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Interview mit Coaching-Experte Dr. Gerhard Helm: Business Coaching in Zeiten des Wandels

Coaching Helm

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© Münchner Akademie für Business Coaching
In einer sich ständig verändernden Geschäftswelt sind Führungskräfte und Unternehmen mehr denn je gefordert, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Von Mental Health bis hin zur Digitalisierung und dem Wunsch nach Work-Life-Balance – die Anforderungen an erfolgreiche Führungskräfte sind vielschichtig und anspruchsvoll. Um Licht ins Dunkel zu bringen und einen tiefen Einblick in die Welt des Business Coachings zu gewähren, ist dieses Interview mit Dr. Gerhard Helm, dem Gründer der Münchner Akademie für Business Coaching, entstanden. Dr. Helm ist nicht nur ein angesehener Business Coach und Leadership Trainer, sondern auch Lehrbeauftragter für Leadership und Coaching an der Friedrich- Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Er bringt mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Ausbildung von Systemischen Business Coaches mit und teilt seine umfangreichen Kenntnisse darüber, wie Business Coaching in diesen Zeiten des Wandels eine entscheidende Rolle spielen kann. Im Interview erläutert er, was professionelles Business Coaching ausmacht und wie es Unternehmen und Einzelpersonen in der heutigen Geschäftswelt unterstützen kann.

Dr. Helm, wie hat sich das Business Coaching im Laufe Ihrer langjährigen Karriere verändert, und welche Rolle spielt es heute in der Geschäftswelt?

Dr. Gerhard Helm: "Am Anfang meiner Karriere als Business Coach habe ich es immer wieder erlebt, dass Coaching tabuisiert wurde – niemand durfte davon wissen, 'dass man ein Problem hatte'. Das hat sich im Laufe der Zeit doch deutlich geändert – mittlerweile ist es in den meisten Firmen akzeptiert, dass man sich von einem Coach unterstützen lässt. Allerdings findet man immer noch die Vorstellung, Coaching diene dazu, jemanden zu 'reparieren'. In manchen, eher progressiven, Unternehmen gehört es fast zum guten Ton, einen Coach als 'Soundingboard' zu haben. Interessant ist, dass Führungskräfte sich mittlerweile auch Coaching-Skills aneignen, um ihre Mitarbeiter bei der Bewältigung ihrer Aufgaben besser zu unterstützen."

Dr. Helm, könnten Sie uns bitte mehr über die Grundlagen des Systemischen Business Coachings erklären und wie es sich von herkömmlicher Beratung unterscheidet?

Dr. Gerhard Helm: "In der Beratung geht es darum, das Problem möglichst gut zu analysieren und zu verstehen, sodass vom Berater ein Lösungsvorschlag gemacht werden kann. Damit dies funktioniert muss der Berater ein Experte auf dem Gebiet sein und er muss das Problem kennen beziehungsweise einordnen können. Im Business Coaching gehen wir davon aus, dass wir nicht Experte in der Lebenswelt des Klienten sein können und dass die Herausforderungen des Klienten viel zu komplex sind, als dass es dazu eine Standardlösung gibt. Im systemischen Coaching versuchen wir den Coachee durch gezieltes und strukturiertes Fragen dazu zu verhelfen, selbst zu neuen Perspektiven und Einsichten zu kommt, die ihn seinem Ziel näherbringen."

Im Vorgespräch haben Sie die Ressourcenorientierung im Systemischen Business Coaching erwähnt. Könnten Sie uns einige Beispiele dafür geben, wie Coaches Ressourcen und Kompetenzen bei ihren Klienten identifizieren und nutzen?

