Intuitiv, schnell und immer aktuell - jetzt Handelsblatt App installieren.
Finanzvergleich AnzeigeSoftwarevergleich Anzeige
Sicherheit und Unabhängigkeit: Für beides stehen die Produkte von AMF-Bruns seit über 65 Jahren. Mit dem Testzentrum der AMF-Bruns Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG gewinnt das Unternehmen mehr Unabhängigkeit – genau wie die weiteren Firmen am Standort. Ein wichtiger Beitrag zur Sicherung der zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit und hunderter Arbeitsplätze in Apen.
Und Action! Wer die Beschleunigungs-Anlage der AMF-Bruns Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft im niedersächsischen Apen betritt, fühlt sich fast wie in einem Filmstudio. Gleißend helle Scheinwerfer und spezielle Kameras sind auf den „Hauptdarsteller“ des heutigen Versuchs gerichtet – einen Smarttourer Camper Van, dessen Einbauten wie Möbel, Küche und Sitzbank auf ihre Sicherheit bei einem Heck- oder Frontalaufprall mit bis zu 50 km/h getestet werden. Dabei sind die verbauten Komponenten einer gewaltigen Beschleunigungskraft von über 20g ausgesetzt.
Die Spannung steigt, als Versuchsingenieur Malte Kahmann die Anlage mit einem Knopfdruck in Bewegung setzt und das Fahrzeug beschleunigt. Auf Monitoren verfolgen er und seine Kollegen sowie ein Mitarbeiter des TÜV Nord den Testablauf: Wird die Innenausstattung des Camper Vans sich aus ihren Verankerungen lösen? Als der Test nach unter einer Sekunde vorbei ist, macht sich Erleichterung breit: Alles ist an seinem Platz geblieben! Bei einem Crash wären die Insassen des Fahrzeugs also keiner Verletzungsgefahr durch herumfliegende Komponenten ausgesetzt – und auch der angestrebten TÜV-Zertifizierung steht nichts mehr im Wege.
Doch nicht nur Camper Vans werden im Apener Kompetenzzentrum für mobile Sicherheit getestet. „Unser Hauptkunde ist die Mobilitätssparte der AMF-Bruns GmbH & Co. KG, die ebenfalls hier am Standort ansässig ist“, erläutert Jan Woltermann, Geschäftsführer der AMF-Bruns Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft. „Hier werden seit über 65 Jahren innovative Produkte entwickelt und hergestellt, die Menschen mit Handicap eine sichere Mobilität und mehr Unabhängigkeit in Alltag und Freizeit ermöglichen. Auch die erforderlichen Ein- und Umbauten übernimmt AMF-Bruns – insgesamt werden pro Jahr rund 5.000 Fahrzeuge behindertengerecht umgerüstet.“
Ob Personen- und Rollstuhlrückhaltesysteme, Aluminium-Systemböden, Auffahrrampen und Rollstuhllifte oder hoch entwickelte Kopf- und Rückenstützen: Neben bewährten Serienprodukten, die laufend weiterentwickelt werden, umfasst das Sortiment auch zahlreiche Neuentwicklungen, die vielfach in Patente münden. Sie alle überzeugen nicht nur durch Funktion und Design, sondern erfüllen auch höchste Sicherheitsstandards – Qualitätsmerkmale, die AMF-Bruns zum europäischen Marktführer in diesem Bereich gemacht haben.
„Jedes neue oder weiterentwickelte Produkt muss auf Herz und Nieren getestet werden, um die gesetzlichen Standards zu erfüllen“, betont Jan Woltermann. „Ein Vorgang, der früher mit einem hohen logistischen und zeitlichen Aufwand verbunden war. Denn eine dynamische Crashtest-Anlage wie unsere gab es früher westlich der Weser nicht. Für jeden Versuch mussten Produkte und Prototypen in weit entfernte Testzentren geschafft werden – häufig mit einem zeitlichen Vorlauf von 3 bis 6 Monaten.“
Eine Lösung musste her und wurde mit der Gründung der unabhängigen AMF-Bruns Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG gefunden: Sie betreibt das 2021 nach rund zweijähriger Bauzeit eröffnete Kompetenzzentrum und bietet hier auf 1.800 Quadratmeter Gebäudefläche ein umfassendes Leistungsportfolio rund um die Sicherheit von Fahrzeugen und Mobilitätsprodukten.
