Kulturpolitik: Museen im Krisenmodus

In Hamburg sieht man in der aktuellen Energie- und Pandemiekrise auch Chancen.
Hamburg. Sind Museen systemrelevant, so wie Finanzinstitute oder Versorgungsunternehmen? Die Frage ist bislang nicht verbindlich beantwortet, weil sie nicht in der Breite der Gesellschaft komplex diskutiert wird. Aber sie stellt sich drängender denn je. Für den amerikanischen Philosophen Richard Rorty ist die Antwort ein klares Ja. Denn in den Museen werden die Arbeiten der ‚Kulturhelden‘ einer Gesellschaft ausgestellt.
Kulturhelden sind für Rorty diejenigen, die Sinn stiften, Sinn in jeder Hinsicht. Damit haben Künstler die Priester und die Naturwissenschaftler abgelöst, die keine gesellschaftlich relevante Verbindlichkeit mehr herstellen können.
Religiös fundierter Glauben verliert zunehmend stärker seine Gefolgschaft, und die Naturwissenschaften haben bislang kein populäres Narrativ entwickelt, das über die Sachebene hinausgeht. Es bleiben nur noch die Künste als Sinnproduzenten.
Doch was in den aufbegehrenden 1960er-Jahren mit Freude am herrschaftsfreien Gespräch begann, ist längst zu einer asymmetrischen Diskussionskultur verkommen. Gekämpft wird vor allem um Deutungshoheit, mit Machtinstrumenten und nicht mit Vernunft. Gegen die Künste.
Klimaaktivisten kleben sich an Bilderrahmen fest, attackieren Gemälde von Monet mit Kartoffelbrei, wie jüngst in Potsdam, gefährden einen van Gogh in London oder greifen in Den Haag „Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“ von Vermeer an. Sie wollen Aufmerksamkeit, und sie erhalten sie; um auf den Klimawandel hinzuweisen. Die Welt der Museen gehört bei ihnen zum Hades. Sie ist Teil des Problems, nicht Teil der Lösung, wenn es um die Rettung der Welt geht. Auch wenn sie das argumentativ verbrämen und kess das Gegenteil behaupten.