Dr. Gerhard Helm: "Zunächst ist wichtig, dass der Coach nach möglichen Ressourcen zur Zielerreichung fragt. Viele Menschen sind so fixiert auf ihr Problem (und das manchmal schon seit Jahren), dass sie sich selbst nicht mehr bewusst sind, dass sie durchaus Ressourcen haben. Oft reicht schon eine einfache Einschätzung der augenblicklichen Zielerreichung auf einer Skala, um Menschen bewusst werden zu lassen, dass sie keineswegs am Anfang stehen, sondern bereits selbst ein Stück des Weges zurückgelegt haben. Und wenn man dann danach fragt, wie er oder sie es denn gemacht hat, dieses Stück selbst zu gehen, sind die Menschen oft ganz verdutzt, da sie merken, dass sie ja über Stärken und Kompetenzen verfügen, die ihnen bei der Bewältigung ihres Problems helfen können.

Aber auch die (gemeinsame) Suche nach Faktoren, die jemandem dabei helfen, sein Ziel zu erreichen, bringt oft viel Erkenntnis hervor – und sei es, dass man entdeckt, dass eine bestimmte Ressource (noch) nicht ausreichend vorhanden ist (zum Beispiel Zeit), hilft weiter, denn jetzt kann man sich auf die Suche machen, wie diese Ressource ausgebaut oder hinzugewonnen werden könnte."

Welche Rolle spielen persönliche Lebensmotive und Werte im Systemischen Business Coaching, und wie werden sie erforscht, um individuelle Ziele zu unterstützen?

Dr. Gerhard Helm: "Lebensmotive und Werte sind im Grunde der Dreh- und Angelpunkt unseres Verhaltens. Alles, was wir tun, spiegeln wir an ihnen und versuchen, ihnen in möglichst konsistenter Weise gerecht zu werden. Das heißt nicht, dass uns unsere Werte und Motive immer bewusst sind oder sie immer sozial erwünschte Normen erfüllen.

Im Coaching haben wir viele Methoden, die erwünschten, aber auch die tatsächlich gelebten Werte deutlich werden zu lassen und sie daraufhin zu untersuchen, inwieweit sie zur Zielerreichung beitragen oder dieser aber möglicherweise auch im Wege stehen.

Indem man zum Beispiel untersucht, welche Situationen für jemand besonders erfüllend waren oder wo er sich besonders unwohl fühlte, erfährt man viel über die Motive und Werte der Person. Wenn sich die Person im Coaching-Gespräch nun über ihre Lebensmotive und Werte bewusst wird, kann man die Abweichung von ihnen im täglichen Verhalten sichtbar machen und gegebenenfalls korrigierende Veränderungsprozesse anstoßen.

Natürlich können wir unsere Werte nicht immer zu 100 Prozent erfüllen (schon allein deshalb, weil sich manche Werte durchaus widersprechen – wie zum Beispiel der Wunsch nach Individualität auf der einen Seite und der Wunsch nach Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe). Andererseits ist es sicher so, dass wir wohl dann am zufriedensten sind, wenn wir uns so verhalten, dass möglichst wenig Diskrepanz zu persönlichen Motiven und Werten entsteht."

Im Coaching-Prozess liegt der Fokus nicht auf der Ursachenforschung von Problemen, sondern auf der Wiederherstellung von Funktionalität und Balance. Wie unterstützt das Systemische Business Coaching die Klienten dabei, diese Transformation zu erreichen?

Dr. Gerhard Helm: "Im Coaching interessiert uns in der Tat weniger, woher ein Problem kommt (und noch weniger, wer daran schuld sein könnte, dass dieses Problem überhaupt besteht). Vielmehr richten wir als Coaches unsere Aufmerksamkeit auf die Frage, welches der erwünschte Zielzustand sein soll und auf die Suche nach möglichen Schritten, die den Coachee seinem Ziel näherbringt. Allein schon durch den vom Coach manchmal sehr hartnäckig inszenierten Perspektivenwechsel, weg vom Problem, hin zur Lösung, entsteht auch beim Coachee ein gedanklicher Suchprozess. Dabei ist es manchmal faszinierend in welchem analytischen Detail und Ausführlichkeit Klienten ihr Problem (und deren Ursachen, und wer im Grunde daran schuld ist) beschreiben können und wie schwer es vielen fällt, den erwünschten (Lösungs-)Zustand konkret zu beschreiben. Ist dieser Schritt einmal vollzogen, ist es meist gar nicht mehr so schwer, Ideen dafür zu sammeln, wie der Coachee diesem erwünschten Zustand näherkommen könnte.

