Modernes Hilfsnetzwerk: Der Malteser-Orden will die Welt verbessern – und Unternehmen machen mit

Im Libanonprojekt der Gemeinschaft der jungen Malteser kümmern sie sich um geistig und körperlich behinderte Menschen.
Ehreshoven, Maxlrain. Der Präsident der Bundesbank hat sich fein gemacht. Sehr fein. Für das traditionsreiche Herrenessen auf Schloss Ehreshoven im Bergischen Land östlich von Köln hat Jens Weidmann einen schwarzen Frack samt weißer Fliege angelegt. Dazu trägt er über dem gestärkten Hemd den Orden der französischen Ehrenlegion, ganz so, wie es in der Einladung befohlen stand: „Gala-Uniform oder Frack mit großer Dekoration“, was der Aufforderung gleichkommt, bitte und höflichst im vollständigen Ornat mit dem entsprechenden Silberschmuck anzutreten.
Derart dekoriert, schreitet der mächtige Bundesbanker im Rittersaal des Schlosses aus dem 14. Jahrhundert nach der Vorspeise ans Pult und hält eine halbstündige Rede zur politischen Lage in Europa, in Deutschland und überhaupt. Der 49-jährige Volkswirt skizziert die großen Linien der Politik, und das auf Einladung von Erich Georg Prinz von Lobkowicz, dem Präsidenten der Deutschen Assoziation des souveränen und katholischen Malteser Ritterordens.
Zusammen mit den beiden anderen Gastgebern des Abends, Reinhard Zinkann, Chef des Familienkonzerns Miele und Vorsitzender des Kuratoriums der Libanonstiftung der Gemeinschaft junger Malteser, sowie Nicolas Graf von Rosty-Forgách, Deutschlandchef der Personalberatung Spencer Stuart und Vorstandsvorsitzender der Libanonstiftung, hören mehr als 50 zumeist namhafte (und ausschließlich männliche) Gäste aus der Wirtschaft den Erläuterungen von Spitzenbanker Weidmann zu – darunter Friedhelm Loh, Chef der gleichnamigen Unternehmensgruppe aus dem Siegerland, Michael Klett, Aufsichtsratsvorsitzender des Ernst Klett Verlags, der HSBC-Banker Constantin Graf Droste zu Vischering und Carsten Laschet, Geschäftsführender Partner der Rechtsanwaltskanzlei Graf von Westphalen und Bruder des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten.
Sie alle haben für die Teilnahme an diesem Festmahl eine Menge Geld bezahlt, es ist von bis zu 5000 Euro die Rede. Und das vorwiegend aus drei Gründen: um Bundesbanker Weidmann kennen zu lernen, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und vor allem: um einen wohltätigen Zweck zu unterstützen, die Libanonstiftung des Malteserordens.
Dabei handelt es sich um ein Hilfsprojekt für geistig und/oder körperbehinderte Jugendliche aus dem Libanon, die in einem Feriencamp in den Bergen rund um Beirut von Freiwilligen, zumeist Mitgliedern des Ordens und deren Kindern, umfassend betreut werden.
Die Motivation der Spitzenleute aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ist so ein- wie vieldeutig: Sie wollen Gutes tun. Der deutsche Ordensführer Prinz Lobkowicz, im Hauptberuf Brauereiunternehmer, erklärt sein eigenes Engagement so: „Für einen bayerischen Bräu ist das Helfen bei den Maltesern der wunderbarste Ausgleich.“ Der Stuttgarter Verleger Klett ergänzt: „Vor Ort fühlt man sich als Helfer bereichert, weil man den Glücks- und Energiestrom der Menschen spürt.“
Die Libanonstiftung ist eines der Leuchtturmprojekte der deutschen Sektion des Malteserordens, einer katholischen Gemeinschaft, die im 12. Jahrhundert in Jerusalem gegründet wurde, sich nach dem Ersten Kreuzzug zum geistlichen Ritterorden entwickelte und zeitweise in Malta residierte. Völkerrechtlich ist der Orden als souveränes Staatengebilde ohne eigenes Territorium anerkannt. Ziel der Malteser, die heute international rund 13.500 Mitglieder haben, ist es, vom Leben benachteiligte Menschen, also Kranke, Alte, Behinderte, Flüchtlinge, unabhängig von Religion oder Herkunft weltweit karitativ zu unterstützen.