Dazu gehören neben der dynamischen Crashtest-Anlage mit Beschleunigungsschlittensystem auch eine kalibrierte Testanlage für statische Zugversuche sowie eine eigene Werkstatt. Hier können bei Bedarf unmittelbar nach den Testläufen Optimierungen vorgenommen werden, damit ohne Verzögerungen weitere Tests erfolgen können. Eine Partnerschaft mit dem TÜV Nord stellt zudem sicher, dass auch die erforderlichen Zertifizierungen auf kurzem Wege durchgeführt werden.
„Ein einzigartiges Angebot im Nordwesten Deutschlands“, sagt auch Versuchsingenieur Malte Kahmann, der das Testzentrum leitet. „Vergleichbare Anlagen werden in der Regel nur von großen Fahrzeugherstellern betrieben und sind weit entfernt.“
Hierdurch und durch die schnelle Verfügbarkeit genießt die AMF-Bruns GmbH & Co. KG als Hauptkunde heute einen klaren Vorteil im internationalen Wettbewerb: Niemand sonst kann neue Produkte so schnell zertifizieren lassen und zur Marktreife bringen wie das mittelständische Familienunternehmen aus dem Ammerland.
Überzeugende Vorteile, die auch anderen Unternehmen zugutekommen: Denn das gesamte Portfolio des hochmodernen Prüfzentrums steht auch externen Kunden zur Verfügung, wie Jan Woltermann erläutert: „Ob Caravan- und Automobilhersteller, Prüforganisationen oder Produzenten von Gurtsystemen, Rollstuhlhersteller, Fahrzeugaufbauten und Kindersitzen: Sie alle können ihre Produkte auf unserer Anlage ohne große Wartezeiten testen und zertifizieren lassen. Darüber hinaus bieten wir unseren Kunden auch eine Zusammenarbeit in den Bereichen Forschung, Produktentwicklung und Konstruktion an. Eine fachmännische Vorkonditionierung des Testequipments und individuelle Anpassungen für die jeweilige Prüfaufgabe gehören ebenfalls zu unserem Angebot.“
Anlagenleiter Malte Kahmann ergänzt: „Alle Prüfungen werden natürlich gemäß aktueller EU-Richtlinien und anderen internationalen Standards durchgeführt. Auch eine europäische Homologation für die Ausstellung einer EU-Typgenehmigung können wir vorbereiten.“
Und der nächste Meilenstein ist bereits in Sicht: Voraussichtlich Anfang 2026 erhält das Kompetenzzentrum mit der formalen Anerkennung durch die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) das höchste Gütesiegel für Konformitätsbewertungsstellen in Deutschland und steigt damit in die erste Liga der Prüflabore auf.
Das Testzentrum bietet mehr Unabhängigkeit, sichert die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit und trägt zur Sicherung hunderter Arbeitsplätze in Apen bei.
In einer speziellen Testanlage werden Produkte wie Camper Vans auf ihre Sicherheit bei Aufprallen mit bis zu 50 km/h getestet und dabei hohen Beschleunigungskräften von über 20g ausgesetzt.
Das Testzentrum ermöglicht schnellere Tests und Zertifizierungen, was der AMF-Bruns GmbH & Co. KG im internationalen Wettbewerb Vorteile verschafft.
Externe Kunden können ihre Produkte ohne lange Wartezeiten testen und zertifizieren lassen sowie Unterstützung in Forschung, Produktentwicklung und Konstruktion erhalten.
Das Zentrum strebt die DAkkS-Zertifizierung bis Anfang 2026 an, was es in die erste Liga der Prüflabore in Deutschland aufsteigen lässt.