Schwieriger wird dann wieder die Umsetzung der erarbeiteten Lösungsideen im Alltag. Aber auch hier unterstützt der Coach, indem er mit dem Coachee genau analysiert, wie dieser seinen Alltag gestalten könnte, damit die Umsetzung der gefundenen Ideen dann auch tatsächlich gelingt. Oft geht es hier darum, erfolgreich kleine Schritte zu gehen, und nicht an einer (zu großen) Idee zu scheitern."

Das Ziel des Systemischen Business Coachings ist es, die Lösungskompetenz von innen heraus zu stärken. Wie genau wird dies im Coaching-Prozess erreicht, und welche Veränderungen können die Klienten in ihrer beruflichen Rolle erwarten?

Dr. Gerhard Helm: "Der Coach unterstützt seinen Klienten durch Fragen, die sich der Coachee prinzipiell auch selbst in seiner Situation stellen könnte. Diese Fragen haben das Ziel, den Coachee aus verschiedenen Perspektiven auf seine Herausforderung blicken zu lassen und dadurch neue Erkenntnisse zu gewinnen. Nur kennt der Coachee diese Coaching-Fragen nicht und selbst wenn er sie kennen würde (zum Beispiel durch Bücher über Coaching-Fragen), stellt er sich diese Fragen nicht wirklich ernsthaft. Der Coach stellt diese Fragen aus einer Haltung eines wertschätzenden Nicht-Wissens und übernimmt damit stellvertretend eine Position, die für einen einzelnen zunächst schwierig ist, selbst einzunehmen. Mit der Zeit lernt der Coachee aber die Art zu fragen kennen und eignet sich eine Coaching-Perspektive zum Teil selbst an. Manchmal sagen Klienten dann auch sowas wie: '... und in dieser Situation habe ich gleich Ihre Frage im Kopf' oder 'ich höre Sie dann fragen ...'

Die Veränderungen im beruflichen Kontext sind dann meist damit verbunden, dass sich der Klient bestimmter Denkmuster und Verhaltensweisen gewahr wird – sich sozusagen auf frischer Tat ertappt – und durch dieses Bewusstwerden sich aber gleichzeitig auch die Möglichkeit ergibt, nicht automatisch und so wie immer zu reagieren, sondern bewusst zu überlegen, wie er sich in dieser Situation dem eigenen Zielzustand gemäß verhalten möchte. Das wird dann zwar nicht auch in jeder Situation gelingen, aber führt doch langfristig zu einer Veränderung eingefahrener Denk- und Verhaltensmuster. Auf diese Weise können sich Klienten reflektierter in ihrer beruflichen Rolle bewegen und gehen zielgerichteter mit komplexen Herausforderungen um."

In der heutigen Zeit sind Themen wie Mental Health, Fachkräftemangel, New Leadership und Digitalisierung von großer Bedeutung. Wie kann Business Coaching in diesen Bereichen einen positiven Einfluss ausüben?

Dr. Gerhard Helm: "Unternehmen werden mit komplexen Herausforderungen konfrontiert. In diesem unsicheren und von Ambiguität geprägten Umfeld (Stichwort VUCA) müssen Entscheider souverän und kompetent agieren. Oft geht es ja nicht nur um die Steuerung der Organisation, sondern Führungskräfte sind auch verantwortlich für das Wohlergehen oft Tausender von Menschen. Überall da, wo es keine vorgefertigten Ideen und Lösungen gibt, die man einfach aus der Schublade ziehen kann, brauchen Entscheider jemanden, der mit ihnen auf den 'Feldherrnhügel' geht und mit ihnen offen, vertraulich und wertschätzend ihre Situation beziehungsweise ihre Fragestellung beleuchtet – nicht jemand der so tut, als hätte er vermeintlich eine Lösung für das gegebene Problem, sondern jemand, der den 'Fallgeber' als alleinigen Experten anerkennt und mit ihm wertfrei verschiedene Perspektiven beleuchtet. Auf diese Weise stellt der Coach oft so etwas wie ein 'Soundingboard' dar, das Entscheidern hilft, in einem immer chaotischeren Umfeld innere Sicherheit (zurück-) zu gewinnen.

