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  4. Für die kleineren New Yorker Galerien wird die Pandemie zur Katastrophe

Galerien in New YorkDie Pandemie wird zur Existenzfrage

Einer Studie zufolge erleiden Galerien in den USA im zweiten Halbjahr einen Verdienstausfall von 73 Prozent. Hart trifft es vor allem die kleineren Unternehmen.Barbara Kutscher 02.07.2020 - 15:36 Uhr

Vor der Schließung der Marlborough Gallery in New York.

Foto: action press

New York. Ende Juni fiel endlich der Startschuss für die Wiedereröffnung der Galerieszene in New York. Aber nicht alle Händler haben es eilig, Besucher wieder in ihre Räume zu bitten. Barbara Gladstone, die drei Standorte in der Stadt betreibt, setzt fürs Erste weiterhin auf virtuelle Präsenz. Auch Luxembourg & Dayan möchten erst einmal die Entwicklungen in der Stadt abwarten. Gagosians vier New Yorker Niederlassungen bleiben ebenso bis auf Weiteres geschlossen. „Gagosian freut sich darauf, sobald es unbedenklich ist, wieder Ausstellungen zu eröffnen“, heißt es. Laut einer Sprecherin könnte es durchaus im Herbst so weit sein.

Die großen Galerien können es sich leisten, geschlossen zu bleiben. Sie verlassen sich auf ihre digitalen Verkaufskanäle, in die sie früh und kräftig investierten. David Zwirner schätzte Mitte Mai, dass die Viewing Rooms in diesem Jahr zum ersten Mal 20 Prozent seines Geschäftsvolumens einfahren könnten. 

Vor allem für kleinere Galerien wird die Pandemie zur Existenzfrage. Viele von ihnen beeilten sich, ihre Tore wieder zu öffnen. Einige Studien, kurz nach dem Lockdown Mitte März durchgeführt, beleuchten die potenziell katastrophalen Folgen für die Branche.

Eine Umfrage der Art Dealers Association of America (ADAA, erhoben zwischen 15. April und 4. Mai) unter 168 US-Galerien prognostizierte für das zweite Quartal einen Verdienstausfall von 73 Prozent. Und das, nachdem bereits Corona-bedingt im ersten Quartal 2020 ein Verlust von 31 Prozent verkraftet werden musste. Von mehr als 1035 Vollzeitangestellten vor dem 13. März konnten 85 Prozent ihre Jobs behalten, aber von 521 freien Mitarbeitern standen 74 Prozent schnell auf der Straße.

„Dieser verheerende Verdienstausfall wird sich unzweifelhaft über die nächsten zwölf bis 18 Monate auf diese kleinen Unternehmen und die weitere Industrie auswirken, wenn nicht noch länger. Es ist noch ungewiss, wie lange diese Verluste dauern werden“, kommentierte Händler Andrew Schoelkopf, derzeit ADAA-Präsident.

Die Zahlen stimmen mit einer Mitte April an der Universität Maastricht durchgeführten, international angelegten Untersuchung überein, die „Art Newspaper“ veröffentlichte. Geschätzt wird, dass weltweit fast 34 Prozent der Galerien damit rechnen, die Krise nicht zu überleben. Das betrifft vor allem kleine Unternehmen mit weniger als neun Angestellten. Vor einer Schließungswelle warnt auch die Bank of America im aktuellen Art Market Update. Die Umsätze der von ihr befragten Galerien seien sogar um 80 Prozent gefallen. 

Vor einer Schließungswelle warnt auch die Bank of America im aktuellen Art Market Update. Die Umsätze der von ihr befragten Galerien fielen sogar um 80 Prozent.

Foto: AP Foto: Steven Senne

Die New Yorker Galeristin Lesley Heller kapitulierte als eine der Ersten Ende April. Sie war seit 1994 im Geschäft. Schließungen von Galerien sind allerdings nichts Neues. Es gab sie auch schon vor Corona. Im Januar gab etwa Margaret Liu Clinton auf. Sie hatte zuletzt gemeinsam mit Leo Koenig eine Galerie in Brooklyn betrieben. „Wir befinden uns in einem perfekten Sturm mit einem sich rasant wandelnden Ökosystem“, erklärte sie dem Nachrichtendienst Artnet News. Und sie sei überzeugt, dass das gegenwärtige Modell neu überdacht werden muss.

Nur am Rande kann die Pandemie für das Aus der New Yorker Niederlassung von Marlborough verantwortlich gemacht werden. Es wurde von den Verwaltern des Familienvermögens Lloyd Family Trusts verfügt, gerade als sich Anteilseigner Pierre Levai, 83-jähriger Neffe des Gründers Frank Lloyd, von seiner Corona-Infektion erholte.

Erste Galerie mit internationalem Netzwerk

1946 von zwei österreichischen Immigranten in London gegründet und seit 1963 auch in New York präsent, war Marlborough die erste Mega-Galerie mit internationalem Netzwerk. „Es ist das weltweit größte und erfolgreichste kommerzielle Unternehmen, das mit moderner Kunst handelt“, schrieb die „New York Times“ im Jahr 1973.

Max Levai hatte im vergangenen Jahr seinen Vater Pierre als Präsident der New Yorker Niederlassung abgelöst und sogleich ein zeitgenössisches Programm in den Vordergrund gestellt. „Es ist ein bedauernswertes Ende, denn Dinge liefen gut, und es gab so viele Pläne für die Zukunft. Meine Priorität ist, unsere Künstler und ihre Arbeit zu schützen“, sagt der 32-Jährige, der keine Anteile am Trust hält. 

Levai eröffnete gerade sein Projekt „Alone Gallery“ in einem der exklusiven Badeorte der Hamptons. Viele Sammler suchen hier Zuflucht vor der Pandemie, nicht nur der Immobilienmarkt brummt. Nun mietet hier eine ganze Reihe New Yorker Tophändlern wie Pace, Skarstedt, van de Weghe und Hauser & Wirth Räume an. Und auch Sotheby’s bietet in einem Pop-up-Shop Kunst nebst Luxusartikeln feil.

Mehr: Art Basel: Wie Galeristen den Ausfall der Messe kompensieren

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