Pandemie in den USA Museen ohne Reserven droht das Aus

Das Haus für die Geschichte der Immigration startete einen Hilferufe an Gönner.
New York Ende Juli warnte die Non-Profit-Organisation „American Alliance of Museums” (AAM), dass ohne zusätzliche öffentliche oder private Finanzspritzen jedes dritte Museum permanent schließen könnte. Dem liegt eine Umfrage unter 760 amerikanischen Museumsdirektoren zu Grunde.
87 Prozent der im Juni Befragten gaben an, ihre Reserven reichten maximal ein Jahr, für über die Hälfte werden sie bereits innerhalb der kommenden Monate versiegen. In den USA deckt die öffentliche Unterstützung im Durchschnitt weniger als 25 Prozent des Unterhalts ab. Den Rest müssen Einnahmen und Spenden kunstliebender Mäzene und Philanthropen beitragen.
Der Pool der Befragten war breit angelegt, listet auch Historische Museen, Zoos und Botanische Gärten auf. Kunstmuseen stellen mit 20 Prozent den zweitgrößten Block.
„Durch die vorübergehende Schließung der Institutionen verschwanden Einkommensquellen über Nacht“, so Laura Lott, Präsidentin und CEO von AAM. „Viele Museen haben kein finanzielles Sicherheitsnetz. Selbst wenn sie in den kommenden Monaten teilweise öffnen können, werden die Kosten die Einnahmen übersteigen.“
Der Ausfall von 12.000 Museen werde verheerende Folgen für Gemeinden, Wirtschaft, Bildungssystem und unsere Kulturgeschichte haben: „Museen unterstützen 726.000 Arbeitsplätze und tragen jährlich 50 Milliarden Dollar zur Wirtschaft bei“.
Viele Institutionen lieferten während des Lockdown ein starkes digitales Angebot – meistens kostenfrei. Aber der Umfrage zufolge sehen sich über 40 Prozent nach der Wiedereröffnung gezwungen, Personal zu reduzieren. 64 Prozent der Direktoren prognostizieren Kürzungen, auch im Bereich der Museumspädagogik.
Ersparnis durch Entlassung
Bereits im April hatte der New Yorker Think-Tank „Center for an Urban Future“ die verheerenden Folgen vor allem für kleine und mittlere Kulturorganisationen der Stadt herausgestrichen. Sie verloren 50 Prozent oder mehr ihrer Etats. Schwer angeschlagen ist das Tenement Museum auf der Lower East Side, das in zwei Mietskasernen die Geschichte der Immigration im 19. und 20. Jahrhundert darstellt.
Vor der Epidemie sorgten eigene Einnahmen für 75 Prozent des Jahresetats von 11,5 Millionen Dollar. Museumspräsident Morris J. Vogel reduzierte die Kosten bisher vor allem durch Entlassungen und Zwangsurlaub. Mit dem Aufruf „Help the Tenement Museum survive“ appelliert das Museum nun über Online-Kanäle nicht nur an große Philanthropen, sondern auch an viele kleine, private Stifter.
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