Hier ist noch anzumerken, dass derjenige, der durch ein Coaching-Mindset und den entsprechenden Coaching-Kompetenzen jemandem dabei hilft, erfolgreich zu sein, nicht notwendig von außerhalb der Organisation kommen muss. Nicht von ungefähr haben viele große Organisationen damit begonnen, ihre Führungsmannschaft – zumindest rudimentäre – Coaching-Kompetenzen beizubringen und zu trainieren. Auch wenn das nur erste kleine Schritte sind, die teilweise mit einer traditionellen Organisations- und Führungskultur in Konflikt stehen, kann man sich leicht ausmalen, was es heißen würde, wenn in einer Organisation alle Führungskräfte es als einer ihrer zentralen Aufgaben ansehen würden, andere – ihre Mitarbeiter, ihre Kollegen und ja, auch die Kunden – erfolgreich werden zu lassen."

Sie haben die Münchner Akademie für Business Coaching gegründet und sind seit vielen Jahren in der Ausbildung von Systemischen Business Coaches tätig. Welche Philosophie und welchen Ansatz verfolgt Ihre Akademie?

Dr. Gerhard Helm: "Wir verfolgen nun seit fast 25 Jahren den Ansatz, dass wir unseren Teilnehmern beibringen, anspruchsvolles Business Coaching auf höchstem Niveau durchzuführen. Dazu haben wir eine Ausbildung geschaffen, die sehr praxisorientiert ist (Coaching ist eine Kunst ähnlich dem Klavierspielen – auch das lernt man nicht dadurch, dass man viele Bücher über Klavierspielen liest). Auch wenn wir bei den Modellen und Werkzeugen keiner bestimmten ideologischen Schule folgen, haben wir doch klar eine Ausrichtung an einem freiheitlich-humanistischen Menschenbild und gehen davon aus, dass Menschen für sich Verantwortung übernehmen können und prinzipiell alle Ressourcen haben, ihre Probleme selbst zu lösen (insofern sehen wir hier auch eine klare Abgrenzung zur Psychotherapie). Unterstützt wird dies durch eine ganzheitlich-systemische Sichtweise, bei der wir uns die (oft undurchsichtigen) Wechselwirkungen in einem System genauer ansehen und wir ein simplifizierendes Ursache-Wirkungsdenken vermeiden. Unterstützt wird dieses Vorgehen durch eine lösungsorientierte Herangehensweise (wie zuvor besprochen), die für die hochkomplexen Herausforderungen unserer Klienten wesentlich besser geeignet ist als eine 'Beratung' durch vermeintliche 'Experten'.

Neben diesen eher theoretischen Aspekten spielt bei uns auch der menschliche Faktor eine große Rolle. Die Ansprüche an einen guten Business-Coach sind zurecht hoch und verlangen neben einer hohen intellektuellen Flexibilität ein hohes Maß an kommunikativer und emotionaler Kompetenz. Daher findet während der Coaching-Ausbildung auch laufend eine Auseinandersetzung mit den eigenen Problemen und Fragestellungen des zukünftigen Coaches statt, so dass neben dem handwerklichen Aufbau von Coaching-Fähigkeiten auch eine ständige Selbstreflexion stattfindet. Um dies zu ermöglichen, ist uns ein emotional sicherer und von tiefer Wertschätzung geprägter Umgang in unseren Ausbildungsgruppen wichtig."

Wie können Unternehmen und Einzelpersonen von den Angeboten Ihrer Akademie profitieren, insbesondere in Bezug auf die aktuellen Herausforderungen im Geschäftsumfeld?

