Neue „Dallas“-Staffel: Die Rückkehr der intriganten Ölmagnaten

Der alte Dallas-Clan.
New York . Wer sein Geld mit Erdöl verdient, hat in Amerika wahrlich schon schlechtere Zeiten erlebt. Dank neuer Fördertechnologien für Öl und Gas erlebt das Land einen Boom, so kräftig, dass die USA schon zum Ende des Jahrzehnts zum weltweit größten Produzenten aufsteigen könnten.
Allein in Texas hat sich die Zahl der Förderanlagen innerhalb von drei Jahren auf knapp 1000 verdreifacht, während Fachkräfte knapp werden, die Gehälter steigen und die Ölbarone immer reicher werden.
Es ist also nicht gerade so, dass der berühmteste aller Tycoons aus der Zeit gefallen wäre: J.R. Ewing, der fiktive Fiesling aus der US-Kultserie „Dallas“. Und wie im wirklichen Leben das Öl derzeit eine Renaissance erlebt, ist auch die Saga aus der 80ern um Öl, Macht und Familienbande zurück in der Neuzeit. Während in den USA diese Woche bereits die zweite Staffel angelaufen ist, startet „Dallas“ nun in Deutschland: Ab heute, 22.15 Uhr, zeigt RTL jeden Dienstag die zehn Folgen der ersten Staffel.
Auch wenn sich im Ewing-Clan auf der Southfork-Ranch in Texas in den vergangenen 30 Jahren viel getan hat, bleibt doch eines gleich: J.R., gespielt von Larry Hagman und der eigentliche Star bei „Dallas“, ist auch in der Neuauflage der intrigante Bösewicht, der seinen netten Bruder Bobby ausnutzt (damals wie heute gespielt von Patrick Duffy).
J.R. wird allerdings nur in der ersten Staffel zu sehen sein: Hagman war im November seinem Krebsleiden erlegen. In der zweiten Staffel soll J.R. ein Serienbegräbnis bekommen. „Ich werde J.R. sein, bis ich sterbe“, hatte Hagman vor einem Jahr gesagt. Er wird es immer sein. Sein Bild wird in der zweiten Staffel in der Southfork Ranch hängen.
In den ersten Folgen des neuen „Dallas“ ist Hagman ohne Frage ein ausgezeichneter Grund, dabeizubleiben. Mit 81 funkeln seine Augen immer noch so intrigant wie mit Mitte 40. „Blut mag zwar dicker sein als Wasser, aber Öl ist dicker als beides“, sagt er an einer Stelle über seine Prioritäten.
Doch die Hauptdarsteller der Neuauflage sind die Söhne. War im Original der Bruderkampf zwischen J.R. und Bobby der Mittelpunkt der Serie, so ist es heute der Nachwuchs. Bobbys Adoptivsohn Christopher (Jesse Metcalfe), ein aufrichtiger Bursche, will mit alternativen Energien ein „neues Exxon“ aufbauen. Das aber will ihm John Ross (Josh Henderson) verleiden, J.R.s stets diabolisch blickender Sohn und nicht weniger durchtrieben als der Alte. Er ist auf der Southfork Ranch auf Öl gestoßen und will seinerseits damit nun reich werden. Dumm nur, dass Onkel Bobby die Farm verkaufen will, um Geld für Christophers Umweltprojekt zu sammeln. Was wiederum J.R. mit hinterlistigen Tricks verhindern will.
Das alte „Dallas“ – in Deutschland erstmals im Juni 1981 zu sehen – war die erfolgreichste Serie der 80er Jahre und hat 14 Staffeln lang Hunderte Millionen Menschen fasziniert. Legendär waren die „Cliffhanger“ zum Ende der Staffeln. Als 1980 im US-Fernsehen J.R. niedergeschossen wurde, rätselten alle neun Monate lang: „Who shot J.R.? Die Auflösung sahen dann 76 Prozent der Fernsehzuschauer – ein Rekord. In der Türkei wurde sogar eine Parlamentssitzung unterbrochen, um den Abgeordneten die wichtige Nachricht mitzuteilen.

Gemälde der „Dallas“-Stars werden in den Räumlichkeiten der Southfork Ranch in Parker Texas – dem Ort des Geschehens in der Serie – ausgestellt.
Aber was wurde dem Zuschauer nicht alles zugemutet: Frauen wachen mit perfektem Haar auf. Mutter Ewing wird plötzlich von einer anderen Schauspielerin und dann wieder von der alten gespielt. Und zum Ende einer gesamten Staffel wird alles in 31 Folgen geschehene inklusive dem Tod Bobbys weggewischt mit diesem Satz von Pam: „Ich hatte einen furchtbaren Traum.“ Bobby antwortet: „Alles ist nie passiert.“
„Es ist so faszinierend schlecht, dass ich keine Folge versäume“, hat der Regisseur Ingmar Bergman einmal gesagt. „Die Handlung ist abstrus und unlogisch, die Kameraführung grauenhaft, die Regie entsetzlich, und unglaublich viele schlechte Schauspieler spielen unglaublich schlecht. Aber es ist irre faszinierend.“



Neuauflagen sind derzeit in den USA in Mode. Bei „Hawaii 5-0“ (in Deutschland auf Sat.1) klappte es auf dem US-Markt – bei „Drei Engel für Charlie“ (Sixx) nicht. Bei „Dallas“ wurde schon nach der vierten Folge eine zweite Staffel bestellt, weil es mit im Schnitt 6,9 Millionen Zuschauern der beste Serienstart der Saison war. Die „Washington Post“ schrieb, das neue „Dallas“ sehe zunächst furchtbar aus, „wie eine endlose Zwischenlandung in DFW“ – dem wenig charmanten Flughafen von Dallas. „Aber doch: Das neue ,Dallas' hat Suchtpotenzial.“
„Wir sind so verrückt und lebensuntüchtig wie immer“, sagt Linda Gray, die wieder Sue Ellen spielt. Aber der Erfolg der Neuauflage war nicht sicher. „Nach so langer Zeit weiß man ja nie, wie sich das Publikum verändert hat“, sagte Hagman der deutschen „TV Movie“. „Wir mussten erst mal die alte Zielgruppe zurückholen: die 45- bis 1800-Jährigen. Meine Altersklasse. Der Rest war Glück – und wir hatten es.“
Im wahren Leben war Hagman übrigens, ganz wie sein Serien-Neffe Christopher, ein Verfechter alternativer Energien. „Ich bin immer noch im Energiegeschäft“, sagte er im Jahr 2010 in einem Werbespot der deutschen Firma Solarworld. „Es gibt immer eine Alternative“. Auch grüne Energie hat übrigens gleich um die Ecke der Southfork Ranch eine Zukunft: In Texas stehen die meisten Windkraftanlagen in ganz Amerika.





