Gastbeitrag zur Frauenquote: Warum ich meine Meinung zur Quote geändert habe

Burkhard Schwenker, Aufsichtsratsvorsitzender von Roland Berger Strategy Consultants, fordert mehr Frauen in Top-Positionen.
München. Es gibt gute Gründe gegen die Frauenquote – weil wir weniger statt mehr Regulierung brauchen, weil sich der Staat nicht in ureigene Belange unserer Unternehmen einmischen soll, weil gut geführte Unternehmen ohnehin Frauen fördern. Und vor allem: weil „Quotenfrau“ das Potential für ein Stigma hat, das beliebig unfair argumentiert werden kann – Positionen werden nicht mit den Besten besetzt, sondern nach Geschlechterproporz. Wer möchte schon damit konfrontiert werden?
Deswegen sind viele gute Frauen gegen die Quote, und auch ich habe mich lange Zeit dagegen ausgesprochen. Aber ich habe meine Meinung geändert: „Wir brauchen die Quote, weil der Systemwechsel sonst nicht gelingt“, war die Headline zu einem dpa-Interview, das häufig zitiert worden ist.
Allein das hat mich schon überrascht – es ist zu diesem Thema doch schon alles gesagt worden (nur noch nicht von jedem, um Karl Valentin vollständig zu zitieren) – und die Vielfalt der Reaktionen darauf hat mich in meinem Sinneswandel nur bestärkt. Fünf Punkte, die aus meiner Sicht eindeutig für die Quote sprechen:
Mehr Wettbewerb ist für mich ein wichtiges letztes Stichwort, denn ich werde häufig von jungen Männern darauf angesprochen, dass ihre Generation bei der Suche nach guten Jobs oder beim nächsten Karriereschritt benachteiligt sei, weil Frauen heute bevorzugt würden. Das mag im Einzelfall so sein und vielleicht auch für eine begrenzte Übergangszeit. Aber mich stört daran das „heute“, denn es impliziert, dass es „früher“ umgekehrt war. Und genau darum geht es doch – um mehr Fairness und die Chance, das bessere Talent zu finden und zu fördern, ob männlich oder weiblich.

Über den Autor: Burkhard Schwenker, der ehemalige Chef von Roland Berger Strategy Consultants, ist das Urgestein der deutschen Beratung. Im Juli 2014 wechselte er in den Aufsichtsrat. Der 56-jährige Schwenker stand mit Unterbrechungen insgesamt acht Jahre an der Spitze von Roland Berger.
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