Interview mit Coaching-Experte Dr. Helm
Dr. Gerhard Helm (Akademieleitung)
Dr. Gerhard Helm: "Einzelpersonen können von unserer langjährigen, internationalen Erfahrung sowohl beim Coaching selbst als auch in der Ausbildung zum Business-Coach profitieren. Wir unterstützen auch bei der Auswahl eines passenden Coaches. Neben unseren 'Advanced Business Coaches' (hier sprechen wir von zertifizierten Coaches mit mindestens fünf Jahren aktiver Coaching-Erfahrung, zum Beispiel für den Einsatz im C-Level und im Senior Management) haben wir einen Pool von 'Certified Business Coaches' (das sind Coaches, die sowohl ihre Ausbildung zum Systemischen Business Coach (SBC)® erfolgreich abgeschlossen haben, als auch eine Zertifizierung zum Beispiel von einem unabhängigen Coaching-Verband nachweisen können).

Da unsere Ausbildungsteilnehmer auch immer wieder Übungsklienten suchen, mit denen sie Lerninhalte ausprobieren und üben können, geben wir auch Menschen mit einem sehr kleinen Geldbeutel die Möglichkeit, sich von unseren 'Coaches in Ausbildung' bei ihren Fragen und Herausforderungen unterstützen zu lassen.

Unternehmen können bei der Suche nach geeigneten Coaches auf unseren Coaching-Pool zurückgreifen. Sie stellen so sicher, dass Qualitätsstandards eingehalten werden, ohne jedes Mal selbst jemanden auf dem freien und vollkommen unübersichtlichen Markt auswählen zu müssen. Das spart Zeit und stellt sicher, dass keine schwarzen Schafe (die es auf diesem umkämpften Markt natürlich gibt) auf ihre Mitarbeiter und Führungskräfte losgelassen werden. Coaching ist Vertrauenssache – die Auswahl eines Coaches für jemand anderen noch mehr. Insofern tun Unternehmen gut daran, Profis mit diesem Auswahlprozess zu betrauen.

Abgesehen von Coaching selbst können Unternehmen, die erkannt haben, wie wichtig Coaching-Kompetenzen bei Ihren Mitarbeitern und insbesondere ihren Führungskräften sind, diese bei uns zum Systemischen Business Coach und – weiterführend – zum Systemischen Team Coach ausbilden lassen. Natürlich bieten wir auch schlankere Varianten der Ausbildung 'inhouse' als internes Firmenseminar an."

Dr. Helm, Sie haben nicht nur eine beeindruckende Karriere im Business Coaching, sondern sind auch Psychologe und Philosoph. Wie beeinflussen diese Fachkenntnisse Ihre Herangehensweise an das Coaching und die Unterstützung von Führungskräften?

Dr. Gerhard Helm: "Mein Wissen aus der Psychologie und der Philosophie sind das Fundament meiner Arbeit als Coach. Natürlich kann man auch Coaching lernen und ein guter Coach sein, ohne Psychologe studiert zu haben, aber natürlich liefert ein Psychologiestudium viel hilfreiches Modellwissen und einen breiten Überblick über individual- und sozialpsychologische Zusammenhänge, auf die man dann im Coaching wieder zurückgreifen kann. Dabei darf aber nicht übersehen werden, dass ein wissenschaftliches Studium nicht ausreichend dafür ist, gut mit Menschen umzugehen oder ihnen gar zu helfen. Und genau wie ein Psychologiestudium jemanden noch nicht zum Psychotherapeuten macht – und schon gar nicht zu einem guten – genauso ist es zwar hilfreich fürs Coaching, aber einen guten Coach zeichnet etwas anderes aus als ein ausgeprägtes psychologisches Fachwissen. Fürs Coaching habe ich vor allem von meiner therapeutischen Arbeit in einer psychiatrischen Klinik profitiert. Hier habe ich gelernt mit teilweise sehr schwierigen Menschen und deren Lebensgeschichten umzugehen – hier galt es, die Menschen in erster Linie anzunehmen und zu akzeptieren und erst dann – mit ihrer Hilfe – an erste kleine Veränderung zu denken. Eine Ausbildung bei Steve deShazer, der – mit seiner Frau Insoo Kim Berg – die lösungsfokussierte Kurzzeittherapie entwickelte, und vor allem dann die Anwendung dieser Ideen und Prinzipien in der therapeutischen Praxis, verhalf mir zu einem klaren lösungsfokussierten Ansatz, den ich dann später auch in meine Coaching-Praxis und in die Coaching-Ausbildung integrierte.

