Sotheby's Auktion Ausverkauf in Las Vegas: Elf Picassos für 109 Millionen Dollar

Sotheby's hatte den Londoner Starauktionator und Angestellte aus New York, Houston und Miami eingeflogen und für das Event einen Auktionssaal nachgebaut. Für das Stillleben hämmerte Barker 16,6 Millionen Dollar ein.
Las Vegas Sotheby’s auf Tournee! Zum ersten, und vielleicht nicht zum letzten Mal, exportierte der Versteigerer „die Magie einer New York Abendauktion“. So schwärmerisch formulierte es Brooke Lampley, Sotheby’s Chairman and Worldwide Head of Sales of Global Fine Art.
Erster Stop: Las Vegas. Hier hatte das börsennotierte US-amerikanische Unterhaltungsunternehmen MGM Resorts International elf Werke Picassos zu verkaufen, darunter fünf Gemälde mit Taxen in Millionenhöhe. Seit der Eröffnung des Casino-Hotels Bellagio im Jahr 1998 waren sie Teil des Dekors im „Picasso Restaurant“.
Der damalige Besitzer, der als Großsammler bekannte Casinomagnat Steve Wynn, verkaufte das Hotel im Jahr 2000. Laut Pressemitteilung überdenkt MGM Resorts International gerade das Kunstportfolio und will den neuen Fokus auf Inklusion und Diversifizierung legen.
Die Auktion war Höhepunkt eines mit Events gespickten Wochenendes, das am Sonntag mit der Versteigerung „Icons of Excellence & Haute Luxury“ zu Ende ging. Sie bot Classic Cars, Schmuck, Uhren und Hermès-Handtaschen; aber alles wurde vom Rekord für ein Paar Sportschuhe in den Schatten gestellt. Michael Jordans getragene Sneakers „Nike Air Ship“ von 1984 wechselten zu 1,5 Millionen Dollar die Hände.
Sotheby’s hatte für die am Samstag um 18 Uhr Ortszeit startende Picasso-Auktion den Londoner Starauktionator Oliver Barker und auch etwa zehn Angestellte aus New York, Houston und Miami eingeflogen. Sie gaben in einem nachgebauten Auktionssaal per Telefon Gebote ihrer Kunden weiter. Aber der Saal fasste dazu auch etwa 80 Bieter; natürlich weitaus weniger als die mehrere Hunderte von Marktteilnehmern, die solch eine Versteigerung in New York anziehen würde.
Kurz vor den New Yorker Novemberauktionen testeten die Werke aus unterschiedlichen Perioden erfolgreich den Picasso-Markt. In den nächsten Wochen wollen Christie’s und Sotheby’s zusätzlich vier Werke über 15 Millionen Dollar vermitteln. In Las Vegas konnte Barker innerhalb von 45 Minuten 109 Millionen Dollar brutto absetzen. Sie lagen über der Erwartung von 104 Millionen Dollar, jedes Werk wurde verkauft.

Seit der Eröffnung des Casino-Hotels Bellagio im Jahr 1998 waren die Werke Picassos Teil des Restaurantdekors.
Vor allem für die preiswerteren Keramikobjekte engagierten sich die Bieter im Saal. Das erste Los, die handbemalte Fliese „La Fenêtre de l’atelier La Californie“ von 1956, brachte gleich 214.200 Dollar. Die Taxe hatte bei höchstens 80.000 Dollar gelegen.
Den weißen Terrakottakrug mit eingeritztem Gesicht, „Aiguière-Visage“ von 1954, hatte Wynn 1997 für etwa 33.000 Dollar ersteigert. Nun kostete er 315.000 Dollar.
Der erfolgreiche Käufer am Telefon sicherte sich dazu eines von zwei angebotenen Stillleben, die während des Krieges entstanden: „Nature morte aux fleurs et au compotier“, zusätzlich signiert mit dem Datum „14.9.1943“. Er bewilligte taxgerechte 8,3 Millionen Dollar mit Aufgeld. Wie zwei weitere Werke des Abends war das Stillleben durch ein unwiderrufliches Gebot vorverkauft.
Teuerstes Werk wurde unerwartet ein kleinformatiges, lichterfülltes Porträt der Picasso-Muse Marie-Thérèse. Vier Bieter hievten „Femme au béret rouge-orange (14.1.1938)“ weit über die Taxe auf 40,48 Millionen Dollar.
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