Konkurrenten wie Dow oder Dupont hatte BASF auch keinen Zeithorizont für das Erreichen einer komplett klimaneutralen Produktion genannt. 

BASF will mehr Wasserstoff mit grünem Strom produzieren

Jetzt müssen viele der Prozesse auf strombetriebene Anwendungen umgestellt werden. „Wir rechnen bis 2035 mit einer Verdreifachung unseres Strombedarfs. Das entspricht in etwa 15 Prozent der heutigen Windstromproduktion in Deutschland“, sagte Konzernchef Brudermüller am Freitag. Das sei eine Herkulesaufgabe und auch wirtschaftlich herausfordernd.

Besonders die Umstellung von Erdgas auf Wasserstoff treibt den Strombedarf der Chemieindustrie nach oben.  „Die Wasserelektrolyse für grünen Wasserstoff braucht fünfmal soviel Strom pro Tonne wie die Methan-Elektrolyse“, erklärt Brudermüller.

Aktuell verbrauche BASF rund eine Million Tonnen Wasserstoff pro Jahr. Der wird bislang ausschließlich aus fossilen Quellen hergestellt, soll aber in den kommenden Jahren vermehrt auch aus grünem Strom produziert werden. Dafür hat BASF, gemeinsam mit Linde und dem saudi-arabischen Chemiekonzern Sabic, einen eigenen elektrischen Spaltofen entwickelt. Dafür brauche man jetzt allerdings auch genug Strom aus erneuerbaren Energien, betonte Brudermüller. 

Um die neuen Ziele zu erreichen, will der Konzern bis 2030 bis zu vier Milliarden Euro zusätzlich investieren, davon eine Milliarde bis 2025. Nach 2030 werden nach Schätzung des Konzerns noch deutlich höhere Ausgaben von mehr als zehn Milliarden Euro erforderlich sein, um die Emissionen weiter zu reduzieren.

Der erste Teil dieser Investitionen fließt nun in den Bau des Offshore-Projektes mit RWE, für den BASF fast die Hälfte der Kosten übernehmen will. Inklusive Planung und aller Genehmigungen rechnet RWE mit einer Umsetzung allerdings frühestens in sieben Jahren. Die Inbetriebnahme könne frühestens ab 2030 erfolgen. Dann sollen 80 Prozent des Grünstroms direkt nach Ludwigshafen gehen. 

Mehr: Rettung auf hoher See: Windräder werden zur großen Hoffnung im Kampf gegen den Klimawandel

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