Es mag aber überraschen, dass meine Arbeit als Philosoph mindestens ebenso viel zum Coaching beiträgt, wie mein psychologisches Fachwissen und meine therapeutische Erfahrung. Ein Studium der Philosophie ist kein Auswendiglernen irgendwelcher schlauen Zitate alter Gelehrter. Vielmehr geht es darum, sich in teilweise hochkomplexe und schwierig nachvollziehbare Gedankengebäude einzudenken und zu versuchen, diese so gut wie möglich zu verstehen, um diese dann auf Plausibilität und eine schlüssige Argumentationsstruktur hin zu untersuchen. Und genau das ist natürlich eine der großen Herausforderungen im Coaching: Das komplexe und oft schwer nachvollziehbare Gedankengebilde unserer Klienten möglichst schnell zu verstehen und zu erkennen, wo sich der Klient vielleicht in einem gedanklichen Labyrinth aus falschen Annahmen und dysfunktionalen Perspektiven verirrt hat und jetzt gerade den Weg hinaus nicht mehr so recht findet. Als Coach bin ich hier für meine Klienten oft ein neutraler 'Denkbegleiter', der mit ihnen ohne jegliche Wertung und frei von Eigeninteresse den Weg aus dem gedanklichen Labyrinth sucht.

Ein zentrales Coaching-Prinzip ist die Haltung des Nicht-Wissens – nur wenn ich neugierig bin, aber gleichzeitig davon ausgehe, etwas noch nicht wirklich verstanden zu haben, kann ich neugierig sein. Neugierde verträgt sich nicht mit Wissen. In unserer Kultur wird dem Wissen ein so hoher Stellenwert beigemessen, dass es für manche Menschen sehr schwer sein kann, nicht zu wissen – also etwas neugierig zu hinterfragen. In der Coaching-Ausbildung zeigt sich das oft als die wichtigste Hürde für unsere Teilnehmer: die meisten Menschen verstehen zu schnell (oder glauben zu verstehen) und dieses 'vorauseilende Verständnis' steht ihnen dabei im Wege, gute Coaching-Fragen zu stellen. Dieses nicht-wissende Fragen ist gleichzeitig ein zentrales Element der abendländischen Philosophie. Der Philosoph Sokrates ('Ich weiß, dass ich nichts weiß') und seine Methode – der sokratische Dialog – brachte die 'Sokratische Wende' in der Philosophie. Seitdem gehört es zu den Grundelementen philosophischen Denkens, Fragen zu stellen – aber nicht etwa, um Informationen zu bekommen, sondern um den Adressaten zum weiteren und präziseren Nachdenken anzuhalten. Auch wenn es im Coaching in der Regel nicht um die großen philosophischen Themen der Philosophiegeschichte geht, sondern eher um persönliche Fragestellungen und Herausforderungen des Klienten, ist Coaching so gesehen im Grunde nichts anderes als angewandte Philosophie. Insofern prägt insbesondere meine philosophische Ausbildung meine Arbeit als Coach."

Die Vielfalt der Coaching-Ausbildungen auf dem Markt ist überwältigend. Für jemanden, der eine seriöse Coaching-Ausbildung sucht: Welche Kriterien oder Qualitätsmerkmale sollte man beachten, um sicherzustellen, dass die Ausbildung hochwertig und effektiv ist?