Gäste beim Herrenessen im Jahr 2012 waren Axa-Vorstandschef Thomas Buberl, der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, der Aachener Unternehmer Michael Wirtz und der Stuttgarter Verleger Michael Klett ( von links).
Für ihr Engagement erfahren die Malteser viel Zuspruch. So erhielt das Libanonprojekt in Münster den renommierten Westfälischen Friedenspreis. Und auch politisch hat der Orden zuletzt gehobene Weihen erlangt. In der finalen Kabinettssitzung vor der Bundestagswahl im Herbst 2017 beschloss die Ministerrunde in Berlin die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur Ordensregierung in Rom.
Nicht nur Katholiken unterstützen den Orden
Dort, nahe dem Vatikan, amtiert Albrecht Freiherr von Boeselager. Der Baron ist seit vier Jahren Großkanzler des Ordens. Der Rheinländer, dessen Vater Philipp im Widerstand gegen Adolf Hitler kämpfte, arbeitet wie ein Regierungschef und pflegt die diplomatischen Beziehungen zu mehr als 100 Nationen und zur Uno, wo der Orden schon seit Jahren als vollwertiges Mitglied anerkannt ist. Boeselager sagt: „Diplomatische Beziehungen sind deshalb so wichtig, weil sie uns in Krisen- und Katastrophenfällen etwa nach Erdbeben oder Stürmen in der Regel schneller Zugang zu den betroffenen Regionen ermöglichen.“
Zu den Unterstützern des Ordens zählen indes längst nicht mehr nur Katholiken. So gehört der Stuttgarter Verleger Klett etwa, Eigentümer des gleichnamigen Schul- und Wissensbuchverlags, dem protestantischen Glauben an. Klett sagt: „Seit ich selbst im Libanon war, habe ich einen anderen Blick auf Not und fühle eine Art inneren Zwang, Menschen, denen es schlecht geht, zu helfen.“
Der äußerlich jung gebliebene 80-Jährige, der in einem unter Denkmalschutz stehenden Verlagsgebäude aus den 50er-Jahren am Rande der Stuttgarter Innenstadt wirkt, umschreibt damit die generelle Geisteshaltung der Malteser. Danach orientiert sich der Orden an der christlichen Mission der Barmherzigkeit, für Menschen in Not zu sorgen, und zwar unabhängig von ihrer Herkunft oder Religion. Und um sich genau darauf im Allgemeinen und auf das Libanon-Hilfsprojekt im Speziellen konzentriert zu besinnen, veranstaltet die deutsche Sektion seit einigen Jahren das Herrenessen auf Schloss Ehreshoven.

Für ihr Engagement im Libanon erhielten die Malteser den Westfälischen Friedenspreis.
Es ist eine Zusammenkunft wie aus einer anderen Zeit: Das Treffen beginnt um 18:15 Uhr mit einer Vesper in der Kapelle der Ordenskommende, in der sich die Teilnehmer mit christlichem Liedgut auf den Abend einstimmen. Die sich daran anschließenden Stunden bis Mitternacht dienen dem Austausch von Erfahrungen im Nahen Osten, der Stärkung des Zusammenhalts der Malteser und dem Sammeln von Spenden aus dem eigenen Ritterkreis, aber auch von externen Förderern.
