Auszubildende finden: Warum kluge Unternehmen Azubi-Recruiting wie Kundenakquise denken
Auszubildende finden
- 27.05.2025
1. Die Customer Journey für Azubis: Ausbildungsplätze müssen erlebbar sein
Diese „Customer Journey für Fachkräftenachwuchs“ besteht aus sechs exakt definierten Schritten:
- Interesse wecken
- Jugendliche begeistern
- Kopf-Herz-Hand-Erfahrungen ermöglichen
- Berufe am realen Arbeitsort ausprobieren lassen
- Weitere Praxistests anbieten
- Den Kontakt bis zum Ausbildungsvertrag halten
Denn Ziel ist es nicht, möglichst viele Bewerbungen zu bekommen, sondern die passenden Auszubildenden zu finden. Und das gelingt, wenn beide Seiten – Unternehmen und Jugendliche – schrittweise aufeinander zugehen und echte Einblicke bekommen. So entsteht Bindung schon vor dem Vertrag – eine wichtige Grundlage für langfristige Zufriedenheit auf beiden Seiten.
2. Auszubildende finden heißt: Die Perspektive der Jugendlichen einnehmen
Aus diesem Missverständnis entsteht ein strukturelles Dilemma:
• Jugendliche wissen oft nicht, was sie werden wollen.
• Erwachsene wissen nicht, wie sie Jugendliche dabei begleiten sollen.
• Schülern fehlt es an Inspiration.
• Personalverantwortlichen fehlt der Zugang zur Lebenswirklichkeit der Jugendlichen.
Statt junge Menschen mit klassischen Infomaterialien oder Bewerbungsanforderungen zu überfordern, braucht es eine Form der Einladung. Schneider plädiert für eine emotional geöffnete, menschlich authentische Kommunikation – getragen von „Ausbildungsplatzverkäufern“, also Menschen im Unternehmen, die mit Jugendlichen auf Augenhöhe kommunizieren können. Diese bleiben im kontinuierlichen Kontakt, regen zum Ausprobieren an und begleiten neugierig, nicht belehrend.
Erst in den letzten Schritten der Customer Journey sollte die Personalabteilung ins Spiel kommen. Denn was zählt, ist der Aufbau einer echten Beziehung – nicht das Abhaken eines Bewerbungsprozesses. Das ist neu, das ist ungewöhnlich – aber es ist auch wirksam. Und vor allem: Es ist der Realität junger Menschen angemessen.
3. Inspiration statt Information: Ausbildung braucht Emotion
Alle wollen Auszubildende finden, aber kaum jemand fragt sich, wie Jugendliche eine Ausbildung empfinden sollen. Carola Schneider stellt die entscheidende Frage: Was, wenn die duale Ausbildung in den Augen vieler Schülerinnen und Schüler einfach nicht attraktiv erscheint – nicht, weil sie es nicht ist, sondern weil man sie nicht als etwas Schönes, Sinnstiftendes präsentiert?Die Methode „BERUFSTALENT entdecken“ schafft genau das: Raum für Entdeckung, für eigene Erfahrungen und neue Perspektiven. Jugendliche können sich in Praxisstationen erproben, bekommen Kopf-Herz-Hand-Zugänge zum Berufsbild und lernen Unternehmen nicht als Arbeitgeber, sondern als Menschen kennen. Dabei zeigt sich: Ausbildung ist kein Rückschritt, sondern ein echter Karriereweg – wenn man sie so gestaltet.
Schneider beobachtet dabei ein gesellschaftliches Ungleichgewicht: „Abitur zählt, Ausbildung nicht. Warum eigentlich?“ Diese rhetorische Frage verweist auf ein tief verankertes Bildungsnarrativ, das akademische Wege glorifiziert und praktische Wege unterschätzt. Dabei ist der Bedarf an klugen, kreativen, handwerklich geschickten, loyalen Azubis so groß wie nie.
Deshalb ist Schneiders Mission auch ein gesellschaftlicher Appell: Sie will, dass Jugendliche die Schönheit der Ausbildungsberufe erkennen – und dass Betriebe lernen, diese Schönheit sichtbar zu machen. Das funktioniert nicht über Excel-Tabellen, sondern über Emotion. Und genau hier schließt sich der Kreis zur Kundenreise: Auch Kaufentscheidungen sind in erster Linie emotionale Entscheidungen.
Fazit: Wer Azubis finden will, muss Sinn stiften – und Kopf-Herz-Hand-Erfahrungen bieten
Damit sich Unternehmen und Schüler endlich finden, hat Carola Schneider zudem das Buch „Das Ende des Azubimangels“ geschrieben, in welchem sie sechs wesentliche Schritte aufzeigt.
Die Customer Journey für Fachkräftenachwuchs zeigt, dass Recruiting nicht bei der Ausschreibung beginnt, sondern beim Interesse junger Menschen. Und dieses Interesse entsteht durch Authentizität, Erleben und Beziehung. Es geht darum, Jugendliche ernst zu nehmen, ihnen die Freiheit zu geben, sich auszuprobieren, und dabei Schritt für Schritt eine fundierte Entscheidung vorzubereiten – für Beruf und Betrieb.
Das ist nicht nur clever, sondern auch notwendig. Denn wer heute auf Augenhöhe kommuniziert, gewinnt morgen die Fachkräfte, die bleiben.