Dr. Gerhard Helm: "Ja, es ist in der Tat sehr schwierig, eine seriöse Coaching-Ausbildung zu finden. Nachdem Coaching einen Boom erfuhr, sind viele auf den Zug aufgesprungen und versuchen sich jetzt als Coaching-Ausbilder. Da sind zum einen die ehemaligen NLP-Ausbilder, die sich jetzt im Coaching-Umfeld etablieren wollen. Hier ist Vorsicht geboten, da im NLP oft sehr vereinfachte Rezepte angeboten werden, um Menschen zu 'programmieren'. Auf der anderen Seite finden sich Ausbildungen aus dem therapeutischen Bereich, die entdeckt haben, dass mit Coaching Geld zu verdienen ist. Hier ist die Qualität meist besser, allerdings steckt hier oft der therapeutische Ansatz einer 'Pathologisierung' des Klienten dahinter: Kurz gesagt, der Klient ist in irgendeiner Weise 'gestört' und muss nun 'geheilt' werden. Das ist sehr vereinfacht und es finden sich durchaus auch seriöse Therapeuten, die die Idee der Lösungsfokussierung und Selbstverantwortung schon lange in ihr Therapiekonzept aufgenommen haben. Aber Coaching und Therapie sind nun mal zwei paar (unterschiedliche) Stiefel. Die wichtigsten Kriterien sind folgende:

Trauen Sie niemanden, der Ihnen verspricht, Coaching in einem Drei-Tage-Crash-Kurs zu erlernen. Zum Erlernen von Coaching ist natürlich wichtig, sich verschiedene Modelle und Werkzeuge anzueignen. Es mag sein, dass sie diese schnell intellektuell verstehen, aber um sie wirklich zielgerichtet und effektiv einzusetzen, ist in der Regel Übung erforderlich. Die Idee einer Tonleiter mag einfach sein, aber um gut Klavier zu spielen ist viel Übung erforderlich. Entscheidend neben dem Erlernen von Techniken ist die innere Haltung des Nicht-Wissens. Und hier haben die meisten Anfänger große Schwierigkeiten. Diese Haltung läuft unserem kulturellen Paradigma so fundamental zuwider, dass es eine gewisse Zeit braucht, sich wirklich darauf einzulassen. Eine gute Coaching-Ausbildung sollte mindestens eineinhalb Jahre dauern und mindestens 20 Seminartage umfassen.

b) Kompetenz der Ausbilder: Die Ausbilder sollten gute Trainer sein, aber auch wirklich Erfahrung im Coaching haben. Das ist nicht notwendig der Fall. Es gibt viele Trainer, die einen 'Stoff' gut vermitteln können, aber selbst keine Erfahrung damit haben, und es gibt viele herausragende Coaches, die sich aber schwer damit tun, ihre Kunst anderen zu vermitteln. In einer guten Coaching-Ausbildung sollten Sie herausragende Ausbildungsleiter haben, die selbst eine tiefe und lange Erfahrung im Coaching haben. Buchen Sie keine komplette Ausbildung – schauen Sie sich die Ausbilder in einem Probeseminar an und schauen Sie, ob Sie mit deren Unterrichtsstil zurechtkommen. Fragen Sie nach: Wieviel Erfahrung haben die Ausbilder tatsächlich im Business-Coaching? Welchen Anteil Ihres Geldes verdienen sie mit Ausbildung und welchen Anteil tatsächlich mit Business-Coaching?

c) Praxisnähe der Ausbildung: Coaching ist mehr eine Kunst als eine Wissenschaft. Die bedeutet, dass die Ausbildung mehr Wert auf Übung legen sollte und weniger auf Theorie. Übung führt dann zum Lernen, wenn sie unter Beobachtung und mit ständigem unterstützendem Feedback durchgeführt wird. Achten Sie bei Ihrer Coaching-Ausbildung also unbedingt darauf, dass Sie genügend Zeit zum supervidierten Üben haben und weniger die Lieblingstheorien Ihrer Ausbilder auswendig lernen müssen.

Insgesamt lasst sich sagen, dass es tatsächlich schwierig ist, eine gute Coaching-Ausbildung zu finden. Ich gehe mal davon aus, dass es in Deutschland etwa 10 bis 15 gute Ausbildungsinstitute gibt. Ein Hinweis auf eine gute Ausbildung ist dabei sicher, wie lange das Institut schon Coaching-Ausbildungen anbietet."

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