Zu den namhaften Stiftern gehörten zuletzt Clemens Börsig, ehemals Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank und aktiver Kontrolleur bei Daimler, Fleischgroßfabrikant Clemens Tönnies und der langjährige Vonovia-Finanzvorstand Stefan Kirsten. Dass nur Männer eingeladen sind, schränkt den Kreis der Spender zwar ein, folgt ansonsten aber dem katholischen Grundgesetz, wonach Frauen in kirchlichen Spitzenämtern nicht erwünscht sind. Aber das ist eine andere Geschichte.
Diese Geschichte hier erzählt über die Empfindungen ansonsten mitunter kühl kalkulierender Unternehmer und Manager, die sich dazu berufen fühlen, anderen Menschen zu helfen, die in ihrem Leben weniger Erfolg oder Glück hatten. Sie widmen aus Dankbarkeit über das eigene Wohlbefinden einen Teil ihrer ansonsten oft so durchgetakteten Zeit Hilfsbedürftigen. Denn bei den Malteserrittern handelt es sich nicht um einen bloßen Spendenklub. Es wird mit angepackt, in Flüchtlingsunterkünften, Krankenhäusern oder eben in Ferienlagern für notleidende Kinder wie im Libanon.
Dass sich manchmal das Gutsein in vertrauter Runde mit der Anbahnung privater Geschäfte kommerziell verwebt, eben weil man sich unter Rittersleuten so gut kennt und schätzt und hilft, darüber kann angesichts der außerordentlichen humanitären Hilfsleistung getrost der Mantel der Nächstenliebe gedeckt werden.
Apropos Ritter – einen galt es auf Schloss Ehreshoven besonders zu würdigen: Reinhard Zinkann. Der langjährige Chef des westfälischen Hausgeräteherstellers Miele wird, die Hauptspeise ist gerade beendet, für „sein dauerhaft humanitäres Engagement im Libanon“ mit dem großen Offizierskreuz geehrt. Zinkann, natürlich im Frack, bedankt sich, während das (natürlich) männliche Schlosspersonal mit weißen Handschuhen französischen Rotwein nachschenkt, für die Auszeichnung mit einer Rede, in der er auf seine Besuche im Nahen Osten zurückblickt. Auf das, was dort schon erreicht werden konnte und was noch zu tun bleibt. Er mahnt und ermuntert: „Wir alle müssen weiter für das Wohl der Gesellschaft Sorge tragen.“
Sehnsucht nach einer besseren Welt
Dass sich rituelle Gemeinschaften wie die Malteser einer wachsenden Beliebtheit erfreuen, hängt Experten zufolge damit zusammen, dass in sozial erschöpften, unübersichtlichen und komplexen Gesellschaften Orden oft kulturelle Positionen besetzen. „Sie stellen einen stabilen Orientierungsrahmen her, befriedigen die Sehnsucht nach Ordnung und Zugehörigkeit und liefern über alte Rituale hinweg eine Art gefühlte Vergangenheit“, erklärt Stefan Selke, Professor für Soziologie an der Hochschule Furtwangen. „Orden sind Allassotopien, das heißt, sie ermöglichen konkrete Erfahrungen der Veränderung, und zwar von sich selbst und der Welt. Sie befriedigen die Sehnsucht nach einer besseren Welt, die gerade nicht in unerreichbare Utopien ausgelagert wird, und sie ermöglichen Verständigung über gesellschaftliche Orientierungsziele.“
Tatsächlich hat sich bei den Maltesern hinter der angestrengten Fassade ein ebenso zukunftsweisendes wie außergewöhnliches Netzwerk entwickelt. Gerade die deutsche Sektion ist in den vergangenen Jahren zu einem Bund der besonderen Art gewachsen. Und es ist längst nicht mehr ausschließlich der katholische Adel, der den Orden prägt. Es sind leibhaftige Unternehmer wie Zinkann, Klett und Loh, die (im Libanon) mit anpacken. Und sich außerdem regelmäßig treffen, um das bereits erwähnte Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken.

