Kunstmesse: Warum die Art Berlin scheiterte – und wer jetzt handeln sollte
In der deutschen Hauptstadt haben Kunstmessen offenbar einen schweren Stand.
Foto: Photographer's Choice/Getty ImagesBerlin. Nach drei Ausgaben ist Schluss für die Art Berlin. „Die Koelnmesse stellt bis auf Weiteres die Durchführung der Kunstmesse Art Berlin ein“, teilt die Muttergesellschaft der Art Cologne und ihrer Berliner Schwester mit.
„Allerdings“, erklärt Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung der Koelnmesse, „sehen wir momentan unter den gegebenen Bedingungen in Berlin keine Möglichkeit, eine Veranstaltung zu realisieren, die unseren Vorstellungen gerecht wird.“ So sei die weitere Nutzung des Standorts Tempelhof ab 2020 nicht gesichert und schließlich das finanzielle Ergebnis der bisherigen Veranstaltungen für die Koelnmesse nicht befriedigend gewesen. „Unsere Konzentration gilt nun mehr denn je den Kunstmessen am Standort Köln.“
Mit der Art Berlin scheitert der dritte Versuch, eine internationale Kunstmesse in der deutschen Hauptstadt zu etablieren. Diese war schon Nachfolgerin der Art Berlin contemporary abc, die 2008 von den Initiatoren des Gallery Weekend Berlin gegründet worden war. abc wiederum gilt als mitursächlich für das Scheitern des Art Forum Berlin, das in den 1990er-Jahren aus Protest gegen die Verhältnisse auf der Art Cologne entstanden war.
Daniel Hug, Direktor der Art Cologne und Vordenker der Übernahme der abc vor drei Jahren als Art Berlin, hat Verständnis für die Entscheidung und lobt seine Berliner Kollegen: „In so einer Lage ist es wichtig, dass die Leitung vor Ort eine realistische Einschätzung trifft.“ Das Ende der Messe beruhe auf der speziellen Berliner Situation. „Wir stellen die Messe nicht ein, weil sie kein Erfolg war. Das Problem waren die Hallen. Wir hatten keine Planungssicherheit für die Location, und wir sollten hinter der Positions platziert werden.“
Der Schwarze Peter liegt, Hug zufolge, beim Senat: „Wir haben keine Unterstützung von der Stadt bekommen.“ Auch sei der Antagonismus mit der anderen Berliner Kunstmesse nicht förderlich gewesen.
Der Marktplatz Berlin ist zu jung
Mit der Berliner Ausgabe der Positions, die seit letztem Jahr ebenfalls im ehemaligen Tempelhofer Flughafen stattfindet, existiert sehr wohl noch eine seriöse Kunstmesse. Für deren Mitgründer Kristian Jarmuschek kam die Absage der Art Berlin nicht überraschend. „Der Marktplatz Berlin ist zu jung, um allen Erwartungshaltungen von außerhalb der Stadt gerecht zu werden.“ Jarmuschek ist gleichwohl zuversichtlich: „Jetzt ist der Zeitpunkt, an dem Berlin die Zügel wieder in die Hand nehmen muss und sich zu seinem noch jungen, doch auch vielversprechenden und wachsenden Kunstmarktplatz bekennen sollte!“
Jarmuschek sieht allerdings auch die Politik und die Institutionen in der Verantwortung: „Dabei ist es dringend nötig, dass jetzt mehr und nicht weniger von Seiten des Senats in diesen investiert wird und das unverzichtbare synergetische Formate wie die Berlin Art Week bestehen bleiben und gestärkt werden. Berlin ist die Stadt, in der man Kunst entdecken kann und in der Karrieren beginnen. Genau diese besondere Qualität sollte die Politik nicht außen vor lassen, sondern endlich selbstbewusst in den Fokus rücken."
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