Downton Abbey: „ZDF versenkt grandiose Serie - mal wieder“

Maggie Smith Gräfin Grantham in der britischen Erfolgsserie „Downton Abbey“: Zweifellos lebt die Serie auch von der Detailverliebtheit, mit der britische Traditionen gepflegt werden.
Düsseldorf. Michelle Obama, William und Kate, Mick Jagger und Katy Perry haben zwei Dinge gemeinsam: Sie zählen zur weltweiten Fan-Gemeinde der britischen Erfolgsserie „Downton Abbey“. Und sie können ab November schon die fünfte Staffel sehen. Bei uns startete am Samstag die dritte Fortsetzung erstmals im Free-TV.
Doch der Auftakt war schlecht mit einer mageren Quote. Und viele Fans schimpften, nicht über die Serie an sich, sondern über das ZDF. Denn der Sender hat die preisgekrönte Serie vom Vorabendprogramm auf den Nachmittag verbannt.
Nur 710.000 Zuschauer hätten die Perle im ZDF-Programm gefunden, schrieb Marcel Pohlig auf der Internetseite www.dwdl.de. Damit habe "Downton Abbey" ein neues Tief aufgestellt. Gestartet war die Serie vor knapp zwei Jahren im ZDF noch mit über zwei Millionen Zuschauern. Bei der letzten Folge in der vergangenen Weihnachtszeit waren auch noch 1,60 Millionen Zuschauer dabei - allerdings sehr wenige junge Zuschauer.
Im Internet schimpften die Downton-Abbey-Fans über das ZDF. "Selten dämlicher Sendeplatz. Also: Aufnehmen und Weihnachten alles hintereinander schauen", lautete ein Kommentar. Ein anderer Fan schrieb: "Und nun versendet das @ZDF #DowntonAbbey zur Mittagszeit. Diese Top Serie gehört in die PrimeTime."
Da konnte Taz-Autor Jens Mayer nur zustimmen. "Das ZDF versenkt die dritte Staffel der grandiosen Serie „Downton Abbey“ auf einem schlechten Sendeplatz. Mal wieder", stellte er fest. Das ganze hat aus seiner Sicht System im Zweiten.
Vor 13 Jahren sei die bahnbrechende Mafia-Familienserie „Die Sopranos“ im ZDF untergegangen. Seitdem sei das Verhältnis des Senders zu den Produktionen der US-amerikanischen Pay-TV- und Kabelsender nachhaltig gestört. Abseits von Krimiformaten gebe es dort für Fans international gefeierter Serien wenig zu sehen.
Auch zum Auftakt der dritten Staffel am Samstag erlebten die Adelsfamilie Grantham/Crawley und ihre Dienerschar wieder Intrigen, Dramen und eine Überdosis Tradition in den 1920er Jahren. Warum das ZDF die britische Erfolgsserie dabei auf den frühen Samstagnachmittag verbannt hat?
Gegenüber der Taz begründete der Sender dies so: „Leider fand dieses besondere Qualitätsprogramm beim Zuschauer gegen starke Feiertagskonkurrenz in der zweiten Staffel nicht mehr den Anklang, den wir uns gewünscht hatten“, erklärte das ZDF.
Einen etablierten Sendeplatz für derartige Kaufserien gebe es im ZDF derzeit nicht. "Deshalb wurde entschieden, die Serie wöchentlich auf dem Samstagmittag-Sendeplatz zu zeigen, wo es nach unserer Erfahrung eine klare Seherwartung für emotionale Stoffe und Familiengeschichten gibt.“
Was ist das Erfolgsgeheimnis von „Downton Abbey“? „Wenn ich das Erfolgsgeheimnis wüsste, würde ich es in Flaschen abfüllen und verkaufen“, soll Autor Julian Fellowes gesagt haben. Fakt ist: Er hat wohl sehr viel richtig gemacht, denn 120 Millionen Zuschauer verfolgen weltweit die Geschehnisse auf Highclere Castle (so heißt das Schloss in Wirklichkeit).
Dessen Bewohner leben zumindest zu Beginn der Serie noch in einer überschaubaren Welt, in der jeder seinen festen Platz und klar umrissene Aufgaben hat. Das lässt auch den Zuschauern Raum, sich für kurze Zeit in eine vermeintlich bessere Epoche zu flüchten.
Mit dem Lineal vermessene Tradition
Zweifellos lebt die Serie auch von der Detailverliebtheit, mit der britische Traditionen gepflegt werden - gleich zu Beginn beispielsweise, wenn der Butler den Abstand des Bestecks mit dem Lineal kontrolliert. Und natürlich die Kleider! Unvorstellbar, dass eine der Ladies nicht im Abendkleid zum Dinner erschiene.
