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Galerienstudie 2025Regulierungswut frisst schmale Margen

Die Umsätze der Berliner Galerien sind gegenüber 2020 deutlich gesunken. Gleichzeitig steigt die bürokratische Last. Ein Blick auf erste Ergebnisse der Galerienstudie 2025 des Instituts für Strategieentwicklung.Christiane Fricke 02.05.2025 - 15:17 Uhr Artikel anhören
Hergen Wöbken ist Geschäftsführer und Gründer des Instituts für Strategieentwicklung (IFSE). Foto: Jeanne Degraa

Bonn. Vier Wochen nach Aussendung der Fragebögen für die bundesweite „Galerienstudie 2025“ hat das Institut für Strategieentwicklung (IFSE) gemeinsam mit dem Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler (BVDG) erste Ergebnisse der Erhebung vorgestellt. Möglich machen es bereits vorliegende Antworten von 50 Berliner Galerien. Insgesamt verzeichnet IFSE-Geschäftsführer und -Gründer Hergen Wöbken eine hohe Rücklaufquote von knapp 150 Teilnehmern deutschlandweit. Angeschrieben wurden bis zu 600 der geschätzt 700 Kunstgalerien in Deutschland, die mit Gewinnerzielungsabsicht am Markt sind. Mit der kompletten Auswertung will der Strategieberater Anfang September an die Öffentlichkeit gehen.

Anlass zur Sorge liefert insbesondere die gegenüber 2020 deutlich rückläufige Entwicklung der Umsätze. Sie ist laut Wöbken nicht nur „als eine verspätete Folge der Coronapandemie zu interpretieren“. Auch Kriege, etwa in der Ukraine und im Nahen Osten, sowie Umweltkatastrophen haben der Kauflust einen Dämpfer gegeben.

Gleichzeitig kämpfen kleine und mittlere Galerien mit der zunehmenden Bürokratie. An erster Stelle nennen die Betroffenen das Geldwäschegesetz (GwG) und die Künstlersozialabgabe. Sie steigt von Jahr zu Jahr und muss selbst für ausländische, in Deutschland nicht sozialversicherte Künstler bezahlt werden. Vor allem diese beiden Regelungen sind „für den bürokratischen Mehraufwand, die Unsicherheit in der praktischen Umsetzung und die wirtschaftliche Planbarkeit“ verantwortlich, heißt es in dem Vorabpapier.

Wie der Strategieberater auf Nachfrage verdeutlicht, beklagt die Mehrheit der befragten Galerien, „dass sie weder über die personellen noch die finanziellen Ressourcen verfügen, um die Vorgaben rechts- und datensicher umzusetzen“. Dazu gehören ab einem Transaktionswert von 10.000 Euro umfangreiche Pflichten zur Identifikation von Kunden, zur Dokumentation und zur Aufbewahrung personenbezogener Daten.

Von der Politik wünschen sich die Galerien denn auch die Anhebung der Schwelle auf 25.000 Euro, die Einführung einer Bagatellgrenze für Kommissionsgeschäfte und eine praxisnähere Definition des Begriffs „wirtschaftlich Berechtigte“. Die oft komplizierte Konstruktion von Unternehmen oder Stiftungen macht es schwierig, zu ermitteln, wer die Kontrolle über das Kapital oder die Ausgaben besitzt.

Auf dem Wunschzettel an den Gesetzgeber steht laut Wöbken zuoberst auch die alte Forderung, die Mehrwertsteuer auf Fotografie auf sieben Prozent zu senken, analog zur Behandlung anderer Gattungen bildender Kunst. Fotografie als etablierte künstlerische Ausdrucksform werde steuerlich weiterhin als Reproduktionsmedium behandelt. Dies sei, so eine befragte Galerie, „ökonomisch realitätsfern und künstlerisch überholt“.

Am Ende müsste grundsätzlich eine bessere strukturelle Förderung von Galerien an die Politik herangetragen werden. Wie ist etwa zu erklären, dass der Bund inhabergeführte Buchhandlungen fördert, die kleinteilig organisierten, überwiegend mittelständisch geprägten Galerien aber nicht, fragt Birgit Maria Sturm, Geschäftsführerin des BVDG. Mit fast einer Million Besuchern, die 2024 zu einer Vernissage kamen, sind sie im Prinzip das „Ausstellungshaus“ der Stadt. Doch trotz dieser beeindruckenden Reichweite würden Galerien nahezu ohne öffentliche Förderung betrieben. Und das bei schmaler gewordenen Margen, die weit entfernt sind von den Margen der Luxusanbieter.

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„Der wirtschaftliche und kulturelle Beitrag der Berliner Galerien steht in einem immer stärkeren Missverhältnis zur politischen und administrativen Realität, in der sie operieren“, resümiert Hergen Wöbken auf Nachfrage. Dies gilt für die gesamte, mehrheitlich aus kleinen und mittleren Galerien zusammengesetzte Branche. Wünschenswert wäre deshalb, für solche pragmatischen Fragen von Handhabbarkeit und Angemessenheit wieder einen intimen Branchenkenner als Ansprechpartner des jeweils zuständigen Wirtschafts-, Finanz- oder Justizministeriums zu installieren. Dies steht nicht im Koalitionsvertrag. Es wäre ein Wunsch an den neuen Kulturstaatsminister Wolfram Weimer.

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