Jürgens Weinlese: Wie Genießer ihren Weinkeller verwalten können
Düsseldorf. Wie behalte ich den Überblick im Weinkeller? Zahl der Flaschen, Einkaufspreise, Trinkreife – Beispiele von notwendigen Informationen, um einen Weinkeller halbwegs vernünftig zu verwalten.
Ich pflege diese Übersicht mit meinem iPad und der App „Vinfox Cave“. Die ist sogar kostenlos, was für mich aber nicht unbedingt der wichtigste Grund für meine Entscheidung war. Die App ist nicht perfekt; sie bietet mir aber die folgenden Vorteile:
Das Beste ist die Datenbank. Schließlich fangen nur wenige Weinliebhaber mit null Flaschen an, sondern müssen ihre vorhandenen Flaschen erst „einbuchen“. Bei Vinfox brauche ich nur wenige Buchstaben eingeben, damit die Datenbank mir passende Weine präsentiert. Danach wähle ich den richtigen Wein aus und „lagere“ ihn anschließend mit nur wenigen händischen Eingaben wie Jahrgang, Preis und Stückzahl per Fingerzeig ein.
Weinliebhaber Jürgen Röder.
Die Suche funktioniert nicht immer – vor allem dann nicht, wenn ich Weine aus Weinfilialen wie Jacques oder Mövenpick einbuchen will. Schließlich sind deren Flaschen oft mit eigens für ihre Geschäfte georderten Etiketten bzw. Weinbezeichnungen versehen. Da die Datenbank für den Schweizer Markt bestimmt ist, fehlen zudem einige Weine, die in Deutschland erhältlich sind.
Ich habe bei der App aber auch die Möglichkeit, neue Weine anzulegen. Mir war dieses allerdings bislang zu mühselig. Dadurch ergibt sich natürlich eine Differenz zwischen dem Ist-Bestand und der App-Zahl. Ebenfalls einfach gehalten ist das „ausbuchen“ – wenn ich eine Flasche getrunken oder verschenkt habe.
Bei der App sind auch persönliche Notizen, wie Trinkreife oder ein eigenes Punktesystem für die jeweiligen Tropfen, mit einer anschließenden Selektion nach Top-Bewertung und sofortigem Genuss möglich. Und die Daten, die ich eingegeben habe, kann ich über einen Server synchronisieren, so dass ich auch über den PC darauf zugreifen kann.
Falls ich mit der Bedienung nicht klar komme, ist innerhalb von zwei Sekunden ein Handbuch auf dem iPad verfügbar. Auch können die Weine in verschiedene Läger (z.B. Weinschränke oder Regale) angelegt werden. Die Software soll nach Angaben von Vinfox demnächst weiterentwickelt werden.
Bei der Vinfox-App würde ich mir persönlich noch einen besseren Informationsaustausch zwischen den Benutzern wünschen. Schließlich ist nach Angaben des Schweizer Unternehmen Vinfox die App bereits 16.000 Mal heruntergeladen worden - auch wenn viele inaktive Nutzer dabei sein sollten. Eine „Top Ten“ der gelagerten Weine würde mich beispielsweise schon interessieren, auch eine Kontaktmöglichkeit mit anderen App-Nutzern wäre schön.
Mag sein, dass es bessere Apps gibt. Aus der Mac-Welt sind mir noch Vinoteca (44,99 Euro), Webnwine (5,49 Euro) und Open Cellar (3,59 Euro) bekannt, ausprobiert habe ich sie noch nicht. Unter dem Android-System gibt es auf jeden Fall Kellermeister (kostenlos) und Weinkeller (kostenlose und kostenpflichtige Version).
Eines sollten sich Wein-Liebhaber merken: Die Weinkeller-App wird nie auf dem richtigen Stand sein, wenn sie nicht gepflegt wird. Einpflegen ist relativ einfach, weil dafür meist eine Papierrechnung vorliegt. Weine austragen ist schon schwieriger, weil beim Trinken schnell die notwendige Buchhaltermentalität abgelegt wird – spätestens beim Öffnen der zweiten Flasche.
Der Autor ist Wein-Liebhaber und freut sich über Leserreaktionen. Mailadresse: roeder@handelsblatt.com