Auch Michelle Dockery, die Lady Mary spielt, weiß die authentische Garderobe zu schätzen: „Natürlich sind Frauen heute viel freier, aber wir haben damit ein Stück Weiblichkeit verloren.“ Doch mit dem ersten Weltkrieg zerbricht die Klassengesellschaft. In ihrem Mikrokosmos sehen sich Herrschaft und Dienerschar gleichermaßen vor schwierige Aufgaben gestellt. Jeder muss sich nun einen neuen Platz im Leben suchen.
„Mir gefällt die Symmetrie an der Serie. Egal ob arm oder reich, das Glück lässt sich nicht kaufen“, bringt es Rob James-Collier auf den Punkt. Er spielt den intriganten Diener Thomas Barrow, der um jeden Preis nach oben will.
Doch der smarte Schauspieler sieht seine Rolle gar nicht so negativ. „Thomas ist nicht gemein, er wird nur missverstanden“, grinst er verschmitzt in einem Interview. James-Collier mimt den Antagonisten, einen gerissenen Einzelgänger, den niemand mag.
In der dritten Staffel wird Thomas Homosexualität zum Thema. „Vor hundert Jahren war es nicht nur illegal schwul zu sein, es war auch gegen Gott und konnte mit dem Gefängnis bestraft werden“, erklärt der Darsteller. „Kein Wunder, dass sich Thomas zu einer schlechten Laune der Natur entwickelt, als die ihn alle sowieso schon sehen.“
Innere Konflikte durchlebt auch sein Serienkollege Allan Leech, der den früheren Chauffeur Tom Branson spielt. Nach seiner Heirat mit Lady Sybil gehört er plötzlich zur Familie des Klassenfeinds, den er doch eigentlich bekämpfen wollte. Wie wird er es schaffen ein guter Ehemann zu sein und seinen politischen Ansichten treu zu bleiben?
Eine Hochzeit und zwei Todesfälle
Es gibt auch erfreuliche Ereignisse in der dritten Staffel. Dazu zählt die Hochzeit der ältesten Tochter Mary mit ihrem entfernten Verwandten Matthew. Nach dieser Verbindung haben alle Romantiker gelechzt – zumal sie den angenehmen Nebeneffekt hat, dass „Downton Abbey“ in Familienbesitz bleiben darf. Denn nur ein männlicher Nachfahre ist erbberechtigt.
Bevor es aber zu heimelig wird, schlägt das Schicksal zu. So viel sei verraten: Nicht alle Seriencharaktere werden die dritte Staffel überleben. Es heißt also, Taschentücher bereit zu halten. Gerüchteweise hat nach manchen Drehtagen selbst die Crew ein paar Tränen verdrückt. Ein leidiges Thema bleiben auch die finanziellen Sorgen, denn so ein Schloss hat seine Kosten.
Da kommt die reiche Großmutter aus Amerika gerade recht. Shirley MacLaine gibt ein Gastspiel als Grandma Martha Levinson. Amüsant werden ihre Begegnungen mit der zweiten Großmutter, gespielt von Maggie Smith.
Mit den beiden Oscar-Preisträgerinnen treffen nicht zur zwei gut aufgelegte Diven, sondern auch zwei Welten aufeinander: England und Amerika, Landadel und Geldadel. Auch in den Drehpausen soll es hoch hergegangen sein, wenn Shirley MacLaine das Ensemble mit Anekdoten aus Hollywood unterhielt.
In England und Amerika läuft im November die fünfte Staffel an. Wie es danach weitergeht, dürfen die Schauspieler nicht verraten. Angeblich wissen sie selbst noch nicht, ob sie den Serientod sterben. Wäre ja auch zu blöd, die Spannung jetzt schon rauszunehmen.
Eins ist aber schon klar, wie in dieser Woche bekannt wurde. Hollywood-Star George Clooney (53) übernimmt eine Gastrolle in der britischen Erfolgsserie. Der Oscar-Preisträger wird in einer Mini-Folge auftreten, die im Dezember als Teil einer Charity-Show des britischen Senders ITV ausgestrahlt wird.
Details zur Handlung und welche Stars noch zu sehen sein werden, teilte ITV nicht mit. Clooney soll mit seiner Verlobten Amal Alamuddin (36) im Frühjahr auf Highclere Castle, dem Drehort der Serie, gesichtet worden sein. Mit Hugh Bonneville, der in „Downton Abbey“ den Schlossherrn spielt, hat Clooney schon im Film „The Monument Men“ zusammengearbeitet.








