Modekonzern Rassismus-Vorwurf verschärft H&M-Krise

Im dritten Quartal 2017 fiel der Umsatz des schwedischen Moderiesen um vier Prozent auf umgerechnet rund fünf Milliarden Euro.
Stockholm Es läuft nicht rund für einen der größten Modekonzerne der Welt: Bei H&M hängt der Haussegen nach Rassismus-Vorwürfen, Geschäftsschließungen, einem Kurssturz und einem stotternden Online-Handel mächtig schief. Der Aktienkurs von H&M sackte diese Woche auf ein Neunjahrestief ab, nachdem mehrere Banken das Kursziel deutlich nach unten korrigiert hatten. Allein im gerade abgelaufenen Jahr verlor die H&M-Aktie ein Drittel ihres Wertes. Kostete sie am 2. Januar vergangenen Jahres noch 255,10 Kronen (25,96 Euro), lag sie diese Woche bei 160 Kronen (16,92 Euro). Von 24 Banken haben zwölf eine Verkaufsempfehlung ausgegeben, acht raten zum „Halten“, nur vier empfehlen einen Kauf.
Die Probleme, mit denen der einstige Börsenstar H&M kämpft, sind vielfältig. Die völlig misslungene und inakzeptable Werbung mit einem kleinen schwarzen Jungen, der ein Sweatshirt mit der Aufschrift „Coolest monkey in the jungle“ („Coolster Affe im Dschungel“) trägt, ist da nur der letzte Ausrutscher des Konzerns.
Schwerer wiegt, dass sich das Mode-Geschäft immer stärker in Richtung Online-Handel bewegt. Und hier hat H&M einigen Nachholbedarf. Denn der Konzern hat sich erst recht spät dazu durchgerungen, stärker auf das Geschäft im Internet zu setzen. Derzeit ist H&M auf insgesamt 64 Märkten vertreten, doch nur in 35 Ländern können die Kunden auch online shoppen. Bis 2020 wird sich das geändert haben. Denn bis dahin sollen die Kunden in sämtlichen Ländern auch online einkaufen können. Allerdings sind zwei Jahre eine lange Zeit, in denen der Modekonzern nur teilweise online ist. Und dass am Mittwoch auch noch der langjährige Online-Chef Carl Stenbeck seinen Rücktritt beim Moderiesen bekanntgab, dürfte für weitere Unruhe sorgen.
Dabei ging schon das Jahr 2017 mit einigen Turbulenzen zu Ende: Im dritten Geschäftsquartal 2017, das bis November lief, fiel der Umsatz des schwedischen Moderiesen um vier Prozent auf umgerechnet rund fünf Milliarden Euro. Analysten hatten mit einer Umsatzsteigerung gerechnet. Deshalb war das Urteil an der Börse hart: Die Aktie fiel an einem einzigen Tag um 16 Prozent. „Die Zahlen waren richtig, richtig schlecht“, urteilte Joakim Bornold, Analyst beim Maklerhaus Nordnet.
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Die unzureichende Internet-Präsenz hat Konsequenzen: „Unser früheres Ziel, jedes Jahr zehn bis 15 Prozent mehr Läden zu eröffnen, wird in ein Umsatzziel umgewandelt, bei dem sowohl unsere Geschäfte als auch die Online-Shops mit eingerechnet werden“, erklärte H&M-Chef Karl-Johan Persson schon vor eineinhalb Jahren. Doch es sollte noch recht lange dauern, bis auf die Worte auch Taten folgten: Erst zu Jahresbeginn schloss H&M einen seiner größten Läden in der Stockholmer Innenstadt. Die Schließung war die Konsequenz eines veränderten Kaufverhaltens der vor allem jüngeren Kunden. Sie bestellen lieber bei Amazon oder Zalando, als zum Shoppen die Modeläden zu besuchen. Dem Aus des Stockholmer H&M-Ladens sollen weitere Schließungen auch außerhalb Schwedens folgen. Außerdem werden geplante Neueröffnungen noch einmal unter die Lupe genommen.
Zusätzlich plant H&M in diesem Frühjahr, Teile seiner Kollektion auch über Internet-Händler wie die chinesische Online-Plattform Tmall zu verkaufen. Tmall gehört zum größten chinesischen Internet-Händler Alibaba. Andere Kooperationen sind nicht ausgeschlossen, heißt es in der Stockholmer Konzernzentrale.
Doch die unzureichende Internet-Präsenz ist nicht das einzige Problem der Schweden. Ihnen macht auch zu schaffen, dass sie im Gegensatz zum Branchenführer Zara hauptsächlich in Asien produzieren lassen. Während Zara den Großteil seines Sortiments in Europa nähen lässt und somit kurze Lieferwege zu den wichtigsten Märkten hat, muss H&M lange Transportwege von Asien in Kauf nehmen. Eine schnelle Reaktion auf veränderte Kundenwünsche ist so nicht möglich. Außerdem müssen sie ihre Lieferanten in Dollar bezahlen und sind so einem deutlich größeren Währungsrisiko ausgesetzt.
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Entschuldigung aber der Spiegel Troll ist wieder unterwegs, sein Arzt hat offenbar Urlaub.
Sergio Puntila10.01.2018, 15:47 Uhr
Die nun überschwappen zu lassen wirkt iwie aucht nicht gerade klug
...iwie aucht......
das ist wirklich nicht klug
Wunderbar, bei meinem Lieblingsladen werden die Waren immer billiger, nur weiter so.
Eine Markenkrise zweifelsohne.
Die nun überschwappen zu lassen wirkt iwie aucht nicht gerade klug - von außen betrachtet.