1. Startseite
  2. Arts und Style
  3. Kunstmarkt
  4. Grünes Gewölbe in Dresden: Die unbezahlbaren Geheimnisse der gestohlenen Kulturschätze

Grünes GewölbeDiese unbezahlbaren Stücke haben die Kunstdiebe in Dresden erbeutet

Beim Diebstahl aus den Dresdener Schatzkammern kamen Schmuckstücke abhanden, die allesamt historische Unikate sind. Schöpfer waren die berühmtesten Juweliere ihrer Epoche.Christiane Fricke 29.11.2019 - 17:16 Uhr aktualisiert

Düsseldorf.

Die drei berühmten Juwelengarnituren aus dem Grünen Gewölbe in Dresden mögen zwar nicht komplett gestohlen worden sein. Aber schon der Verlust eines Teils der Stücke gleicht einer kulturgeschichtlichen Katastrophe, denn es handelt sich um Unikate, die einst der sächsischen Krone gehörten. Sie waren als Prunkdekoration gedacht, wurden öffentlich präsentiert und von Kurfürst August dem Starken und seiner Gemahlin persönlich getragen.

Ihre Einmaligkeit verdanken die Schmuck-Ensembles einem brennenden Ehrgeiz, denn die Potentaten der damaligen Zeit standen in einem ganz besonderen Wettstreit miteinander. Mit keinem Geringeren als dem französischen König Ludwig XIV. wetteiferte August der Starke, der das Grüne Gewölbe zwischen 1723 und 1730 als seine persönliche Schatzkammer ausgestalten ließ. Mit Erfolg. „Er war unschlagbar“, charakterisiert Schmuckexpertin Friederike von Truchseß den Kurfürsten.

Truchseß, die für das Kölner Auktionshaus Lempertz arbeitet, schwärmt: „Sie sind so was von perfekt erhalten.“ Bemerkenswert ist für sie außerdem, dass die Herkunft der Steine und Perlen genau überliefert wurde. Sachsens Kurfürst ließ bewusst große Steine suchen und verarbeiten – und das in allen Farben. Die Diebe hatten es jedoch nur auf die wertvollsten Ensembles mit Diamanten und Brillanten abgesehen.

Nachfolgend abgebildet sind zwölf von insgesamt 14 gestohlenen Objekten abgebildet. Außerdem die Stücke, von denen sich nachträglich herausstellte, dass sie noch da sind.

Angefertigt von August Gotthelf Globig zwischen 1782 und 1807.

Foto: Grünes Gewölbe, Staatl. Kunstsammlungen Dresden, Foto: Karpinski

Nicht geklärt ist die Frage, ob er für die Ausstattung von Mann oder Frau oder für den wahlweisen Gebrauch gemacht wurde. Seine Form könnte ein Büschel Reiherfedern andeuten. Darauf deutet die Schleife unten hin.

Aus der Diamantrosengarnitur.

Foto: Grünes Gewölbe, Staatl. Kunstsammlungen Dresden, Foto: Karpinski

Den Hutschmuck entwarfen die Hofjuweliere Christian August Globig und Sohn August Gotthelf zu einer Zeit, in der der Diamantrosenschliff längst veraltet war. Eindruck macht das Schmuckstück durch die Größe seiner Diamanten. Der Rosenschliff war bereits im 17. Jahrhundert sehr beliebt.

Ein Achselband, auch Epaulette genannt.

Foto: Grünes Gewölbe, Staatl. Kunstsammlungen Dresden, Foto: Karpinski

Vater und Sohn Globig schufen diese Achselschleife (Epaulette). Sie gehört zur Diamantrosengarnitur und zählt zu den schönsten frühklassizistischen Arbeiten am Dresdener Hof. Zentrales Motiv der Epaulette ist die Doppelschleife mit dem Hauptstein.

Aus der Diamantrosengarnitur.

Foto: Grünes Gewölbe, Staatl. Kunstsammlungen Dresden, Foto: Karpinski

Nie waren die Stücke einer Juwelengarnitur so üppig mit großen, reinen Diamanten besetzt wie bei diesem Schau-Degen aus der Diamantrosengarnitur. 2060 Brillanten verarbeitete Christian August Globig. Außerdem Silber, vergoldetes Silber, Stahl, Leder und Pergament.

Der polnische Weiße-Adler-Orden.

Foto: Grünes Gewölbe, Staatl. Kunstsammlungen Dresden, Foto: Karpinski

Dieses „Kleinod“ gehörte zu den höchsten Auszeichnungen eines solchen Ordens. Nur die Schmuckstücke des Potentaten durften mit Diamanten besetzt werden. Geschaffen wurde es von Christian August und August Gotthelf Globig aus 225 größeren und kleineren Diamanten, aus Silber, Gold und Email.

Der Bruststern des polnischen Weiße-Adler-Ordens.

