Nachhaltigkeitszertifizierung für Gebäude: Nachweise für zukunftsfähige und wertbeständige Immobilien
Nachhaltigkeitszertifizierung Gebäude
- 25.06.2025

Chance statt Risiko
Von nachhaltigen Gebäuden profitieren aber nicht nur Investoren, sondern auch Betreiber und Benutzer. Wenn Nachhaltigkeitsstandards implementiert werden, wirkt sich das positiv auf den Ressourcenverbrauch und die Kosten für den Gebäudebetrieb aus. Bei der Nachhaltigkeitszertifizierung von Gebäuden geht es unter anderem darum, ob Wasser sparsam genutzt wird und ob langlebige Baustoffe eingesetzt wurden. Widerstandsfähige Konstruktionen – etwa hitzeabweisende Fassadenaufbauten oder hochwasserresistente Baulösungen – vereinfachen die Instandhaltung und schützen das Gebäude vor witterungsbedingten Risiken.„Eine freiwillige Nachhaltigkeitszertifizierung bietet zudem die Möglichkeit, ein Gebäude auf bestehende oder kommende regulatorische Anforderungen vorzubereiten“, sagt Dr. Hannes Endriß, Manager für Smart Sustainable Buildings bei TÜV SÜD. Die EPBD (Energy Performance of Buildings Directive) der Europäischen Union etwa verlangt, den Primärenergieverbrauch deutlich zu senken. Das wird in den nationalen Gesetzgebungen der EU-Mitgliedsstaaten reflektiert. Die EU-Taxonomie fördert klimaresiliente Gebäude und definiert Bedingungen für die Ressourcennutzung in Richtung einer Kreislaufwirtschaft. „Solche Anforderungen sind leichter zu erfüllen, wenn Assetmanager und Betreiber sich mit den Nachhaltigkeitsstandards und -bewertungen aktiv auseinandersetzen – anstatt sie als Hindernis zu verstehen“ erklärt Florian Bruskolini, Teamleiter Gebäudezertifizierung bei TÜV SÜD. Hierbei sei eine Qualifizierung und Quantifizierung von Maßnahmen elementar – selbst wenn es sich nicht um holistische Zertifizierungen handle, sondern um punktuell angelehnte Einzelmaßnahmen. So seien beispielweise rein softwaregenerierte Maßnahmen lediglich für eine erste Potenzialanalyse einzelner Gebäude geeignet, und nicht für die Erarbeitung und Umsetzung einer gezielten Dekarbonisierungsstrategie für ein Immobilienportfolio.
Qualität nicht nur im Produkt, sondern im Prozess
Zertifizierte Gebäude haben zudem nach Aussage der TÜV SÜD-Experten oftmals eine höhere, an einheitlichen Standards orientierte Prozessqualität als nicht-zertifizierte Gebäude. „Das betrifft die Qualität der Abläufe über den gesamten Gebäudelebenszyklus – von der Planung über die Ausführung bis hin zum Betrieb und zur Instandhaltung“, so Bruskolini. Eine klar strukturierte und qualitätsgesicherte Umsetzung in diesen Phasen und vor allem auch beim Übergang zwischen den Phasen erhöht die Effizienz, minimiert Planungs- und Ausführungsfehler und trägt maßgeblich zur langfristigen Wertstabilität der Immobilie bei. Gleichzeitig schafft sie klare Verantwortlichkeiten, erleichtert das Controlling und ermöglicht eine systematische Nachverfolgung von Verbesserungsmaßnahmen – auch über einzelne Projektphasen hinaus.Nachhaltigkeitszertifizierung für Gebäude: Welches System kann was?
Die erwähnten Kriterien Energieeffizienz, Materialauswahl und Wassernutzung spielen bei allen genannten Nachhaltigkeitsstandards – BREEAM, DGNB und LEED – eine wichtige Rolle. BREEAM wurde in Großbritannien entwickelt und ist europaweit beliebt. Gründe dafür sind seine internationale Vergleichbarkeit und der Rückbezug auf den „Core Technical Standard“. Dieser entfaltet in der Kombination mit individuellen Länder-Adaptionen seine besonderen Stärken. BREEAM adressiert detaillierte Merkmale von Immobilien – die Bewertung findet in bis zu neun Kategorien statt. Das kann für Bestandsimmobilien sehr wichtig sein, da diese Gebäude durch Nutzungsveränderungen und ihre Einbettung ins Umfeld einen besonderen Charakter als Unikate gewonnen haben. TÜV SÜD ist nationale Systemvertretung für BREEAM in Deutschland, Österreich und der Schweiz, hat aber auch bei LEED seine Expertise in den vergangenen Jahren deutlich ausgebaut.Als US-amerikanisches System ist LEED besonders in den Vereinigten Staaten und in Kanada stark vertreten. In Europa profitieren besonders Investoren und Betreiber mit nordamerikanischem Hintergrund vom gewohnten und globalen Bewertungsansatz. Im deutschen Markt ist DGNB aufgrund seiner Verbreitung und seines Renommees von Bedeutung. „Die DGNB-Zertifizierung ist besonders stark im Neubau nachgefragt, während bei bestehenden Gebäuden häufig BREEAM bevorzugt wird“, berichtet Dr. Endriß. „Welches System konkret angewendet wird, hängt von vielschichtigen Faktoren und letztlich auch individuellen Präferenzen ab.“