Mitglieder des Ritterordens vom heiligen Grab zu Jerusalem bei der Großen Pest- und Brandprozession, einer Tradition in Münster seit 1382, als mehr als 8000 Einwohner der Pest zum Opfer fiel.
Spiritus Rector dieses antiquierten wie modernen Netzwerks ist Erich Georg Prinz von Lobkowicz, seit zwölf Jahren Präsident der deutschen Assoziation. Der promovierte Philosoph, dessen Familie aus Böhmen stammt und mit der Machtübernahme der Kommunisten in der Tschechoslowakei verfolgt und enteignet wurde, lebte zunächst in den USA und später in München. Heute residiert der Prinz mit seiner Frau Christina, geborene Gräfin von Hohenthal und Bergen, und dem jüngsten der sechs Kinder in Schloss Maxlrain im oberbayerischen Landkreis Rosenheim.
Das Schloss aus dem 16. Jahrhundert mit dem extrem spitz zulaufenden Dach sieht aus wie aus einem Märchenbuch. Gäste empfängt der schlanke, groß gewachsene Burgherr gerne in der Schlosswirtschaft mit ihrem rustikalen Ambiente, das zu seinem Äußeren und seiner Art passt. Der Prinz mit der amerikanischen Staatsbürgerschaft, der an der katholischen Universität von Notre Dame im US-Bundesstaat Indiana studierte, trägt an diesem windigen Frühjahrstag eine dunkelrote Cordhose, dazu ein kariertes Hemd und eine Trachtenjacke.
Doch das konservative Erscheinungsbild trügt. Ein kräftiger Händedruck geht einher mit einem direkten Blick und einer herzlichen Art. Das Bier aus der eigenen Schlossbrauerei Maxlrain wird zum Steak serviert, als Beilagen reicht der Prinz klare Aussagen und unorthodoxe Überzeugungen. Er ist gläubiger Katholik und Geschäftsmann. Das Erbe der Familie seiner Frau mehrte er nicht nur mit der schlosseigenen Brauerei, sondern auch durch Immobiliengeschäfte. Die Familie sah dieses Finanzgebaren zunächst zunächst kritisch, ließ sich aber vom zupackenden Erfolg der vergangenen Jahrzehnte überzeugen.
Auch in der Flüchtlingskrise beließ es Lobkowicz nicht bei Sonntagsreden. Er handelte. So brachte er im familieneigenen Forsthaus und im Arbeiterhaus in Maxlrain mehrere Familien aus Afrika und dem Nahen Osten unter. Und stellte sich damit indirekt auch gegen die in Bayern regierende CSU, die in der Flüchtlingsfrage oft weniger christlich argumentiert, als es der Parteiname verspricht.
„Es gab Anfeindungen gegen die Aufnahme von Flüchtlingsfamilien“, berichtet der Prinz, „auch aus den Reihen der CSU.“ Deren Mitglied er übrigens ist. Seine Einstellung: „Das muss man aushalten und sich weiter von seinen christlichen Überzeugungen leiten lassen.“
Den Malteserorden kennt Lobkowicz schon seit seiner frühesten Kindheit. Sein Vater war Mitglied, hielt sich aber weitgehend von ihm fern. Damals glich der Orden in vielem einer adeligen Honoratiorenvereinigung. Der junge Lobkowicz wollte sich selbst ein Bild machen und fuhr mit 18 Jahren zum ersten Mal mit dem Orden nach Lourdes. Die Wallfahrt wird für ihn zu einer Art Erweckungserlebnis. Seither pilgert er jedes Jahr im Mai in die französischen Pyrenäen.
Von 1994 bis 2007 war er Diözesanleiter des Malteser Hilfsdienstes in München und Freising. Seit 2002 ist er zudem Vorsitzender des Aufsichtsrats der Malteser Deutschland gGmbH, in der die Krankenhäuser, Altenheime, Flüchtlingseinrichtungen, Schulen und der bundesweit tätige Maltester Hilfsdienst organisiert sind, sowie seit 2005 Präsident der deutschen Assoziation des Ordens.
