Auktionen in New York Sotheby's und Christie's wollen auch die Top-Lose online versteigern

Top-Los bei Sotheby’s ist das großformatige Triptychon „Inspired by the Oresteia of Aeschylus” (1981), das vom privaten Osloer Astrup Fearnley Museum verkauft wird. Erwartet werden mindestens 60 Millionen Dollar (Ausschnitt).
New York Die wichtigen New Yorker Frühjahrsauktionen, die für gewöhnlich viele hundert Marktteilnehmer aus aller Welt anziehen, mussten im Mai wegen Covid-19 abgesagt werden. Jetzt machten Sotheby’s und Christie’s alternative Pläne bekannt.
Die überraschend erfolgreichen Online-Versteigerungen der letzten beiden Monate eröffneten ihnen ganz neue Möglichkeiten. „Seit Anfang März sahen wir bei den Online-only-Auktionen im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerungsrate von 500 Prozent”, bilanziert Sotheby’s CEO Charles Stewart in einer Online-Pressekonferenz am vergangenen Freitag. „Unsere abgehaltenen 71 Auktionen spielten 127 Millionen Dollar ein”, so Stewart weiter. Mit Hilfe neuester Technologie will Sotheby’s am 29. Juni nun auch Top-Lose von den Impressionisten bis zu Zeitgenossen versteigern.
Nur über ihre diversen Screens können Sammler am 29. Juni ab 18:30 Uhr New Yorker Zeit den in London ansässigen Auktionator Oliver Barker beobachten. Erstmals wird Sotheby’s Senior Director und Chairman Europa in einem extra zu diesem Zweck eingerichteten Londoner Studio über eine ganze Wand von Bildschirmen Telefongebote seiner internationalen Kollegen und Online-Gebote von Kunden entgegennehmen. Der riesige Auktionssaal in New York bleibt dagegen leer. Wer vorbesichtigen möchte, kann das ab dem 8. Juni nach Vereinbarung und mit Corona-Auflagen tun.
Wieder einmal beansprucht Francis Bacon die Topposition bei Sotheby’s. Sein großformatiges Triptychon „Inspired by the Oresteia of Aeschylus” (1981) wird vom privaten Osloer Astrup Fearnley Museum verkauft. Mindestens 60 Millionen Dollar sollen zu Gunsten der Hans Rasmus Astrup Foundation erlöst werden.
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Sotheby’s konnte aber vor allem einige wichtige große Nachlässe gewinnen. Die Galeristin Ginny Williams aus Denver etwa konzentrierte sich seit den 1970er-Jahren weitblickend auf Werke zeitgenössischer Künstlerinnen. Sie trug so die größte Sammlung von Frühwerken ihrer engen Freundin Louise Bourgeois zusammen. Aber auch die derzeit so hoch bewertete Joan Mitchell ist bei ihr gut vertreten. Das gestische Großformat “Straw” (1976) soll mindestens fünf Millionen Dollar einbringen.
Versteigerung quer durch vier Zeitzonen
Lateinamerikanische Surrealisten haben ebenfalls einen großen Auftritt. Das farbenfrohe Ölbild „Omi Obini” des Kubaners Wifredo Lam schickt sich an, mit seiner Taxe von 8 bis 12 Millionen Dollar den Rekord für einen Künstler Südamerikas zu erneuern.
Konkurrent Christie’s hatte bereits vor zwei Wochen für den 10. Juli die Auktion „One: A Global Sale of the 20th Century” angekündigt: Für Kunst von den Impressionisten bis zum Design von heute ist eine Art Stafettenlauf durch vier Zeitzonen geplant, beginnend 20 Uhr Ortszeit in Hongkong, über Paris, London, bis nach New York.
Bei Christie’s stellt wieder mal Pablo Picasso eines der Spitzenlose. „Les Femmes d‘Algers (Version F)” soll um 25 Millionen Dollar kosten. Die Version „O“ hatte 179 Millionen Dollar im Jahr 2015 gebracht. Der späte Akt „Nude with Joyous Painting” liegt geschätzt bei rund 30 Millionen Dollar. Mitbewerber Phillips will dagegen am 2. Juli live in New York versteigern.
Mehr: Online only-Auktionen: Altmeister finden im Internet reißenden Absatz
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.