Instagram, Youtube, Facebook: Die Verkaufsmasche der Netzköniginnen
Düsseldorf. „Folgt mir! Schaut meine Bilder und Videos! Gebt mir Herzchen! Redet mit mir!“ Diese vier Dinge sind die Basis, um durch das Internet bekannt zu werden. Reich werden so aber nur diejenigen, die ihre Prominenz in ein Geschäftsmodell verwandeln. Tausenden jungen Leuten gelingt dies recht schnell, indem sie mehr oder minder offen, aber ohne schlechtes Gewissen für Unternehmen aller Art werben.
Im Internet hat sich so eine Hackordnung herausgebildet. Beispiel Instagram: Schon bei wenigen tausend Followern verteilen Großkonzern kleine Geschenke an Netzstars, die andere beeinflussen und daher „Influencer“ genannt werden. Ab 10.000 Followern wird aus einem Hobby oft eine Nebenbeschäftigung, die etwas einbringt.
Ein lohnendes Geschäft ist das Netz ab 100.000 Fans, wenn Follower fleißig Herzchen verteilen, kommentieren und auf Tipps anspringen. Auf dem Weg zu Multimillionären sind sogar die Netz-Königinnen Dagi Bee, Shirin David und Paola Maria. Wenn sie, wie in Düsseldorf auf dem Beauty-Event Glow, über einen roten Teppich flanieren, werden sie wie Popstars gefeiert.
Derartiges ist in der von Teenies dominierten Schönheits-Szene offenbar normal. Auf alle, die nicht in dieser Beauty-Welt leben, wirkt es dagegen befremdlich. Zumal die rund 5000, meist blutjungen Fans auch kräftig in den Geldbeutel greifen: Sie zahlen ordentlich Eintritt für das Event, sie blechen für ein Date mit ihrem Star, und sie kaufen Kosmetika, Kleider sowie Schmuck ihrer Stars.
Zehn Netzköniginnen
Das hat alles einen faden Beigeschmack, weil das Kernpublikum so jung ist und die Vorbilder allerlei Produkte zum Teil extrem pushen. Davon profitieren die Unternehmen der Schönheitsbranche. Kein Wunder, dass die Veranstalter der Glow mehr als 90 „Premium Partner“ hatten, darunter so bekannte Konzerne wie die Drogeriemarktketten „dm“ und „Rossmann“ und Beautymarken wie Estée Lauder oder Lancôme.
Mit Influencern das eigene Geschäft zu treiben, ist für viele Unternehmen der Schönheitsbranche inzwischen normal. Einen der Topstars im Netz zu verpflichten und mit diesem eine eigene Kollektion zu entwickeln, wird zur Regel. Einige der neuen Schönheitsköniginnen gehen jedoch bereits deutlich darüber hinaus, so wie Dagi Bee, der auf Instagram fast fünf Millionen folgen.

Drei Stars der Schönheitsbranche im Internet (von links): Shirin David (22), Dagi Bee (22) und Paola Maria (23). Zusammen haben sie auf der Bilderplattform Instagram mehr als zehn Millionen Fans.
Auf der Glow in ihrer Heimatstadt Düsseldorf ist sie mit dem eigenen „Dagi-Shop“ angereist. Da verkauft sie alles, was mit ihrer Person zu tun hat: von Shirts und Kappen über Schmuck bis zu Tickets für Events, bei denen sie vielleicht selbst auftritt, vielleicht aber auch nur ihre Mitarbeiter kommen, um in ihrem Namen irgendwelche Klamotten zu verkaufen.
Derartige Verkaufsmöglichkeiten haben inzwischen auch etliche andere Stars der Szene aufgelegt, doch Dagi ist ihnen noch ein paar Schritte voraus. Ihre „Dagi-Shop Pop-Up Tour“ wird wie die Konzerttour eines Rockstars inszeniert. Tickets für inzwischen ein Dutzend Termine von Hamburg bis Wien gibt es „ab 2,19 Euro“.
Solche Eintrittskarten sind derart begehrt, dass bereits die Hälfte dieser zehnstündigen Shop-Events ausverkauft ist und für andere online nur noch Karten in Randzeiten erhältlich sind. Dagi Bee selbst befeuert dieses Geschäft, wo und wie es nur geht. „Da könnt ihr auch gerne mal hingehen“, sagte sie ganz unverblümt zu einem jungen Mann, der sie auf der Glow interviewte.
Die genauso charmante wie geschäftstüchtige Düsseldorferin, die erst 22 Jahre alt ist, nimmt damit die nächste Karrierestufe. Vor allem durch Youtube hat sie sich selbst in nur vier Jahren in der Mode- und Kosmetikbranche zu einer Marke für ein Millionenpublikum gemausert. Diese Popularität nutzt sie nun, um das Unternehmen rund um ihre Person auszubauen.
Auch andere, die ähnlich berühmt sind, wachsen auf diese Weise. Interessant dabei ist, dass die Stars der Szene fast alles machen können, was sie wollen. Sie haben so viele treue und hingebungsvolle Fans, die ihnen auch weiter folgen, selbst wenn mal etwas daneben geht. Das ist zuletzt etwa Bianca Heinicke passiert, besser bekannt als „Bibis Beauty Palace“.
Auf Youtube hat sie 4,47 Millionen Abonnenten, also noch mehr als Dagi Bee. Doch ihr jüngster Streich, ein Pop-Song, polarisierte extrem. Über das Lied senkten mehr als 2,1 Millionen Internetnutzer den Daumen - ein ungewöhnlich hoher Wert auf Youtube. Nur gut 327.000 mögen das den Song. Da zeigt sich ein krasses Missverhältnis, das in den sozialen Netzwerken ungewöhnlich ist.



Bibi kann sich allerdings damit trösten, dass auch diese Aktion ihre Bekanntheit weiter gesteigert hat. Immerhin hat ihr Video mit dem Song „How it is (wap bap …)“ mehr als 34 Millionen Aufrufe – was fantastisch ist. Und letztlich gilt in den sozialen Netzwerken: Reichweite zählt. Und zahlt sich über kurz oder lang in barer Münze zurück.