Als Oberhaupt der deutschen Malteser sucht er im Schulterschluss mit den Deutschen Bischöfen bei vielen strittigen Themen wie der Empfängnisverhütung oder der Sterbehilfe eine lebensnahe und lebensbejahende Position. Was ihm auch Kritik erzkonservativer Kreise einträgt. Eine Vertreterin des katholischen Adels, die selbst Jahr für Jahr mit behinderten Kindern nach Lourdes fährt, sagt: „Diese Haltung entspricht nicht den Leitlinien der katholischen Lehre.“
„Orden laufen der Idee einer offenen Gesellschaft zuwider“
Lobkowicz verteidigt sich. Die in der katholischen Kirche bis weit in das vergangene Jahrhundert praktizierte Ächtung unehelicher Kinder lehnt er nicht nur kategorisch ab. Sie regt ihn auf. Um das zu unterstreichen, ist er sich nicht zu fein, eine Art weltlichen Adligen zu zitieren, Kaiser Franz Beckenbauer, der einmal, auf sein drittes, uneheliches Kind angesprochen, trotzig geantwortet haben soll: „Der liebe Gott liebt jedes Kind.“ Dem ist aus Lobkowicz’ Sicht nichts hinzufügen.
Mit seiner zupackenden Art hat Lobkowicz den Malteserorden in Deutschland modernisiert und gesellschaftlich breiter aufgestellt und so für neue Mitglieder und Förderer auch in den großen Familienunternehmen und Konzernen der Republik attraktiv gemacht. Und auch in der eigenen Familie gibt es diesbezüglich keine Nachwuchssorgen. Sein erstgeborener Sohn, hauptberuflich Berater bei McKinsey, engagierte sich bereits ehrenamtlich im Libanonprojekt. Seine Tochter Anna leitet hauptamtlich das Flüchtlingsbüro in Bayern.
Anders als bei vielen kirchliche Einrichtungen oder auf dem Ehrenamt beruhenden Gemein‧schaften wächst die Zahl der Malteser stetig an. In den Werken der Malteser, also in den Krankenhäusern, Schulen und Pflegeheimen, sind rund 30.000 Menschen beschäftigt. Sie erfahren Unterstützung von mehr als 50.000 meist ehrenamtlichen Helfern. Insgesamt wird in den Institutionen der Malteser jedes Jahr mehr als eine Milliarde Euro umgesetzt.
Dieser Erfolg respektive Zuspruch findet aber auch seine Kritiker. So erklärt der Soziologe Selke: „Man muss bei Orden und ähnlichen Einrichtungen strikt zwischen Vorder- und Hinterbühne unterscheiden. Auf der Vorderbühne mag das gesellschaftliche Engagement besonders sichtbar sein und betont werden.
Auf der Hinterbühne geht es um Vernetzung und die Allokation von Ressourcen. In einfachen Worten: Orden sind eine Art geschlossener Marktplatz der Möglichkeiten. Sie laufen damit der Idee einer offenen Gesellschaft zuwider, indem sie klare und meist auch restriktive Selektions- und Aufnahmeregeln haben.“
Tatsächlich gibt es in Deutschland 700 Mitglieder, davon 350 Ordensritter, 250 Ordensdamen und rund 100 Geistliche. Mitglied kann nur werden, wer über Jahre tatkräftig geholfen hat und nur auf Vorschlag und Empfehlung eines aktiven Mitglieds. Zuletzt wurden Thyssen-Krupp-Vorstand Donatus Kaufmann und der Banker Maximilian Graf von Oppersdorff in den Ritterstand erhoben. Und Christa von Siemens, die auch im Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem (siehe Kasten) mitarbeitet, wurde zur Ordensdame ernannt.
