Mitarbeiterunterweisungen systematisch vornehmen
Mitarbeiterunterweisungen
- 15.01.2025
Wann sind Mitarbeiterunterweisungen überhaupt notwendig?

Die andere Situation ist weniger offenkundig, aber vielleicht gerade deshalb ein häufiger Hemmschuh in der Produktion: Die Rede ist von Arbeit, die nicht nach einheitlichen Standards erfolgt. Es werden also an ein und demselben Arbeitsplatz unterschiedliche Ergebnisse erzielt – in Abhängigkeit von den jeweiligen Mitarbeitenden, der Schicht oder der Abteilung. Solche Sprünge in der Ausführung und gegebenenfalls der Qualität von Produkten können entstehen, wenn Mitarbeitende "unbewusstes" – man kann auch sagen "betriebsblindes" – Know-how entwickeln, es nicht öffentlich teilen und somit jeder seine eigenen Standards festlegt. Es ist beinahe zwingend, dass solch unterschiedliches Wissen und Können in Fehlern resultiert. Fehler, die vermeidbar sind.
Eine in der Kriegswirtschaft bewährte Methode schreibt Geschichte
Die beschriebenen Situationen sind keineswegs neu. Als es während des Zweiten Weltkriegs in den USA notwendig wurde, mit Menschen, die nie zuvor eine Fabrik von innen gesehen hatten, die Produktion von Flugzeugen, Waffen, Nahrungsmitteln und Konsumgütern zu sichern, wurde das "Training Within Industry"-Programm (TWI) entwickelt und intensiv genutzt. Es erlaubte, die Industrieproduktion während der 1940er-Jahre trotz fehlender Fachkräfte auf dem erforderlichen Niveau zu halten.Dabei hat sich TWI derart bewährt, dass die Methode nach dem Krieg, in den Jahren des Wiederaufbaus, von der japanischen Industrie übernommen wurde. Zusammen mit Demings Studien zur Qualitätskontrolle spielte TWI-Training eine entscheidende Rolle für deren Erfolg. Das prominenteste Beispiel ist sicherlich der Autohersteller Toyota, der 1950 begann, TWI für die Schulung von Mitarbeitern im Rahmen des Toyota Production Systems, dem weltweit ersten Lean-Manufacturing-Programm, anzuwenden. Mit Fug und Recht kann TWI daher auch als das "Fundament von Lean" bezeichnet werden. Auch in Deutschland wurde es nach dem Krieg eingeführt und hatte prägnanten Einfluss auf hiesige Methoden.
Die TWI-Methode ergänzt den Lean-Ansatz, da Führungskräfte über ein Train-the-Trainer-Programm ausgebildet werden. Ihr Ziel ist es, Manager in der Mitarbeiterunterweisung zu schulen, sie zur Schaffung eines Klimas zu befähigen, das die Standardisierung der Arbeit ermöglicht und das dennoch eine stete Verbesserung der Methoden zulässt.
"Hat der Mitarbeiter nicht gelernt, hat der Anleiter nicht gelehrt"

Der Basisgedanke ist dabei stets: Wie entwickelt man Führungskräfte so weiter, dass sie ihrerseits Mitarbeitende weiterentwickeln können? Die TWI-Methode berücksichtigt dabei mehrere Fähigkeiten, innerhalb derer die Mitarbeiterunterweisung eine markante Position einnimmt. Daher soll es im Folgenden nun konkret um sie gehen.
Mitarbeiterunterweisung gemäß TWI erfolgt in genau definierten Schritten: Zunächst ist wichtig, dass die für eine Tätigkeit notwendigen Fähigkeiten vorab kurz und konkret festgelegt werden. Geeignet ist dafür das Konsensverfahren. Ein gemeinsamer Standard wird definiert, der alle Erfahrung der unterschiedlichen Mitarbeitenden wiedergibt und im sogenannten "Tätigkeitsanalyseblatt" niedergelegt wird.
Die hier gesammelten Information müssen in eine gut vermittelbare Form gebracht werden, damit die Führungskraft sie den Lernenden nachvollziehbar vermitteln kann. Entscheidend ist, dass nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel Information vorliegt und dass außer dem "Was" auch das "Warum" begründet wird. Hintergrund ist, dass alle im Team gewissenhafter arbeiten, wenn sie die Begründung kennen.
Geht es ans Eingemachte, also an die eigentliche Mitarbeiterunterweisung, sollten die Lernenden im Vorfeld "abgeholt" werden, um ihnen die Sorge vor Überforderung zu nehmen. Dann macht die Führungskraft die Tätigkeit einige Male vor und erklärt sie dabei – und zwar so, dass bei jedem Durchgang neue Informationen hinzukommen. Das häppchenweise Erklären vereinfacht das Merken.
Danach wiederholen die Lernenden die Vorgänge und erklären sie nun ihrerseits. Jede Wiederholung übt, bis die Tätigkeit verinnerlicht ist, und der Anleitende kann sehen und hören, ob seine Instruktionen wirklich verstanden wurden. Andernfalls bietet er weitere Hilfestellung an. Mit dieser Abfolge werden Lernende schnell damit vertraut, wie sie ihre Tätigkeiten korrekt, sicher und gewissenhaft ausführen, womit sich das Risiko von Abweichungen, Fehlern und Unfällen verringert.
Das Seminar in Mitarbeiterunterweisung gemäß TWI beginnt am Institut anhand von Beispielen, die die typischen Schwierigkeiten beim Anleiten verdeutlichen. Danach wird die Methode durch ein konkretes Beispiel vorgestellt und erklärt. Später wenden die Teilnehmenden sie im Trainingsraum selbst an, wobei sie die andere Teilnehmenden beobachten und deren Vorgehen reflektieren. Die vielen Wiederholungen und Reflexionen führen zur Verinnerlichung der TWI. Die Nagelprobe erfolgt schließlich außerhalb des Trainingsraums durch die angewandte Praxis in Kleingruppen. Danach begleiten die Hamburger Experten auf Wunsch auch die Implementierung der Methode im Unternehmen des Kunden.