Foto: Grünes Gewölbe, staatl. Kunstsammlungen Dresden, Foto: Karpinski

Der Bruststern aus der Brillantgarnitur setzt sich aus Brillanten, Rubinen, Gold und Silber zusammen. Er besitzt einen großen Mittelteil von über 20 Karat. Hergestellt wurde er von Jean Jacques Pallard in der Form eines achtspitzigen Sterns, der mit seinen 48 Hauptstrahlen aus mittelgroßen Brillanten in Spitzen aus kleinen Brillanten enden. Ein schmaler Strahl zwischen den Hauptstrahlen besteht aus sehr kleinen, funkelnden Diamanten. Aufgelegt ist das gleichschenklige Kreuz, das Ordenszeichen.

Der Königin Amalie Auguste.

Foto: Grünes Gewölbe, staatl. Kunstsammlungen Dresden, Foto: Karpinski

Christian August Globig arbeitete die Brustschleife 1782 für das Brillantschmuckensemble der Kurfürstin Amalie Auguste. Sie ist mit 51 großen und 611 kleinen Brillanten besetzt und misst eindrucksvolle 21,4 Zentimeter in der Breite.

Hergestellt von dem Juwelier Jean Jacques Pallart.

Foto: Grünes Gewölbe, Staatl. Kunstsammlungen Dresden, Foto: Karpinski

Schöpfer ist der Goldschmied Jean Jacques Pallard. Datiert ist das Schmuckstück in der Gestalt einer kleinen Palme in das Jahr 1746. Die Palmette stand nur vorübergehend auf der Liste der entwendeten Stücke. Zwischenzeitlich stellte sich heraus, dass sie noch vorhanden ist.

Das Collier besteht aus 177 sächsischen Perlen.

Foto: Grünes Gewölbe, staatl. Kunstsammlungen Dresden, Foto: Karpinski

Dieses Collier aus sächsischen Flussperlen hat sehr hohen Seltenheitswert. Die genaue Kenntnis ihrer Herkunft und Verarbeitung ist etwas Besonderes. Wir wissen, dass sie vor 1734 aus vogtländischen Gewässern gewonnen und 1805 aufgereiht wurden. Zwischenzeitlich stellte sich heraus, dass die zunächst als gestohlen gemeldete Kette doch noch da ist.

Ein Schmuckstück für das Haar in Form einer Sonne.

Foto: Grünes Gewölbe, Staatl. Kunstsammlungen Dresden, Foto: Jürgen Karpinski

Dieser Haarschmuck, gefertigt 1782 bis 1807, gehört in das Ensemble mit Brillantschmuck der Königinnen. Er hat die Form der Sonne und bezieht sich damit auf den Herrschaftsanspruch des Hauses der Wettiner. Schöpfer ist der Juwelier August Gotthelf Globig jun.. Die sogenannte Aigrette besteht aus 127 Brillanten und aus Silber.

Für das Haar in Form einer Mondsichel.

Foto: Grünes Gewölbe, Staatl. Kunstsammlungen Dresden, Foto: Karpinski

Der mondsichelförmige Kopfschmuck, auch genannt Aigrette, gehört zum Brillantschmuck der Königinnen. Er wurde jedoch nicht entwendet wie sich im Nachhinein herausstellte.

Der 12,812-Karäter gehört zur Diamantrosengarnitur.

Foto: Grünes Gewölbe, Staatl. Kunstsammlungen Dresden, Foto: Karpinski

Wahrscheinlich war der schön geschliffene Stein der erste Rockknopf einer großen Knopfreihe. Er hat eine schlichte, silberne Kastenfassung.

Das kompliziert aufgebaute Schmuckstück gehört zur Brillantgarnitur.

Foto: Grünes Gewölbe, Staatl. Kunstsammlungen Dresden, Foto: Karpinski

Drei verschiedene Goldschmiede sind an der Herstellung beteiligt. Der letzte, Jean Jacques Pallard, fügte den großen, viereckigen Brillanten hinzu.

Werkstatt Jean Jacques Pallard zwischen 1746 und 1749

Foto: Grünes Gewölbe, Staatl. Kunstsammlungen Dresden, Foto: Karpinski

Die Schließe für einen Muff gehört zum Brillantschmuck der Königinnen.

Hergestellt von Ignaz Konrad Plödterl und August Gotthelf Globig

Foto: Grünes Gewölbe, Staatl. Kunstsammlungen Dresden, Foto: Karpinski

Das Collier für Königin Amalie Auguste setzt sich aus 27 großen und einem tropfenförmigen Brillant zusammen. Die schlichte, silberne Fassung konzentriert den Blick ganz auf die funkelnden Steine.

Mehr: Grünes Gewölbe: Lesen Sie hier einige Reaktionen auf den Kunstdiebstahl in Dresden.

Unsere Partner
Anzeige
remind.me
Jetziges Strom-/Gaspreistief nutzen, bevor die Preise wieder steigen
Anzeige
Homeday
Immobilienbewertung von Homeday - kostenlos, unverbindlich & schnell
Anzeige
IT Boltwise
Fachmagazin in Deutschland mit Fokus auf Künstliche Intelligenz und Robotik
Anzeige
Presseportal
Direkt hier lesen!
Anzeige
STELLENMARKT
Mit unserem Karriere-Portal den Traumjob finden
Anzeige
Expertentesten.de
Produktvergleich - schnell zum besten Produkt