Dass sich die Malteser langsam, aber stetig auch personell erneuern, daran arbeitet Nicolas Graf von Rosty-Forgách mit. Der Adlige empfängt in einer lichtdurchfluteten Büroetage in der Frankfurter Innenstadt. Graf Rosty hat Karriere in der deutschen Industrie gemacht und lebt inzwischen hauptberuflich von seinen guten Kontakten.
Der promovierte Jurist startete einst bei Thyssen-Krupp in Düsseldorf und Mexiko-City und wurde dann Partner bei der in Deutschland führenden Personalberatung Egon Zehnder. Im Anschluss war er bei Siemens unter Vorstandschef Peter Löscher sechs Jahre für die Führungskräfteentwicklung und den Kulturwandel des Münchener Konzerns verantwortlich. Seit 2015 ist er nun Deutschland-Primus der Personalberatung Spencer Stuart und will seinen neuen Arbeitgeber auf Augenhöhe zum Konkurrenten für Egon Zehnder entwickeln. Rosty befindet sich diesbezüglich auf einem guten Weg, ist doch der Umsatz in den vergangenen Jahren hierzulande jeweils zweistellig gewachsen.
Strategisches Denken ist dem adeligen Manager nicht fremd. Davon profitieren seit zehn Jahren auch die Malteser. Ihn treibe dabei seine christliche Grundüberzeugung an und der Wille, etwas für die Gesellschaft zu tun, erklärt Rosty. Seit vergangenem Jahr organisiert er deshalb gemeinsam mit Miele-Chef Zinkann das Spendensammeln für die Libanon-Stiftung, dessen Höhepunkt das Herrenessen auf Schloss Ehreshoven ist. „Graf Rosty und Zinkann ist es zu verdanken, dass der Spenderkreis heute wesentlich mehr Vertreter aus der Wirtschaft als aus Politik und Militär hat“, lobt ein Teilnehmer.
Entsprechend sei auch das Spendenaufkommen gewachsen. Inzwischen finden sich in der Liste der Spender immer mehr bekannte Namen aus der deutschen Wirtschaft, etwa der einstige Hexal-Inhaber Andreas Strüngmann und Jürgen Großmann, ehemaliger RWE-Chef und Eigentümer der Georgsmarienhütte. Auch große Unternehmen spenden, wie Daimler, KPMG, Melitta, die Privatbankiers von Merck Finck & Co, der Softwareanbieter SAP, die Brauerei Krombacher und der Küchengerätehersteller WMF.
Miele-Chef Reinhard Zinkann will Gutes tun – und nicht darüber sprechen
Doch was geschieht eigentlich mit all diesen Zuwendungen? Zuletzt wurde von den Spenden vor allem das Ferienheim „Al Fadi“ nahe der libanesischen Ortschaft Faraya gründlich renoviert, insbesondere die Sanitär- und Küchenbereiche mussten erneuert werden. Außerdem sollte die Kapazität erhöht werden, um noch mehr behinderten Jugendlichen einen Ferienaufenthalt zu ermöglichen. Und: Die Hilfe soll nach Möglichkeit nicht mit den Sommercamps enden. Die Spenden werden auch eingesetzt, um die Lage von behinderten Kindern im Libanon ganz generell zu verbessern, indem Rollstühle oder dringend notwendige Operationen bezahlt werden.




Rund 4000 Kilometer nordwestlich von Beirut entfernt strebt das Herrenessen in Ehreshoven weit nach Mitternacht im Zigarrenzimmer seinem Ende entgegen. Und es bleibt viel mehr übrig als kalter Rauch. Wie zu hören ist, haben die Malteser dem frisch geehrten Ordensritter Zinkann inzwischen wohl 750.000 Euro an Spenden zu verdanken.
Eine Zahl, die er weder bestätigt noch dementiert. Wie er überhaupt nicht weiter über sein Engagement im Allgemeinen für die Malteser und das Projekt im Libanon im Besonderen sprechen möchte. Er lässt ausrichten, dass das eine „sehr persönliche Angelegenheit“ sei.






